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Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen

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Hl. Christophorus (Hähnlein · Pfarrkirche)

Hähnlein · Pfarrkirche (Lage anzeigen) → Sakristeifenster
Basisdaten | Katalog | Indizes | Abbildungen
Basisdaten
ID:

110-1-01-01

Band:

III/1

Katalog Seite(n):

167 f.

Nr.:

o. A.

Titel:

Hl. Christophorus (Hähnlein · Pfarrkirche)

Anmerkung:

Monolith, Durchmesser 16,5 cm.

Durchmesser:

16.50 cm

Datierung:

um 1500-1510

Zuordnung:

Hähnlein · Pfarrkirche » Sakristeifenster

Katalog

Erhaltung

Abgesehen von einigen kleineren Kratzern im Glas, stellenweise abgängiger Bemalung und leichter Korrosion der nicht schutzverglasten Außenseite insgesamt guter Zustand.

Ikonografie, Komposition

Die Darstellung des Hl. Christophorus mit dem Christusknaben, der sich, schwer und schwerer werdend, von dem Riesen über einen Fluss tragen lässt, steht in einer langen, kaum zu überblickenden bildlichen Tradition4. In der vorliegenden Fassung verharrt der Heilige mit dem Kind wie versteinert am Ufer eines zwar weiten, aber mäßig gefährlich erscheinenden Gewässers, während sein Umhang dramatisch aufgebauscht und flächenfüllend im Wind steht. Es ist offenkundig, dass dieses Missverhältnis auf die Verwendung einer (druckgrafischen?) Vorlage zurückzuführen ist, die mit wenig Geschick variiert und dem Rundformat angepasst wurde, wobei als Vorbilder nicht nur Einblattdrucke (Schr. 1355a; Fig. 100), sondern möglicherweise auch noch Albrecht Dürers Christophorus-Holzschnitt von ca. 1503/04 (Meder 1932, Nr. 222) und dessen Variationen in Frage kommen5.

Farbigkeit, Technik

Grisaillemalerei mit Schwarz- und Braunlot unter ausgiebigem Einsatz von Silbergelb und Eisenrot. Figurengruppe und Landschaft sind sowohl in kräftigen dunklen als auch in hellen, aus dem Halbton ausradierten Linien angelegt; in der Binnenzeichnung stehen mit breitem Pinsel und überwiegend wässrigem Lot aufgetragene Schraffuren für die Schattenlagen neben teils ausgewischten, teils mit spitzem Gegenstand ausradierten, gelegentlich auch gestupften Partien.

Stil, Datierung

Aufgrund ihrer Herkunft aus dem Vorgängerbau ist anzunehmen, dass die Scheibe ursprünglich für Hähnlein bestellt worden und in einer am Mittelrhein ansässigen Werkstatt entstanden ist. Eine exakte Zuordnung fällt jedoch schwer. Am ehesten dürfte die Scheibe in die Nachfolge jener Werkstatt zu lokalisieren sein, die in Hanau die Hl. Sippe (um 1492–1496/97)6 und in Büttelborn die Chorverglasung (um bzw. bald nach 1497) angefertigt hatte (s. S. 88–93, Fig. 16, Abb. 12–14). Zumindest scheinen einige technisch-stilistische Eigenheiten der Christophorus-Figur – die kontrastreiche Modellierung von Haar und Gewand, das Zusammenspiel kräftiger Binnenkonturen und z.T. sehr zarter Schraffuren, die Verwendung von viel Eisenrot und Silbergelb – wie auch der Figurentypus selbst von den genannten Werken herzuleiten zu sein7. Daraus ergibt sich – einen gewissen zeitlichen Abstand angenommen – eine Datierung in das frühe 16. Jh., was sich mit den Beobachtungen zu Ikonografie und Komposition deckt. | Mittelrhein, um 1500–1510.

Bildnachweis:

CVMA G 8825, Großdia G III 67

Indizes
Iconclass:

11H(CHRISTOPHER) = der Riese und Märtyrer Christophorus; mögliche Attribute: Palme (mit Dattelbüscheln oder verdorrt), Christuskind

Sachbegriffe:

Flüsse · Jesuskind · Landschaften · Riesen · Grisaillen

Personen:

Christophorus <Heiliger>

Abbildungen

Bildnachweise

  1. Hl. Christophorus. Hähnlein, Pfarrkirche, Sakristeifenster. Mittelrhein, um 1500–1510. – CVMA Band III/1, S. 168 Fig. 99.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
  2. Hl. Christophorus. Holzschnitt. Berlin, SMB-Kupferstichkabinett. Um 1500. – CVMA Band III/1, S. 168 Fig. 100.
    © Kristeller, Holzschnitte im Königl. Kupferstichkabinett zu Berlin, Berlin 1915
Empfohlene Zitierweise
„Hl. Christophorus (Hähnlein · Pfarrkirche)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/110-1-01-01> (aufgerufen am 03.05.2024)