Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen

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Kreuzigung Christi (Marburg, Elisabethkirche)

Marburg, Elisabethkirche (Lage anzeigen) → Johannes-Bartholomäus-Fenster Chor I
Basisdaten | Katalog | Indizes | Abbildungen
Basisdaten
ID:

321-1-01-03

Band:

III/3

Katalog Seite(n):

366 f.

Nr.:

2AB0-6

Titel:

Kreuzigung Christi (Marburg, Elisabethkirche)

Anmerkung:

Durchmesser 2AB0: 51 cm; H./B. 2AB1–6: je 25/29 cm.

Durchmesser:

51.00 cm

Datierung:

um 1240-1250

Zuordnung:

Marburg, Elisabethkirche » Die spätromanische Erstausstattung » Die Verglasung des Chores um 1245/50 (Werkstatt der spätromanischen Standfiguren) » Johannes-Bartholomäus-Fenster Chor I

Katalog

Inschrift

Über dem Kreuzbalken im oberen Passfeld in gotischen Majuskeln der Kreuztitulus: • IH(E)S(VS) • NA(ZARENVS) • R(EX) • I (VDEORVM).

Erhaltung

Die stilistisch einfühlsame Ergänzung der oberen Kopfhälfte Christi zeugt von den hohen künstlerischen Fertigkeiten der Charlottenburger Werkstatt. Abgesehen von einigen erneuerten Stücken des blauen Randstreifens ist die Rundscheibe substantiell sehr gut erhalten, zwei Passlappen besitzen größere Ergänzungen. Einige Sprünge.

Ikonographie

Die Maßwerkrundscheibe zeigt die medaillonfüllende Darstellung Christi am Kreuz. Das Haupt Christi neigt sich schlaff herab, sein langes lockiges Haar fällt in Strähnen auf die Schultern. Dem Gekreuzigten ist ein knielanges und vergleichsweise breites Lendentuch umgebunden. Aus der Seitenwunde fließt Blut. Mit vier Nägeln ist der Erlöser an ein grünes, mit Blattranken verziertes Kreuz genagelt, dessen Längsbalken an beiden Enden bis in die Passlappen hinein verlängert ist. Oben befindet sich der Titulus, unten zu Füßen des eingekeilten Kreuzstammes der auf die Richtstätte Golgotha hinweisende Schädel Adams. Die Darstellung der vier Kreuze in den verbleibenden Pässen könnte eine gestalterische Notlösung sein oder auf die vier Nagelwunden Christi verweisen. Gegenüber der die Kreisform ausfüllenden Figur des Gekreuzigten mussten Maria und Johannes aus Platzmangel im kleineren Figurenmaßstab wiedergegeben werden. Maria trägt einen Schleier und erscheint ganz in ihren Mantel eingehüllt, den sie mit der Linken zur Wange führt. In spiegelbildlicher Entsprechung hebt auch Johannes die rechte Hand an sein in Trauer geneigtes Haupt. Haseloff 1907 vergleicht die Darstellung mit einem heute verschollenen Kreuzigungsbild des Halberstädter Domgymnasiums, in dem neben allgemeinen Übereinstimmungen der Bildkomposition als weitere Besonderheit der abgewinkelte kleine Finger der Hand, ebenso der auf Golgotha verweisende Totenschädel unter dem Kreuz wiederkehrt. Aber auch das Kreuzigungsbild auf dem Soester Retabel (Textabb. 15) kommt der Körperauffassung des Gekreuzigten wie auch dem Faltenverlauf des Lendentuchs erstaunlich nahe.

Farbigkeit, Ornament

Die Kreuzigungsszene liegt auf einem roten, blau gerahmten Grund, dem eine weiße konzentrische Kreislinie eingeschrieben ist. Die rot-blaue Farbpaarung des Mittelbildes setzt sich in den rot-blau alternierenden Farbgründen der Pässe fort. Die Darstellung schließt sich farblich in ihrer weitgehend auf die Farben Weiß-Gelb sowie Grün-Blau beschränkten Palette stimmig mit den beiden Heiligenfiguren in den darunter liegenden Lanzetten zusammen. Das an Schnitzkunst erinnernde Ornament der griechischen Kreuze in den Pässen kommt bereits in den Gerlachusscheiben aus Arnstein vor, die einer sächsischen Klosterwerkstatt entstammen dürften90.

Bildnachweis:

CVMA T 6174–6186, Großdia T 87/06 (2AB0)

Indizes
Iconclass:

73D641 = der gekreuzigte Christus mit Maria und Johannes zu beiden Seiten des Kreuzes

Sachbegriffe:

Kreuze · Lendentücher · Maßwerke · Scheiben · Schädel

Personen:

Jesus Christus · Maria <von Nazareth> · Johannes <Evangelist> · Adam <Biblische Person>

Abbildungen

Bildnachweise

  1. Kreuzigungsmedaillon aus dem Maßwerksechspass von Chorfenster I. Niedersachsen, um 1240/50. – CVMA Band III/3, S. 349 Fig. 425.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rafael Toussaint)
  2. Kreuzigung Christi: ES [= Erhaltungsschema] Chor I, 3-7b – CVMA Band III/3, S. 365 Fig. 440.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rainer Wohlrabe)
  3. Kreuzigung Christi. Chor I, 2 AB 0-6, 2 A, 2 B, 3 AB. Niedersachsen um 1240/50. – CVMA Band III/3, S. 611 Abb. 265.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rüdiger Tonojan)
  4. Kreuzigung Christi. Ehem. Magdeburg, Domgymnasium, Cod. 152. Niedersachsen, um 1214 (Kriegsverlust). – CVMA Band III/3, S. 360 Fig. 435.
    © Haseloff 1931

Johannes-Bartholomäus-Fenster Chor I: weitere Scheiben

Empfohlene Zitierweise
„Kreuzigung Christi (Marburg, Elisabethkirche)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/321-1-01-03> (aufgerufen am 28.04.2024)