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Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen

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Drachenkampf des Hl. Georg mit Fragmenten einer Vierpassscheibe (?) (Arnoldshain, Laurentiuskirche)

Arnoldshain, Laurentiuskirche (Lage anzeigen) → Chorfenster süd II
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Basisdaten
ID:

202-1-01-01

Band:

III/2

Katalog Seite(n):

75

Nr.:

o. A.

Titel:

Drachenkampf des Hl. Georg mit Fragmenten einer Vierpassscheibe (?) (Arnoldshain, Laurentiuskirche)

Anmerkung:

H. 23,5 cm, B. 36,5 cm.

Breite:

36.50 cm

Höhe:

23.50 cm

Datierung:

um 1488

Zuordnung:

Arnoldshain, Laurentiuskirche » Chorfenster süd II

Katalog

Erhaltung

Die Scheibengruppe ist bis auf die leicht korrodierten blauen wie roten Gläser und die Beschneidung im Wappenfeld rechts unten vorzüglich erhalten und weist keine Ergänzungen auf. Verbleiung des Wappens original; übrige Bleie bei der letzten Restaurierung durch die Glasmalerei Dr. H. Oidtmann, Linnich, 1981 partiell erneuert. Die umgebende Butzenverglasung weist neben verschiedenen Ergänzungen des 19. und 20. Jh. auch einige ältere Gläser auf; letztere unterscheiden sich von mittelalterlichen Butzen durch ihren klaren, ungetrübten Ton und zeigen lediglich einzelne Kratzer.

Ikonographie, Komposition

Wie in den meisten Darstellungen des im späten 15. Jh. überaus beliebten Motivs ist Georg zu Pferd gezeigt. Als unmittelbare Vorlage für die dynamische Schilderung mit dem jäh zurückgerissenen Pferdekopf könnte ein gleichnamiger Kupferstich von Israhel van Meckenem gedient haben5, während der hilflos auf dem Rücken liegende Drache dem Figurenalphabet des Meisters E.S. (L. 304) entliehen sein dürfte6. Für den Falkner kommt als Vorlage wohl ebenfalls ein Stich aus diesem Umkreis in Frage. Der ursprüngliche Zustand der Scheibengruppe, deren heutiges Arrangement auf die im späten 17. Jh. erfolgte Überführung in die Kirche zurückgehen dürfte, läßt sich nurmehr vermuten. So dürfte etwa das links unten beschnittene Wappen mit dem Falkner das untere Bogenfeld einer Vierpaßscheibe gebildet haben. Ob die übrigen Teile dazugehörten oder Reste weiterer Scheiben sind, ist unklar. Stilistisch als auch in der Verwendung eines Sternenhimmels in Drachenkampf und Wappenscheibe gehörten die drei Stücke zwar zusammen, bildeten aber offenbar ein größeres Ensemble von Wappen und religiösen wie profanen Motiven.

Farbigkeit, Technik

Mit Ausnahme des Wappens mit drei roten und weißen Schrägbalken unter einem blauen Turnierkragen sind Figuren und Landschaft ganz in Grisaille mit Silbergelb in wechselnder Stärke für Haare und Nimben, Waffen, Achselteller und Zaumzeug gehalten; bei den bemalten Gläsern handelt es sich jedoch nicht um Butzen, wie vereinzelt behauptet worden ist. Neben stichartig dünn gemalten Kreuzschraffuren in den dunkelsten, auf der Außenseite partiell mit Halbtonlasuren verstärkten Schattenlagen wird die Modellierung durch Auswischen und Radieren des streifigen, über die ganze Fläche gelegten Halbtones bestimmt. Im Unterschied zur Rundscheibe mit dem Drachenkampf zeigen die Paßfelder einen wäßrig gestupften Halbtonüberzug.

Stil, Datierung

Auf der Grundlage des erwähnten Vorlagenmaterials ist die bislang postulierte Zuschreibung der Glasgemäldegruppe an den »Hausbuchmeister« zu relativieren; mehr als Reflexe allgemeinster Art können weder von den Kaltnadelstichen des Meisters des Amsterdamer Kabinetts noch von den Werken aus dem engeren und weiteren Umkreis des Meisters der Genreszenen im Hausbuch abgeleitet werden. Ohne Vorbild bleibt die eigentümliche Landschaftsdarstellung mit den wie ein wehendes Gewand aufschwingenden Felsen im Hintergrund. Die Glasgemäldegruppe dürfte in den späten achtziger Jahren des 15. Jh. entstanden sein und wurde wahrscheinlich von Philipp von Reifenberg, Burgbesitzer von 1484 bis 1533, gestiftet, wie bereits Lotz vermutete7.

Bildnachweis:

CVMA G 8841

Indizes
Iconclass:

11H(GEORGE) = der Kriegerheilige und Erzmärtyrer Georg (Georgius); mögliche Attribute: Banner (rotes Kreuz auf weißem Feld), (rotes) Kreuz, Drachen, (weißes) Pferd, zerbrochene Lanze, Schild (mit Kreuz), Schwert

Sachbegriffe:

Drachen · Grisaillen · Landschaften · Pferde · Wappenscheiben · Falkner · Reiter · Tiere

Personen:

Oidtmann, Heinrich · Georg <Heiliger>

Abbildungen

Bildnachweise

  1. Drachenkampf des Hl. Georg. Arnoldshain, Laurentiuskirche, Chor süd II. Mittelrhein, um 1485/90. – CVMA Band III/2, S. 357 Abb. 1.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
Empfohlene Zitierweise
„Drachenkampf des Hl. Georg mit Fragmenten einer Vierpassscheibe (?) (Arnoldshain, Laurentiuskirche)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/202-1-01-01> (aufgerufen am 04.05.2024)