Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen

  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Christus als Schmerzensmann (Kassel · Hessisches Landesmuseum)

Kassel · Hessisches Landesmuseum (Lage anzeigen) → [Unbekanntes Fenster]
Basisdaten | Katalog | Indizes | Abbildungen
Basisdaten
ID:

313-1-03-01

Band:

III/3

Katalog Seite(n):

276 f.

Nr.:

14

Titel:

Christus als Schmerzensmann (Kassel · Hessisches Landesmuseum)

Anmerkung:

Mitteldeutschland, Mitte 15. Jahrhundert.

Breite:

23.00 cm

Höhe:

35.50 cm

Datierung:

Mitte 15. Jahrhundert

Zuordnung:

Kassel · Hessisches Landesmuseum » [Unbekanntes Fenster]

Katalog

Inschrift

Auf dem Nimbus in spätgotischer Minuskel: ihs.

Erhaltung

Ein Großteil des Hintergrundes durch schwarz mattiertes Glas erneuert. Rote, stark verwitterte Flickstücke im Nimbus. Weiß deckender Lochfraß auf den außenseitigen Halbtonlagen, stärker angegriffen auch das blassgrüne Glas des Fliesenbodens. Partieller Ausbruch der Schwarzlotzeichnung. Im Gesicht Christi störende Sprungbleie.

Ikonographie

Christus steht frei auf einem Fliesenboden mit Dornenkrone und Lendentuch und präsentiert seine Wundmale. In der linken Hand hält er eine Rute, in der Armbeuge rechts die Geißel. Blut strömt aus seinen Wunden. Der Hintergrund bestand wahrscheinlich aus eingestreuten Vergiss-mein-nicht-Blüten, die aus dem schwarzem Fond ausradiert waren. Die imago pietatis erfreute sich als Andachtsbild im Spätmittelalter großer Beliebtheit, wie die Vielzahl erhaltener Holzschnitte belegt5. Vielleicht war als Pendant zum Schmerzensmann einst die Mater dolorosa zu sehen, so in der gegen 1445 anzusetzenden Verglasung aus der Martinskirche in Stöckenburg/Württemberg, im Chorfenster der Hanauer Marienkirche (um 1492–1497) und später noch in den von Baldung für den Kreuzgang der Freiburger Kartause geschaffenen Fenstern. Denkbar wäre allerdings auch eine Anordnung mit flankierenden Stifterfiguren, wie dies ein Fenster im Chor der Pfarrkirche zu Eglosheim (um 1440/45) zeigt6.

Technik, Stil, Datierung

Die Figur zeichnet sich durch eine im Gegensatz zur holzschnitthaften Anlage von Gesicht und Lendentuch vergleichsweise differenzierte Wiedergabe des Körpers mit Falten und Muskeln aus, wobei die weiche Modellierung des Inkarnats durch beidseitig ausgewischte, stellenweise auch mit dem Federkiel herausradierte Halbtonüberzüge erzielt wird. In der unsicheren, zittrigen Linienführung, dem kugeligen Augenschnitt oder der Gestalt des Maßwerknimbus wird man auf die Marienfigur im Fritzlarer Dommuseum (Nr. 5) verwiesen, die gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts in einer Stadt in Nordhessen (Kassel?) oder auf benachbartem Gebiet in Niedersachsen oder Westfalen entstanden sein mag.

Farbigkeit

Roter Maßwerknimbus, der Ausfluss des Blutes ist durch ein rotes Glasstück hervorgehoben. Rutenbüschel und Fliesenboden blassgrün.

Bildnachweis:

CVMA JJ 12845, MF 476 (Auflicht)

Indizes
Iconclass:

73D35 = die Folterungen Christi

Sachbegriffe:

Dornenkronen · Geißeln · Lendentücher · Minuskeln, spätgotische · Wunden · Vergißmeinnichte

Personen:

Jesus Christus

Abbildungen

Bildnachweise

  1. Schmerzensmann. Kassel, HLM, Nr. 14. Mitte 15. Jh. – CVMA Band III/3, S. 592 Abb. 190.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Jean Jeras)
  2. Christus als Schmerzensmann: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 14 – CVMA Band III/3, S. 276 Fig. 332.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rainer Wohlrabe)
Empfohlene Zitierweise
„Christus als Schmerzensmann (Kassel · Hessisches Landesmuseum)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/313-1-03-01> (aufgerufen am 05.05.2024)