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Hessischer Städteatlas

Fulda – Augustin HEIDER: Vier Ansichten der Stadt Fulda / Ansicht von Westen - Abendseite

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Augustin HEIDER: Vier Ansichten der Stadt Fulda / Ansicht von Westen - Abendseite

Augustin Heider (1775–1836) kam als Sohn des Hofkochs Aloys Heider und Catharina Theresia (geb. 1740), einer Tochter Fuldaer Hofmalers Johann Andreas Herrlein, zur Welt (SCHMITT, Herrlein, S. 18). Seine Ausbildung zum Maler erfuhr er möglicherweise bei ihm oder dessen Sohn, also seinem Onkel, Johann Leonhard Herrlein (1752–1814). Nach seiner ersten bekannten Arbeit, eine Handwerkskundschaft mit der Vedute der Stadt von Südwesten (Stasch, Erinnerung, Nr. 158), erhielt Heider zwischen 1804 und 1809 mehrere Privilegien der oranien-nassauischen Regierung (HStAM Bestand 98 d Nr. 611). Die vier Ansichten gehören zweifellos zu den künstlerisch besten Arbeiten Heiders, fanden allerdings keine Umsetzung und Verbreitung in der Druckgraphik (Stasch, Kunst- und Kunsthandwerk, S. 621). Sie sind dem letzten Fürstbischof Adalbert von Harstall (1737–1814) gewidmet, also dem ehemaligen „Arbeitgeber“ seines Großvaters und Onkel. Harstall hatte im Zuge der Säkularisierung das Schloss räumen müssen und Wohnung in dem gegenüberliegenden Palais Buseck genommen.
Für die Ansicht von der Abendseite, also von Westen, wählte der Künstler einen Standort etwas wenig von Neuenberg. Die Darstellung entspricht weitgehend der Vedute in dem Profil und Grundriss der Stadt Fulda und deren nächsten Umgebung, die rund 20 Jahre später entstand (Vgl. Abb. Textheft; Stasch, Erinnerung, S. 20) allerdings einen weiteren Ausschnitt zeigt. Besonders fällt das bei der Darstellung der im Vordergrund befindlichen Wiesenmühle und die beiden Baumgruppen auf. Am rechten Bildrand befindet sich der Frauenberg, darunter die Bebauung in der Langebrückenstraße und Hinterburg. Die Gebäude im Stiftsbezirk, einschließlich des Doms sind merkwürdig versetzt dargestellt. Offenbar wollte Heider hier bestimmte Charakteristika hervorheben., wie beispielsweise den Volutengiebel der Domdechanei, der eigentlich von Westen aus nicht erkennbar ist. Vor dem Dom sind einige der neuen Häuser der Wilhelmstrasse zu erkennen, anschließend das Schloss, das Benediktinerinnen-Kloster, die Stadtkirche, die beiden Dachreiter des Museumsbaus, der Giebel und Dachreiter des Heilig-Geistspitals sowie das Fuldator. Außerhalb der Stadt am rechten Bildrand angeschnitten ist Ziegelmühle und darüber das Wilhelmshospital zu erkennen. Hinter der Stadt gelegen sind Ober- und Unter Ziehers, Petersberg sowie das Schützenhaus und die Kapelle auf dem alten Friedhof zu identifizieren.


Hessischer Städteatlas. IV,3: Fulda
Bearb. von Andrea Pühringer, Marburg 2019
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