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Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Herzog Friedrich von Braunschweig 1400 ?, Fritzlar

Fritzlar · Gem. Fritzlar · Schwalm-Eder-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Fritzlar

Gebäude / Areal:

Fritzlar, Stiftskirche

Merkmale

Datierung:

1400 (?)

Typ:

Grabinschrift

Erhaltung:

erhalten

Beschreibung

Beschreibung:

Gedächtnisinschrift und Eingeweidegrab.

Die Inschrift war schon zu Drachs Zeiten nicht mehr vorhanden, sie soll auf einem Inschriftstein, der die zur Bergung der Eingeweide benutzte Gruft kennzeichnete, gestanden haben1). Die von Drach als Quelle zitierte Braunschweigisch-Lüneburgische Chronik von Bünting und Letzner bringt diese Inschrift nicht, sondern zitiert eine lateinische Inschrift eines Steins, mit dem vor dem Hochaltar der Klosterkirche zu Wiebrechtshausen (bei Northeim) das kupferne Gefäß mit den Eingeweiden des Herzogs bedeckt gewesen sei2)


  1. Bau- und Kunstdenkmäler Fritz#kdfritzlar1909, S. 67, Anm. 6.
  2. Bünting und Letzner, Braunschweigisch-Lüneburgische Chronica, Teil I, 1722, S. 678. Der Stein trug das Braunschweigische Wappen in Messing und die Inschrift: FRIDERICVS DVx BRVNSVICENSIS INTERFECTVS EST, ANNO DOM. M. CCCC. IN DIE. S. BONIFACII.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Dargestellte Personen:

Herzogs Friedrich von Braunschweig.

Nach der Fritzlarer Überlieferung bleibt möglich, daß Teile des Eingeweides des bei Klein-Englis ermordeten Herzogs Friedrich von Braunschweig in Fritzlar bestattet waren; da der Überfall auf den angeblich in Frankfurt zum römischen Kaiser erwählten Friedrich von Braunschweig3) in Kleinenglis bei Fritzlar erfolgte4), ist eine Verbringung des Leichnams nach Fritzlar und eine provisorische Aufbahrung in der Stiftskirche zumindest denkbar5).

Nach Falkenheincr soll der Leichnam sogar vor dem Hochaltar einstweilen beigesetzt worden sein, „wo noch die Inschrift eines liegenden Grabsteins die Stätte andeutet"6). Die oben zitierte Inschrift kennt Falkenheiner nicht. Drach nahm seine Lesart vermutlich aus dem 1743 in Marburg in Druck erschienenen Werk des Heinrich Philipp Steinruck über den gewaltsamen Tod des Herzogs7).

Zusätzlich berichtet aber Speckmann in seinen heute verlorenen „Antiquitates Friedeslarienses"8), bei der Öffnung (einer der gemauerten Grüfte im Kirchenschiff in der Nähe des Sakramentshäuschens) im Jahre 1775 habe man festgestellt, daß die zinnerne Flasche mit den darin verlöteten Eingeweiden des Herzogs entfernt gewesen sei; „inwendig" stehe die Inschrift:

E. F. B. I. Mont.

Speckmann löst diese Buchstaben auf mit: Electi Friderici Brunsivizensis Imperatoris Monumentum. Denkmal des erwählten Kaisers Friedrichs von Braunschweig.

Speckmanns Nachricht ist sicher dahin zu berichtigen, daß man nicht die (längst bekannte) Gruft öffnete, sondern den darin befindlichen Steinsarg, in dem am Kopfende das Wort EGILMVNT stand. Die „Umdeutung" dieser Buchstaben entweder aufgrund schlechter Beleuchtung oder (und) aufgrund einer vorgefaßten Meinung in die Kürzungen der von Speckmann wiedergegebenen „Inschrift" ist ohne größere Schwierigkeiten möglich. Für diesen Zusammenhang spricht auch die Überlieferung bei Falkenheiner, der die „Inschrift" ebenfalls kennt und sie folgendermaßen druckt:

Egil + Mvnt / Electi / Friderici /Brunswizensis/ Imperatoris/ Legitimi/Monumentum

Hier steht zunächst die „ungekürzte" Schrift, danach die „Auflösung", d.h., was man als solche ansah. Wahrscheinlich handelte es sich um ein eigenes Täfelchen, auf dem die Inschrift (nach dem Speckmann'-schen Vorschlag oder in Anlehnung an diesen) erst abgekürzt und dann aufgelöst wiedergegeben wurde. Gemeinsam ist allen drei „Inschriften", daß sie keinesfalls aus der Zeit stammen, in der der Überfall geschah, sondern mit größter Wahrscheinlichkeit Klitterungen des 18. Jahrhunderts sind. Es ist nicht eindeutig auszumachen, ob sie zu einem bestimmten Zweck und zu welchem angefertigt wurden. Sollte vielleicht damit nachgewiesen werden, daß Friedrich von Braunschweig wirklich in Frankfurt zum römischen Kaiser erwählt wurde oder ging es nur darum, sein Begräbnis in der Fritzlarer Stiftskirche zu dokumentieren ?


  1. Über die Kontroverse über die angebliche Wahl Friedrichs zum Kaiser und den Mord s. Deutsche Reichstagsakten III, Nr. 186 ff. auf. S. 234 ff., dazu Einleitung S. 227 f.
  2. In Klein-Englis wurde ein heute noch stehendes Steinkreuz errichtet, dessen völlig erloschene Inschrift den Erzbischof von Mainz als Anstifter des hinterhältigen Überfalls angeklagt haben soll: Bünting und Letzner a.a.O. S. xx.
  3. Fraglich aber bleibt, ob nicht die Verbringung des Leichnams nach Fritzlar und die Aufbahrung dort überhaupt fiktiv ist. Wenn man tatsächlich den Erzbischof von Mainz als Anstifter des Überfalls betrachtete, ist die Aufbahrung des Erschlagenen in einer Kirche des Mainzer Territoriums zumindest sehr auffällig.
  4. Falkenheiner II 257.
  5. Henrici Philippi Stcinruckii Disquisitio Historica de Friderico Duce Brunsvicensi ac Luneburgensi anno MCCCC haud procul Fritzlaria caeso... Marburgi 1743, p. 16 sqq. Druck der Inschrift auf p. 26. - Vgl. auch W. Havemann, Der Mord Herzog Friedrichs von Braunschweig-Lüneburg, in: Archiv des hist. Vereins für Niedersachsen NF. Jg. 1847, S. 348 ff.
  6. Abgedruckt in B. und K. a. a. O.
Inschrift

Umschrift:

Nach Christi Geburt 1400. Jahr am Pfingst Abend ward der Hochgebohrne Fürst, Herr FRIDERICH, Hertzog zu Braunsweig und Luneburg erschlagen, deßen Eingeweide hier in dieser Kirche liegt begraben, des seele ruhet mit Friden. Amen.

Kommentar:

Inschrift nach Drach.

Nachweise

Bearbeitung:

Die Inschriften der Stadt Fritzlar, gesammelt und bearbeitet von Theodor Niederquell (Die Deutschen Inschriften 14), 1974, S. 25-26, Nr. 35

Zitierweise
„Herzog Friedrich von Braunschweig 1400 ?, Fritzlar“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/301> (Stand: 8.7.2014)