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Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen

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Pelikan erweckt seine Jungen (Frankenberg · Liebfrauenkirche)

Frankenberg · Liebfrauenkirche (Lage anzeigen) → Langhausrose süd XIV
Basisdaten | Katalog | Indizes | Abbildungen
Basisdaten
ID:

307-1-05-01

Band:

III/3

Katalog Seite(n):

120

Nr.:

o. A.

Titel:

Pelikan erweckt seine Jungen (Frankenberg · Liebfrauenkirche)

Anmerkung:

Durchmesser ca. 35 cm.

Rundscheibe:

1

Datierung:

1. Viertel 14. Jahrhundert

Zuordnung:

Frankenberg · Liebfrauenkirche » Langhausrose süd XIV

Katalog

Erhaltung

Ohne Ergänzungen. Die Schwarzlotzeichnung ist sehr stark berieben, flächendeckender Lochfraß an den blauen Farbgläsern mit verminderter Lichtdurchlässigkeit, weniger dicht an den anderen Gläsern. Beim Pelikan je zwei Sprünge an Flügel und Beinen. Das gleiche, stark verwitterte Erscheinungsbild auch an den vier Blütenrosetten, die keinerlei Bemalung aufweisen.

Ikonographie

Der Physiologus beschreibt dieses analoge »Naturereignis« zum Opfertod Christi22. Demnach reißt sich der Pelikan vor Trauer über den Tod seiner Jungen mit dem Schnabel die eigene Flanke auf. Das herausfließende Blut erweckt die Jungen erneut zum Leben. Ein Parallelbeispiel für die Verlagerung dieser Darstellung in die Maßwerkzone liefert eine im Musée de l’Œuvre-Notre-Dame zu Straßburg aufbewahrte Dreipassscheibe (14. Jh.) unbekannter Provenienz23.

Farbigkeit, Technik

Vor tiefblauem Grund der Pelikan mit weißem Bauchkleid, rostbraunem Rücken und gelbem Schnabel. Seine Jungen braun mit gelben Schnäbeln im saftgrünen Nest. Die vierblättrigen Blüten mit abwechselnd roten und blauen Blättern sowie roten Blütenstempeln. Das ungewöhnlich changierende Federkleid des Pelikans wurde wohl mittels eines von Rot nach Weiß verlaufenden Überfangglases erzielt.

Stil, Datierung

Aus der stilistisch geschlossenen Gruppe der Figurenfelder fällt die Rundscheibe mit dem Pelikan aufgrund ihrer vollkommen anderen Zeichentechnik heraus. Die Konturen sind sicher und geschlossen, die Binnenzeichnung gegenüber der reichen und bisweilen skizzenhaft-nervösen Modellierung der Chorverglasung klar definiert. Zudem fand hier ein anderes Farbglas Verwendung. Trotz des inhaltlichen Bezugs zum Opfertod Christi lässt sich daher zu den Passionsszenen im Achsenfenster keine Verbindung herstellen. Die Scheibe weist vielmehr in die ersten Jahrzehnte des 14. Jh. und könnte den Rest einer Maßwerkfüllung eines zweibahnigen Passionsfensters in Lang- oder Querhaus darstellen.

Bildnachweis:

CVMA K 12541a

Indizes
Iconclass:

11D131 = Christussymbole aus der Tierwelt · 25FF36(PELICAN) = Wasservögel: Pelikan - FF - fabulous animals (sometimes wrongly called 'grotesques'); 'Mostri' (Ripa)

Sachbegriffe:

Blütenrosetten · Jungen · Nester · Pelikane · Rundscheiben · Tiere

Abbildungen

Bildnachweise

  1. Pelikan erweckt seine Jungen. Frankenberg, Liebfrauenkirche, Lhs. S XIV0. 1. Viertel 14. Jh. – CVMA Band III/3, S. 547 Abb. 38.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Joern Klaes)
  2. Pelikan erweckt seine Jungen: ES [= Erhaltungsschema] Lhs. S XIV, o – CVMA Band III/3, S. 120 Fig. 71.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rainer Wohlrabe)
Empfohlene Zitierweise
„Pelikan erweckt seine Jungen (Frankenberg · Liebfrauenkirche)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/307-1-05-01> (aufgerufen am 20.05.2024)