Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen

  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Hll. Konrad und Pelagius mit dem Wappen des Konstanzer Bischofs Hugo von Hohenlandenberg (Worms · Museum Heylshof)

Worms · Museum Heylshof (Lage anzeigen) → Einzelscheiben und Fragmente aus der Zeit um 1520/30
Basisdaten | Katalog | Indizes | Abbildungen
Basisdaten
ID:

136-2-13-01

Band:

III/1

Katalog Seite(n):

469 ff.

Nr.:

16

Titel:

Hll. Konrad und Pelagius mit dem Wappen des Konstanzer Bischofs Hugo von Hohenlandenberg (Worms · Museum Heylshof)

Anmerkung:

Fragment, H. 44,5 cm, B. 42 cm. – Swarzenski 1927, Nr. 197.

1891 aus der Slg. Vincent, Konstanz, erworben; der ursprüngliche Standort ist unbekannt74

Datierung:

um 1520

Zuordnung:

Worms · Museum Heylshof » Einzelscheiben und Fragmente aus der Zeit um 1520/30

Katalog

Erhaltung:

In Glassubstanz und Bemalung vorzüglich; der gute Zustand wird indessen durch zahlreiche Flickstücke beeinträchtigt, die in ihrer Anhäufung am oberen Rand, wo zudem die Halbfigur der Strahlenkranzmadonna beschnitten ist, auf eine massive Störung der ursprünglichen Komposition schließen lassen (s.u.). Verbleiung 19. Jh. Seitenverkehrt eingesetzt

Ikonographie:

Von den Hll. Konrad und Pelagius als den Stadt- und Bistumspatronen von Konstanz präsentiert, erscheint im Zentrum das Wappen Bischof Hugos von Hohenlandenberg (geviert; 1 und ehem. 4: in Silber ein rotes Kreuz [Konstanz]; 2: in Rot drei silberne Ringe [Landenberg]; 3: schwarz-golden geviert [Greifenklee]). Der Schild wird von einer Mitra überhöht, auf der der Hl. Hieronymus lesend dargestellt ist, und über dieser schwebt, von Wolken umgeben, Maria mit dem Christusknaben in einem Strahlenkranz. Mit diesen Merkmalen lässt die Scheibe sich, worauf Margrit Früh hingewiesen hat, zwei weiteren Scheibenstiftungen Bischof Hugos von Hohenlandenberg an die Seite stellen: einer Wappenscheibe von 1519, die sich bei ihrer Erstveröffentlichung in Privatbesitz befand, und einer Wappenscheibe von 1521 im Schweizerischen Landesmuseum (Fig. 446)75. Beide zeigen das Heiligenpaar mit dem Bischofswappen innerhalb einer Säulen- bzw. Pilasterrahmung, die jeweils von einem giebelartigen Blatt- und Fruchtgebinde überfangen wird; unten werden die Bildfelder von einer Inschrift begrenzt, in den Zwickeln oben ist die Verkündigung an Maria bzw. ein musizierendes Engelpaar dargestellt. Es ist naheliegend, dass die Wormser Scheibe einmal ähnlich gestaltet war; die Flickstücke über den Häuptern der Heiligen ersetzen die Reste der verlorenen Rahmung. Die fast identischen Maße der Bildfelder in Worms und Zürich lassen eine Mehrfachverwendung des Scheibenrisses vermuten.

Komposition:

In der noch heute sehr umfangreichen Folge von Fensterschenkungen, die von Bischof Hugo von Hohenlandenberg (* um 1460, Bf. 1496–1529[?] und 1531/32) überliefert sind76, bilden die Scheiben in Privatbesitz(?), Worms und Zürich (Fig. 446) eine eigene Gruppe. In der Komposition auf ein und denselben Entwurf zurückgehend, weichen sie in ihrer Ausführung durchaus voneinander ab: die Scheiben von 1519 und 1521 in ihrer Rahmung und in der Haltung ihrer Figuren, das Wormser Fragment, das der älteren Scheibe näher steht, von beiden in der Gestaltung der Mitra über dem Wappenschild Erzbischof Hugos. Aufgrund der Identität der Typen und der gleichartigen maltechnischen Charakteristika ist ihre Zuschreibung an eine Werkstatt aber nicht in Frage zu stellen. Dass dies die Werkstatt von Ludwig Stillhart gewesen sein könnte, einem zwischen 1506 und 1536/37 in Konstanz nachweisbaren, viel beschäftigtem Glasmaler77, ist eine so verlockende wie unbewiesene Vermutung, die zuerst Hans Lehmann geäußert hat. Seine Auflistung des Werkstatt-Œuvre wäre an jener Grup-pe von Wappenscheiben aus der Zeit um 1520/30 zu überprüfen, die – u.a. im Auftrag des Rats der Stadt Konstanz – für Standorte im Bodenseeraum gefertigt worden und mit den Monogramm LS (1521), Co LST (1526) oder LST (1527) versehen sind78, also wahrscheinlich als Werke Ludwig Stillharts gelten dürfen. Was die hier zusammengestellten Hohenlandenberg-Scheiben betrifft, so lassen diese sich vor allem in ihrer Farbigkeit und reichen Ornamentik mit der monogrammierten Scheibengruppe in Verbindung bringen, weniger im Figurenstil, der aufgrund des andersartigen Entwurfs namentlich von der Konstanzer Scheibe abweicht.

