Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessischer Städteatlas

Fulda – Carl Philipp Arnd: Prospect v. d. Westseite der hochadligen Propstey St. Michelsberg zu Fuld, wie solches noch 1715 zu sehen gewesen

Seitenanzeige

Carl Philipp Arnd: Prospect v. d. Westseite der hochadligen Propstey St. Michelsberg zu Fuld, wie solches noch 1715 zu sehen gewesen

Carl Philipp Arnd: Prospect v. d. Westseite der hochadligen Propstey St. Michelsberg zu Fuld, wie solches noch 1715 zu sehen gewesen, 1769 (Bleistift auf Papier, ca. 280 x 460, unten rechts sign.: C. P. Arnd delin. 1769, HStAM, Best. P II, Nr. 15.736).
Carl Philipp Arnd (1723–97) war als Kind mit seinen Eltern 1726 von Koblenz nach Fulda gekommen. Sein Vater, Jacob Arnd (1683–1744), arbeitete dort bis zu seinem Tod als Hofschreiner. In diese Stellung rückte sein Sohn 1746 nach, der es bis zum fürstlichen Bau- und Chausseeinspektor brachte. Nach Johann Dientzenhofer (1663–1726), Maximilian von Welsch (1671–1745) und Andrea Gallasini (1681–1766) war er der Baumeister, der das barocke Fulda nach dem Siebenjährigen Krieg maßgeblich prägte, dabei aber insbesondere Gallasinis Architektur verpflichtet blieb (Stasch, Residenz, S. 20). Seine in der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars überlieferten Aufzeichnungen und Risse sowie weitere Architekturzeichnungen im Hessischen Staatsarchiv Marburg belegen seine rege Tätigkeit. Zu seinen wichtigsten erhaltenen Projekten gehört die Bibliothek, die Vollendung der von Gallasini entworfenen Hauptwache, die Versetzung des Paulustores, der Umbau des Palais Altenstein sowie der Neubau des Palais Kayser.
Seine Zeichnung aus dem Jahre 1769 dokumentiert den Gebäudebestand auf dem Michaelsberg 1715, also vor dem Bau des Palais des Propstes in den Jahren 1717–21 in der Lücke zwischen der Michaelskirche und dem älteren Propsteigebäude. Das Bonifatiustor am linken oberen Bildrand wird als abgebrochen bezeichnet, was als Vorbereitung für die Versetzung des Paulustors zwei Jahre später gesehen werden kann. Ebenso wird der Waidesbach noch in seinem offenen Lauf dargestellt. Die Bezeichnung der Landstraß nach Hünfeld ist ein Indiz, dass der Fernverkehr hier entlanggeführt wurde und nicht durch das Heertor. Die Zeichnung diente wohl als Vorlage für die lavierte Federzeichnung mit dem gleichen Motiv im Bischöflichen Palais (Stasch, Residenz, S. 190).
Beschriftung in der Mitte links:
a. ehemals gestandenes Häfners / haus. b. fürstl. Hofgarten. c. Weg nach dem / Frauenberg. d. Landstraß nach Hünfeld. e. Fahrweg / in die Hinterburg. f. Fußweg in die Hinter / burg.
Beschriftung in der Mitte rechts:
A. S. michaels Kirche. B. Kirchhof. C. Blumen= / gärtlein. D. Vordere Hof. E. Hauptthor und / Eingang. F. Alter Keller. G. Hauptflügel der Propstey / H. unten die Küche. I. Ordinnere Hausthür / K. Alter Bau. L. Gemüß- und Baumgarten / M. Hintere Hof. N. Altes Haus ehemals die Kaplanei genannt. O. Altes Thor in den / hintern Hof. P. Baum- und Grasgarten / unten ein Zaun. Q. angehäufter Garten vom / jungen Moth. R. Nicolaus (Cläsges) nun Bonifatius Thos (abgebrochen) / S. Weg nach dem Paulus Thor, sehr abhängig und grundlos / bis an die Brücke über die Waydes. T. Waydes Bach / V. ein Stück vom Paradies Garten. W. ein öder Platz ab / hängig. X. Hofreith des Hinterburger Wirthshaus / Z. Conventsthor.


Hessischer Städteatlas. IV,3: Fulda
Bearb. von Andrea Pühringer, Marburg 2019
.

Gebäudeverzeichnis

Propstei Michaelsberg
Trägerschaft:kirchlich
Bereich:Religion
Lage:auf dem Michaelsberg
Funktion:Nebenkloster der Benediktinerabtei, ab spätem 11. Jahrhundert Propstei
Erbauung:um 1029 (Nebenkloster)
Umbau:15. Jahrhundert; 1570; 1578; 1624; 1689-1690; 1717–1721 (→Bischöfliches Palais)
Abriss:1802-1803 (Säkularisation)
Nachweise:Burkardt, Michaelsberg;
Griesbach-Maisant, Denkmaltopographie, S. 150–152;
Jestaedt, Kataster 1, S. VII;
Kirchhoff, Geschichte, S. 30;
Sturm, Kunstdenkmäler, S. 31, 255;
→ St. Michael;
→ Bischöfliches Palais;
→ Kaplanei