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4821 Fritzlar
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KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Fritzlar
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 30. Fritzlar
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Fritzlar

Weitere Informationen

Fritzlar

Stadtteil · 220 m über NN
Gemeinde Fritzlar, Schwalm-Eder-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

26 km südwestlich von Kassel

Lage und Verkehrslage:

Ehemalige Kreisstadt am West-Rand des Fritzlar-Waberner Beckens in Terrassenlage über einem nach Süden zum Edertal abfallenden Steilhang. Altstadt mit annähernd rechteckigem Grundriss; Mauerbering mit Türmen noch weitgehend erhalten.

Im Süden, unmittelbar über dem Steilhang, Stiftskirche mit Kreuzgang und ehemaligen Stiftsgebäuden. Um die Kirche nach Norden und Osten ovaler Platz (ehemaliger "Unterer Friedhof") mit ehemaligen Stiftsherrenkurien; der Platz setzt sich rechteckig nach Westen fort ("Oberer Friedhof").

Chaussee nach Gudensberg und Bad Zwesten. Südlich der Stadt kreuzen sich die Bundesstraße 3 (alte Frankfurt - Kasseler Landstraße) und die Bundesstraße 253 (Nördlicher Zug der alten Köln - Leipziger Straße); die Bundesstraße 450 (alte Landstraße Hersfeld [= Bad Hersfeld] - Paderborn) führt von hier nach Norden. Weitere Anbindung an das Straßenverkehrsnetz über die Landesstraßen L3214, L3150 und L3426, sowie die Kreisstraßen K13 und K75.

Die östlich der Stadt gelegene Bundesautobahn 49 folgt dem Verlauf der Bundesstraße 3.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Wabern – Bad Wildungen – Korbach (Inbetriebnahme der Strecke 15.7.1884) südlich der Eder.

Ersterwähnung:

724

Siedlungsentwicklung:

723/724 gründete Bonifatius ein Benediktinerkloster, dessen erster Abt Wigbert wurde.

Ursprüngliche Siedlung (fränkischer Stützpunkt, Pfalz Karls des Großen) mit kirchlichem Bezirk (Kloster, später Stift) am Rande der steil zur Eder abfallenden Hochterrasse.

An die "Domimmunität" nördlich anschließend die spätestens Anfang 11. Jahrhundert angelegte Kaufmannssiedlung mit langgestrecktem Markt. Die weiterfassende Ummauerung (frühes 12. Jahrhundert) zwischen 1232 und 1237 im Osten und zwischen 1320 und 1327 im Westen erweitert.

Im 13. Jahrhundert wird am Steilhang über der Eder im Süden der Stadt um das Katharinenkloster die 1280 erstmals genannte Neustadt errichtet.

1464: Vereinigung von Alt- und Neustadt.

Moderne Ausbauten des 20. Jahrhunderts nach Norden und am westlichen Stadtrand. Kleinere Wohnsiedlungen entstanden ferner südlich der Eder um Bahnhof, Kasernen und Flugplatz.

Historische Namensformen:

  • Friteslar (zwischen 723 und 732/33) [Vita Wigberti Monumenta Germaniae Historica Scriptores 15, 1 capitulum 5 S. 39 = Leben und Wundertaten des Heiligen Wigbert, Kap. 5, S. 63]
  • Frideslare, in (732/33) [IX]
  • Frideslar, ad (732/33) [um 1200]
  • Fricdislar (774) [IX]
  • Frideslar (774) [IX]
  • Fridisleri (919)
  • Fritislare (1028)
  • Fridislariae (1118)
  • Fritheslare, in (1130)
  • Frislar, de (1144)
  • Fritzlariensis (1145)
  • Friczlar, in (1147)
  • Frisselaria, in (1170)
  • Fridislar, in (1180) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 605]
  • Vrislariensis (1184)
  • Frislarie (1189/90)
  • Fritslar (1215)
  • Frischelarie (1222)
  • Ffridtzlair, zu (1290)
  • Fritzelar (1365)
  • Friislar, tzu (1464)
  • Firßlar (1469)
  • Fritzlair (1493)

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1883/84

Älteste Gemarkungskarte:

1603

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3519477, 5666208
UTM: 32 U 519395 5664381
WGS84: 51.130569° N, 9.277184° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

634005020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 2359, davon 1311 Acker (= 55.57 %), 62 Wiesen (= 2.63 %), 696 Holzungen (= 29.50 %)
  • 1961 (Hektar): 2364, davon 688 Wald (= 29.10 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1670: 293 Hausgesesse
  • 1740: 2027 Einwohner
  • 1744: Zuzug wegen "Übersetzung mit Volk" erschwert
  • 1765/1785: jährlich ca. 10 Neubürger
  • 1834: 2872, 1885: 3239 Einwohner
  • 1861: 342 evangelisch-reformierte, 2 evangelisch-lutherische, 3 unierte, 2426 römisch-katholische, 108 jüdische Einwohner (mit Militärpers.)
  • 1885: 3239, davon 1083 evangelisch (= 33.44 %), 1991 katholisch (= 61.47 %), 2 andere Christen (= 0.06 %), 163 Juden (= 5.03 %)
  • 1925: 3909, 1939: 6468, 1950: 6851, 1961: 8539 Einwohner
  • 1961: 8539, davon 4290 evangelisch (= 50.24 %), 4091 katholisch (= 47.91 %)
  • Im Mittelalter ca. 2000 - 3000 Einwohner
  • Pest: 1348, 1472

