Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen

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Hl. Magdalena (Marburg, Elisabethkirche)

Marburg, Elisabethkirche (Lage anzeigen) → Noli-me-tangere-Fenster Chor SÜD II
Basisdaten | Katalog | Indizes | Abbildungen
Basisdaten
ID:

321-1-29-03

Band:

III/3

Katalog Seite(n):

445 f.

Nr.:

4a

Titel:

Hl. Magdalena (Marburg, Elisabethkirche)

Anmerkung:

H. 96 cm, B. 83 cm.

Datierung:

um 1300-1320

Zuordnung:

Marburg, Elisabethkirche » Die hochgotische Farbverglasung » Die Werkstatt des Noli-me-tangere-Fensters » Noli-me-tangere-Fenster Chor SÜD II

Katalog

Erhaltung

Das zugehörige Kopfstück mit der Bogenarchitektur ist verloren. Dagegen blieb der Torso bis auf die äußeren Perlbandstreifen nahezu vollkommen intakt erhalten; hier mussten lediglich drei Gewandstücke erneuert werden. Allerdings durchziehen heute zahlreiche störende Notbleie die Komposition. Auf dem blauen Gewand ist beginnender Lochfraß zu erkennen, stellenweise ist die Halbtonbemalung abgängig, an der weitgehend verlorenen Blattäderung der Eichblattborten wird der Verlust der Zeichnung besonders augenfällig.

Ikonographie

Maria von Magdala präsentiert sich in höfischer Aufmachung: Unter dem kunstvoll am Oberkörper drapierten, mit Feh gefütterten Mantel liegt ein gelbes, mit Borten verziertes Gewand, das den Blick auf die gemusterten Schuhe frei lässt. Das Salbgefäß wird von der im Mantel verhüllten Hand gehalten. Das ungewöhnlich dynamische Standmotiv mit ausgestelltem linken Bein hat wohl zu Missverständnissen bei der Rekonstruktion des Oberkörpers geführt: Schulter und Kopf zeigen heute in die diametral entgegengesetzte Richtung, müssen sich aber ursprünglich wie der Torso nach links, also weg von Christus, ausgerichtet haben. Vielleicht betont diese manierierte Haltung Magdalenas den Moment des Erschreckens darüber, in dem vermeintlichen Gärtner Christus erkannt zu haben (Io 20,14–18). Im rechten Konturverlauf des Mantels zeichnet sich der Ellenbogen einer erhobenen Hand ab; diese gehört zum festen Kanon der Noli-me-tangere-Darstellungen. Die Charlottenburger Werkstatt hat hier die ergänzte Hand an die Wange Magdalenas geführt und damit die Heilige als Trauernde interpretiert. Auch eine solche Deutung wäre denkbar, denn Jesus wandte sich an sie mit den Worten: »Frau, warum weinst du« (Io 20,15). Der Erscheinung Christi vor Maria von Magdala geht im Johannesevangelium die Begegnung mit den Engeln am leeren Grab voraus. Thematisch ließe sich die zwischen Grablegung und Auferstehung angesiedelte Szene gut mit der Funktion der Südkonche als dynastische Grablege der hessischen Landgrafen vereinbaren.

Bildnachweis:

CVMA T 5722

Indizes
Iconclass:

73E31 = Maria Magdalena kniet vor Christus, der in der Regel als Gärtner mit einer Hacke und/oder einem Spaten dargestellt ist: Noli me tangere

Sachbegriffe:

Hände · Mäntel · Noli me tangere · Salbgefäße · Schuhe

Personen:

Maria Magdalena

Abbildungen

Bildnachweise

  1. Noli me tangere. Chor S II, 4-6 a/b (Montage). Marburg, um 1300-1320. (Ausschnitt) – CVMA Band III/3, S. 631 Abb. 302 (Ausschnitt).
    © Glasmalerei Dr. H. Oidtmann GmbH
  2. Noli me tangere. Chor S II, 4-6 a/b (Montage). Marburg, um 1300-1320. (Ausschnitt) – CVMA Band III/3, S. 631 Abb. 302 (Ausschnitt).
    © Glasmalerei Dr. H. Oidtmann GmbH
  3. Noli me tangere. Chor S II, 4-6 a/b (Montage). Marburg, um 1300-1320. (Ausschnitt) – CVMA Band III/3, S. 631 Abb. 302 (Ausschnitt).
    © Glasmalerei Dr. H. Oidtmann GmbH
  4. Hl. Magdalena: ES [= Erhaltungsschema] Chor S II, 6b – CVMA Band III/3, S. 445 Fig. 567.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rainer Wohlrabe)

Noli-me-tangere-Fenster Chor SÜD II: weitere Scheiben

Empfohlene Zitierweise
„Hl. Magdalena (Marburg, Elisabethkirche)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/321-1-29-03> (aufgerufen am 02.05.2024)