Ornament:

Der Hl. Konrad in vollem, üppig ornamentiertem Ornat, das Pluviale aus grünem Damast; der Hl. Pelagius in blassviolettem, mit Silbergelb abschattiertem Brokatmantel mit Pelzkragen. Zusammen mit dem Blaugrau des Wolkenkranzes um Maria bilden die Gewandfarben der Heiligen einen klaren, kühlen Dreiklang, der durch den reichhaltigen Einsatz von Silbergelb für Nimben, Attribute, etc. begleitet wird und die demgegenüber unruhige Farbigkeit des Schildes rahmt. Im Wappen Rotausschliff; rückseitig Halbtonlasuren.

Bibliographie:

Rahn 1890, S. 190, Nr. 32 (weist auf die fehlende Umrahmung hin; Datierung Anfang 16. Jh.); Auktionskat. Köln, Slg. Vincent, 1891, S. 4, Nr. 29 mit Abb. (wie Rahn 1890); Oidtmann 1901, Sp. 246f. (Erwähnung); Oidtmann 1905, S. 299 (dto.); Swarzenski 1927, S. 50, Nr. 197, Taf. LXVII (Beschreibung; Lokalisierung nach Konstanz, Datierung wie Rahn 1890); Hans Lehmann, in: T/B, XXXII, 1938, S. 50 (Zuschreibung an Ludwig Stillhart, Datierung um 1520); Boesch 1950, S. 133, Anm. 25, Nr. 4 (Erwähnung); Heribert Reiners, Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz (Die Kunstdenkmäler Südbadens I), Konstanz 1955, S. 268 (Erwähnung); Villinger 1976, S. 363 (vermutet den Kapitelsaal des Konstanzer Münsters als ehemaligen Standort der Scheibe); Margrit Früh, Glasmalereien im Umkreis der Bischöfe von Konstanz, in: Die Bischöfe von Konstanz, II: Kultur, hrsg. von Elmar L. Kuhn u.a., Friedrichshafen 1988, S. 143–162, hier S. 152 (Zuschreibung an Ludwig Stillhart; betont die Verwandtschaft mit zwei weiteren, 1519 und 1521 datierten Wappenscheiben Bischof Hugos von Hohenlandenberg).

Bildnachweis:

CVMA RT 13352, Großdia RT 05/165

Indizes
Iconclass:

46A122 = Wappenschild, heraldisches Symbol · 11H = Heilige · 11F4 = Madonna; d.h. Maria mit dem Christuskind

Sachbegriffe:

Wappen · Kreuze · Ringe · Schilde · Mitren · Strahlenkränze

Personen:

Konrad <von Konstanz> · Hohenlandenberg, Hugo von · Pelagius

Abbildungen

Bildnachweise

  1. Hll. Konrad und Pelagius mit dem Wappen Bischofs Hugo von Hohenlandenberg. Worms, Museum Heylshof, Nr. 16. Konstanz (Ludwig Stillhart?), um 1520 – CVMA Band III/1, S. 470 Fig. 445.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rüdiger Tonojan)
  2. Hll. Konrad und Pelagius mit dem Wappen des Konstanzer Bischofs Hugo von Hohenlandenberg: ES [= Erhaltungsschema] Worms Heylshof Nr. 16 – CVMA Band III/1, S. 469 Fig. 444.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rainer Wohlrabe)
  3. Wappenscheiben Hohenlandenberg. Zürich, Schweizerisches Landesmuseum. Konstanz (Ludwig Stillhart?), 1521 – CVMA Band III/1, S. 471 Fig. 446.
    © Schweizerisches Nationalmuseum Zürich (COL-3062)
Empfohlene Zitierweise
„Hll. Konrad und Pelagius mit dem Wappen des Konstanzer Bischofs Hugo von Hohenlandenberg (Worms · Museum Heylshof)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/136-2-13-01> (aufgerufen am 30.04.2024)