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Hessischer Städteatlas

Fulda – Augustin HEIDER: Panorama der Stadt vom Turm der Stadtpfarrkirche

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Augustin HEIDER: Panorama der Stadt vom Turm der Stadtpfarrkirche

Augustin Heider: Panorama der Stadt vom Turm der Stadtpfarrkirche, 1817 (Bild ca. Ø 323 mm, Papier ca. Ø 368 mm, kolorierte Federlithografie, Vonderau Museum Inv. Nr. II Ea 383/1).
Während der 1780er Jahre entwickelte der irirsche Maler Robert Barker (1739–1806) in England die Geschäftsidee, großformatige Panoramen in eigens errichteten Gebäuden zu zeigen und hatte damit beträchtlichen Erfolg. 1801 eröffnete er im Wiener Prater die erste Panoramarotunde auf dem Kontinent mit einem Rundbild von London. Zwei Jahre später entstand dann das Rundgemälde von Wien vom Turm der Augustinerkirche aus und wurde dort gezeigt. In Frankfurt malte 1808–10 Johann Friedrich Morgenstern (1777–1844) ein Rundgemälde seiner Vaterstadt, das etwa 46 m lang und 7 m hoch war. Es fiel allerdings 1817 bei einem Brand in Forchheim bei Nürnberg einem Brand zum Opfer, vermutlich auf dem Weg nach Wien.
Als Erklärungs- und Werbeblätter für diese großen Panoramabilder wurden kleine Blätter gedruckt, die im Zentrum eine Legende zu den dargestellten Gebäuden enthielten. Sie wurden allerdings bald als eigenständige Produkte für die interessierten Stadtbewohner und die Befriedigung der einsetzenden touristischen Interessen in großer Auflage hergestellt. Zu dieser Gattung dürften die beiden Panoramabilder von Fulda gehören. Beide stehen auch in einer ganz offensichtlichen Abhängigkeit von diesen Vorbildern. Tatsächlich nahm Augustin Heider in dem von Joseph Schneider (1777–1855), dem Fuldaer Medizinalrat und späteren Begründer der Zeitschrift „Buchonia“, herausgegebenen Begleitheft ausdrücklich Bezug auf das Wiener und auf das Frankfurter Panoramabild, die er beide aus eigener Anschauung kannte (Schneider, Panorama, S. V). Das zweite Blatt ist durchaus als Konkurrenzprodukt dieses Panoramas zu verstehen. Michael Engel (um 1790–1845), der Inhaber einer lithografischen Anstalt, vertrieb diese Rundumansicht vom Turm des Frauenbergs und bewarb das Produkt in dem „Wochenblatt für die Provinz Fulda“ 1824, Nr. 28 vom 10. Juli, S. 355 (Stasch, Erinnerung, S. 23; Ders., Kunst, S. 621 f. ). Offensichtlich plante zumindest Heider auch die „wirkliche Aufstellung dieses Panoramas, wenn ich nur die in Hinsicht der damit verbundenen Kosten gedeckt wäre; bis dahin muß dieselbe also frommer Wunsch bleiben.“ (Schneider, Panorama, S. VIII). Tatsächlich blieb es wohl dabei, denn über große Panoramabilder in Fulda ist nichts bekannt.


Hessischer Städteatlas. IV,3: Fulda
Bearb. von Andrea Pühringer, Marburg 2019
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