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Öffentliche Aussprache zum besseren Schutz der Stadtjugend in Offenbach, 27. Oktober 1959

Während der Jugendwoche der Stadt Offenbach am Main kommt es auf Einladung des Jugend- und Sozialdezernenten Ferdinand Winkel (SPD) zu einer öffentlichen Aussprache zwischen Kinoinhabern, Gaststättenbesitzern, den Mitarbeitern der städtischen Jugendfürsorge, des Jugendamtes und Angehörigen der Polizei. Beratungs- und Diskussionsgegenstand ist die Frage „wie die Jugend besser vor den Gefahren der Großstadt geschützt werden könnte“.

Der unter Beteiligung zahlreicher Eltern fast 100-köpfige Teilnehmerkreis diskutiert für eine Dauer von zwei Stunden im Kleinen Saal des städtischen Theaters. Im Mittelpunkt des Meinungsaustauschs steht der schädliche Einfluss, den die Programme der Lichtspielhäuser und der Gastwirtschaftsbetrieb zu später Stunde auf Jugendliche ausüben können. Der Offenbacher Polizeipräsident Ramsauer kritisiert, dass die Einführung der Gewerbefreiheit einen sprunghaften Aufschwung im Gast- und Vergnügungsstättengewerbe nach sich gezogen habe. Die Zahl der Betriebe habe sich binnen kurzer Zeit um die Hälfte erhöht. Während einerseits die Polizei von der Bevölkerung mit Beschwerden über nächtlichen Lärm überhäuft werde, gewähre die kommunale Verwaltung den Gaststätten auf Grundlage der bestehenden Gesetzgebung in zunehmendem Maße Nachtkonzessionen. Der Referent des Landesjugendamtes Hessen, Geismar, sieht die Kino- und Gaststättenbetreiber in der Pflicht, die Einhaltung von Altersgrenzen zu überwachen. Allerdings räumt er ein, das den Kontrollmöglichkeiten der Inhaber dabei Grenzen gesetzt sind. Ausweispapiere würden nur wenige Besucher mitführen, bei fragwürdig erscheinenden Altersangaben seien die jungen Leute allerdings zurückzuweisen.

Ein Disput entzündet sich an der Forderung der Offenbacher Polizei, den Aushang von Standfotos zu unterbinden. Mit solchen Fotos würde von den Kinos, wenn sie einen jugendfreien Film spielen, im Entrée für nichtjugendfreie Streifen der nächsten Woche geworben, was nach Ansicht der Ordnungskräfte bereits eine sittliche Gefährdung der Jugend darstelle. Die Kinobesitzer vertreten allerdings die Auffassung, dass die „Einrichtung der Filmselbstkontrolle in Wiesbaden wirksam genug sei und die von ihr freigegebenen Bilder nicht zu beanstanden wären“.

Das Jugendamt der Stadt Offenbach veranstaltet in diesem Jahr zum ersten Mal eine Jugendwoche, die am 25. Oktober begonnen hat und den Auftakt des Winterprogramms 1959/60 der städtischen Jugendpflege bildet.
(KU)

Belege
Weiterführende Informationen
  • [Magistrat der Stadt Offenbach am Main / Jugendezernat (hrsg. Körperschaft)]: Winterprogramm der Jugendpflege 1959/60, Offenbach am Main 1959
Empfohlene Zitierweise
„Öffentliche Aussprache zum besseren Schutz der Stadtjugend in Offenbach, 27. Oktober 1959“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4964> (Stand: 27.10.2020)
Ereignisse im September 1959 | Oktober 1959 | November 1959
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