Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen

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Pietà (Hanau · Marienkirche)

Hanau · Marienkirche (Lage anzeigen) → Chorfenster nord VI
Basisdaten | Katalog | Indizes | Abbildungen
Basisdaten
ID:

210-1-05-04

Band:

III/2

Katalog Seite(n):

254

Nr.:

4/5b

Titel:

Pietà (Hanau · Marienkirche)

Anmerkung:

H. 79/79,5 cm, B. 56/57,5 cm.

Datierung:

um 1492-1497

Zuordnung:

Hanau · Marienkirche » Chorfenster nord VI

Katalog

Erhaltung

Mit Ausnahme der Ergänzungen, welche bis auf den Marienkopf und die Unterschenkel Christi kaum ins Gewicht fallen, und den umfänglichen Retuschen im Christuskörper sind die Scheiben weitgehend intakt erhalten. Außenseitige Doublierungen vor allem beim Christuskopf; einzelne Sprungbleie. Astwerkbekrönung in 6b ursprünglich nicht zugehörig.

Ikonographie

Die Darstellung von Maria, die den vom Kreuz abgenommenen Sohn auf ihrem Schoß hält, ist seit der zweiten Hälfte des 14. Jh. in der deutschen Kunst weit verbreitet, in der Glasmalerei jedoch selten vertreten. Neben einer Zeichnung des Gewandstudienmeisters um 1480, die ein monumentales, dreibahniges Fenster mit der Darstellung überliefert29, sei vor allem auf die Glasgemälde in Walburg (letztes Viertel des 15. Jh.) und Lautenbach (um 1482) hingewiesen, in denen die Pietà jeweils in Verbindung mit Stifterbildern erscheint30. Bei der Hanauer Pietà, die bereits ursprünglich mit den stehenden Heiligen und dem Allianzwappen verbunden war, handelt es sich um eine Gedächtnisstiftung Philipps d. J. für seine rund 40 Jahre früher verstorbenen Eltern, welche im Chor begraben sind.

Komposition

Sowohl farblich als auch motivisch schließen der Hl. Georg und das Doppelwappen bereits ursprünglich an die Pietà an und bildeten eine pyramidale Gesamtkomposition, welche sich über drei Fensterbahnen erstreckte. Als einziger Rest einer zweiten, wohl weiblichen Heiligenfigur, welche als Pendant zu Georg das zentrale Wappen und die Pietà rechts flankierte, hat sich in der unteren rechten Ecke des Wappenfeldes ein weißer Gewandzipfel erhalten. Im Hinblick auf den Namen von Reinhards Frau könnte es sich dabei um die Hl. Katharina > Margarete gehandelt haben. Während die Astwerkbekrönungen über den flankierenden Heiligen nicht die gesamte Feldbreite einnehmen und direkt über der Figur in die Blankverglasung hinüberleiten, überragt die Mittelbahn die Seitenlanzetten um ein Feld; auch diese Bekrönung war mit Damastgrund hinterlegt.

Farbigkeit

Mit Ausnahme des blauen Damastgrundes und der weißgelben Nimben ist die gesamte Darstellung in Grisaille gehalten.

Stil, Datierung

Schmitz, 1913, sah in der 1509 datierten Pietà von Fritzlar ein verwandtes, jedoch qualitativ geringeres Glasgemälde derselben Werkstatt, was im Hinblick auf die abweichende Proportionierung und Modellierung der Figuren jedoch nicht zu überzeugen vermag31.

Bildnachweis:

CVMA G 8785, 8787, Detail G 8796, Großdia G 40, 42

Indizes
Iconclass:

73D7221 = der tote Christus liegt in Marias Schoß · 48A983 = Ornamente, die von pflanzlichen Formen abgeleitet sind

Sachbegriffe:

Astwerke · Bekrönungen · Heiligenscheine · Grisaillen · Nimben · Pietas

Personen:

Philipp <Pfalz, Kurfürst> · Katharina <von Alexandria>

Abbildungen

Bildnachweise

  1. Hl. Georg und Pietà mit Wappen Hanau/Pfalz. Chor n VI, 3/4a, 3-5b. Mittelrhein, um 1492/97. – CVMA Band III/2, S. 416 Abb. 193.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
  2. Hl. Georg und Pietà mit Wappen Hanau/Pfalz. Chor n VI, 3/4a, 3-5b. Mittelrhein, um 1492/97. (Ausschnitt) – CVMA Band III/2, S. 416 Abb. 193 (Ausschnitt).
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
  3. Pietà (Marienkopf 1910 erneuert). Ausschnitt aus Abb. 193. – CVMA Band III/2, S. 421 Abb. 207.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
  4. Pietà: ES [= Erhaltungsschema] Chor nord VI, 4a, 3-6b [4-5b] – CVMA Band III/2, S. 254 Fig. 173 (Ausschnitt).
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rainer Wohlrabe)

Chorfenster nord VI: weitere Scheiben

Empfohlene Zitierweise
„Pietà (Hanau · Marienkirche)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/210-1-05-04> (aufgerufen am 03.05.2024)