Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen

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Hl. Elisabeth von Thüringen (Marburg, Elisabethkirche)

Marburg, Elisabethkirche (Lage anzeigen) → Elisabeth-Franziskus-Fenster Chor nord II
Basisdaten | Katalog | Indizes | Abbildungen
Basisdaten
ID:

321-1-03-02

Band:

III/3

Katalog Seite(n):

372 f.

Nr.:

3-7a

Titel:

Hl. Elisabeth von Thüringen (Marburg, Elisabethkirche)

Anmerkung:

H./B.: 3a: 53/80 cm; 4a: 55,5/80,5 cm; 5a: 54/81 cm; 6a: 96,5–97/80,5 cm; 7a: 81/82 cm.

Breite:

82.00 cm

Höhe:

81.00 cm

Datierung:

um 1240-1250

Zuordnung:

Marburg, Elisabethkirche » Die spätromanische Erstausstattung » Die Verglasung des Chores um 1245/50 (Werkstatt der spätromanischen Standfiguren » Elisabeth-Franziskus-Fenster Chor nord II

Katalog

Inschriften

Auf dem Schriftband in gotischen Majuskeln: Q(V)I ME PLASM(AVI)T MEA M(ENS HVNC) SE(M)P(ER) AMAVIT (Der mich geschaffen hat, den hat mein Herz stets geliebt). Auf dem Kronenreif in gotischen Majuskeln: S • ELI/SABETh.

Erhaltung

Der figürliche Bestand zeigt nur marginale Eingriffe, einige wenige Glasstücke im Mantel, ein Teil der rechten Hand und der linke Schuh sind erneuert. Offenbar ist der Hintergrund unter Hinzuziehung einiger Bortenstücke aus anderen Zusammenhängen vollständig neu gestaltet worden, ebenso weite Teile der Randstreifen und die Baldachinarchitektur mit Ausnahme der seitlichen Turmspitzen.

Ikonographie

Elisabeth trägt eine ungewöhnlich herrschaftliche Kleidung. Der reich verzierte Mantel verhüllt ihren Oberkörper gänzlich und lässt nur den Blick auf Beine und Schuhwerk frei, die von einem Kleid mit bodenlangem Untergewand bedeckt sind. Ihr Gesicht umschließt wie im kleinfigurigen Elisabeth-Medaillonfenster ein Gebende und ein bis auf Brusthöhe breit herabfallender Witwenschleier. Elisabeths Nimbus fällt durch die rote Farbigkeit und die außergewöhnliche Größe aus der Reihe. In der Rechten hält sie das Spruchband, die erhobene Linke ist wohl Ausdruck von Demut und Dank für die erhaltene Ehrerweisung, denn ein Engel schwebt von oben herab, um der Heiligen die Krone aufs Haupt zu setzen. Die Zeremonie ruft das Ereignis der posthumen Krönung Elisabeths durch Kaiser Friedrich II. am Tag der Erhebung ihrer Gebeine in Marburg (1. Mai 1236) in Erinnerung. Im Kontext mit der Krönung Mariens wird Elisabeth an der Seite Christi (vgl. Rekonstruktion) auf eine gemeinsame Ebene mit Maria gehoben und feiert nun, wie Caesarius von Heisterbach schreibt, »zusammen mit Christus, den sie wie einen Bräutigam liebte, das himmlische Hochzeitsfest«99. Das Schriftband bestätigt schließlich unseren Vorschlag zur Rekonstruktion des Bildprogramms in diesem Sinne, in welchem sich ihre Liebe zu Christus noch einmal unmissverständlich ausdrückt. Der Hinweis auf den Schöpfer fand im Maßwerk seine ikonographische Umsetzung.

Komposition, Technik

Die horizontal durchlaufenden Ergänzungen zwischen der Kronenspitze und der Engelsfigur sind Indiz dafür, dass die Bogenarchitektur mit den seitlich aufragenden Kapitellen ursprünglich – wie heute noch im Christus-Maria-Fenster – als Einzelfeld bestand, die Armierung also unmittelbar über dem Nimbus ansetzte und damit zwischen den seitlichen Konsolen »auflag«. Die Mauerzinnen sind möglicherweise eine moderne Erfindung, die sich mit dem Versatz des Fensters in eine neue Umgebung begründen ließe. Dem Sinn für tektonische Logik dieser Werkstatt würde es entsprechen, wenn man sich die an den Bogenseiten vorhandenen Kapitelle mit ursprünglich zu den Seiten der Figur hinablaufenden Säulenschäften und Basen vorstellt.

Bildnachweis:

CVMA T 6087 (3a), 6089 (4a), 6091 (5a), 6093 (6a), 6095 (7a)

Indizes
Iconclass:

11HH(ELISABETH OF HUNGARY) = Elisabeth von Thüringen, Ehefrau und Witwe des Landgrafs von Thüringen, franziskanische Terziarin; mögliche Attribute: Bettler, Krüppel, Fisch, Brotlaibe, Leprakranker, Kirchenmodell, Wasserkrug, Rosen im Schoß, Grindkopf, drei Kronen · 22C311 = Nimbus, Heiligenschein (als Strahlen, die von Personen ausgehen)

Sachbegriffe:

Bögen · Engel · Heiligenscheine · Inschriften · Kronen · Majuskeln, gotische · Mauern · Mäntel · Nimben · Witwenschleier

Personen:

Elisabeth <Thüringen, Landgräfin>

Abbildungen

Bildnachweise

  1. Hl. Elisabeth von einem Engel gekrönt. Marburg, Elisabethkirche, Chor n II, 4-6a. Niedersachsen, um 1240/50. – CVMA Band III/3, S. 352 Fig. 427.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
  2. Hl. Elisabeth von Thüringen: ES [= Erhaltungsschema] Chor n II, 4a – CVMA Band III/3, S. 372 Fig. 447.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rainer Wohlrabe)
  3. Hl. Elisabeth von Thüringen: ES [= Erhaltungsschema] Chor n II, 4a – CVMA Band III/3, S. 372 Fig. 447.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rainer Wohlrabe)
  4. Hl. Elisabeth und Johannes Evangelista. Chor n II, 4-7 a/b (Montage). Niedersachsen, um 1240/50. (Ausschnitt) – CVMA Band III/3, S. 617 Abb. 274 (Ausschnitt).
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rafael Toussaint)
  5. Hl. Elisabeth (Detail aus Abb. 274). (Ausschnitt) – CVMA Band III/3, S. 618 Abb. 276 (Ausschnitt).
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rafael Toussaint)

Elisabeth-Franziskus-Fenster Chor nord II: weitere Scheiben

Empfohlene Zitierweise
„Hl. Elisabeth von Thüringen (Marburg, Elisabethkirche)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/321-1-03-02> (aufgerufen am 04.05.2024)