Diagramme:

Fritzlar: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Bis um 1066 Reichsbesitz, dann mainzische Vogtei Fritzlar
  • Auf der Grundlage der Besitzungen und Rechte des Erzstifts Mainz und des Fritzlarer Petersstifts im 13. Jahrhundert entstandener, kleiner Verwaltungsbezirk; vgl. auch Vogtei Fritzlar.
  • 1335 wird das Amt vom mainzischen Oberamtmann auf der Amöneburg verwaltet.
  • 732/33: Hessionum in regionem
  • 1305: Graf Heinrich von Waldeck ist Inhaber des mainzischen Amtes Fritzlar
  • 1315: Rabe von Calenberg
  • 1462: Verpfändung der Stadt Fritzlar an Graf Wolrad von Waldeck
  • 1495: Erzbischof von Mainz löst bei Graf Philipp von Waldeck die verpfändete Amtsmannschaft ein
  • 1803: Landgräfliches Amt im Fürstentum Fritzlar
  • 1807: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton und Friedensgericht Fritzlar
  • 1814: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Fritzlar, Amt Fritzlar
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fritzlar
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis:

Fritzlar-Homberg

Gericht:

  • 1240: marscalcus
  • 1245: iudex Ordinarius (Dekan zu Fritzlar)
  • 1265: scultethetus (viceiudex)
  • 1305: officiatus
  • 1310: cellerarius
  • 1807: Friedensgericht Fritzlar
  • 1822: Justizamt Fritzlar
  • 1867: Amtsgericht Fritzlar
  • 1879: Amtsgericht Fritzlar
  • Vogtei:
  • Seit dem 11. Jahrhundert im Bereich der mainzischen Villikation Fritzlar bestehend. Vor 1066 Hochvogtei zu erschließen, der sich Graf Werner III. bemächtigen konnte. Vermutlich hat dieser den Untervogt aus dem Kreis der familia und durch diese wählen lassen.
  • 1109 ist der Untervogt Niederrichter (causidicus). Wiederherstellung der alten Rechte der familia 1109 durch Erzbischof Ruthard von Mainz; die familia solle nur einen rechtmäßigen (das heißt mit dem Königsbann belehnten) Vogt haben. Dieser Vogt hatte jährlich 3 vorher anzusagende Dinge in Fritzlar "pretorio" abzuhalten.
  • 1123: Übergang der Vogtei an die Landgrafen.
  • 1189-1196: Entgegen der Ordnung von 1109 werden neben dem Hochvogt (Landgraf) Untervogt und Niederrichter (centurio) genannt.
  • 1. Hälfte 13. Jahrhundert: Die familia verliert in Fritzlar allmählich ihre Bedeutung und geht bald völlig in der städtischen Gemeinde auf; Personalunion von Vogt und Schultheiß seit 1217 nachweisbar.
  • Um 1225 erlangt das Erzstift Mainz vom Landgrafen die Vogtei Fritzlar zurück; die Gerichtsrechte gelangen in die Hand der Schultheißen zu Fritzlar, die nutzbaren Rechte der Vogtei an den erzstiftlichen Wirtschaftsbeamten.
  • 1231: Landgraf Konrad schenkt sein Recht an dem steinernen Haus zu Fritzlar am Friedhof (ehemaliges Vogthaus) an Kloster Berich.
  • Vor 1248 wird die inzwischen bedeutungslos gewordene Vogtei vorübergehend an die Fritzlarer Familie Heidenreich verpfändet.
  • 1040: advocatus (?)
  • Mitte 11. Jahrhundert: legalis advocatus
  • 2. Hälfte 11.Jahrhundert: (subadvocatus) causidicus
  • Vor 1101: subadvocatus
  • 1101: Wernerus comes et advocatus
  • 1189: advocatus
  • 1217: Thidericus advocatus idem et sculthetus (miles).
  • Stadtgericht (Altstädter Gericht):
  • Das wahrscheinlich schon im 12. Jahrhundert voll ausgebildete Stadtgericht scheint Befugnisse eines älteren, zu erschließenden Marktgerichts übernommen zu haben; bei Marktfrevel und verwandten Delikten führen die Zöllner noch im 15. Jahrhundert anstelle des Schultheißen den Vorsitz im Gericht. Bis zur Mitte des 13. Jahrhundert wird die der Vogtsgewalt unterstehende mainzische familia zu Fritzlar bedeutungslos; nach harten Kämpfen mit dem Mainzer Erzbischof kann sich der Landgraf nicht der Vogtei Fritzlar behaupten. Die mainzische familia wird in die städtische Gemeinde integriert. Seit der 2. Hälfte 13. Jahrhundert hält der (mainzische) Schultheiß in Nachfolge des Vogtes (vgl. Vogtei) die 3 echten Dinge ab.
  • Das unter Oberhoheit des mainzischen Stadtherrn stehende Gericht übt niederes und hohes Gericht aus. Zuständig ist das Gericht für das Gebiet der Altstadt und deren Gemarkung, seit 1464 auch für die Neustadt und deren Feldmark. Ausgeschlossen war der Raum der engeren Stiftsimmunität, Höfe der Stiftsherren, Klöster, geistliche Höfe und vermutlich auch der Burgbezirk.
  • 1561/62: Stadtgericht darf nur bei Verhinderung des Amtmanns allein tagen.
  • 1615 erinnert der alte Bürgermeister L. Hostermann daran, dass der Stadt alle Peinlichkeit (auch in den beiden Stiftsdörfern) über Menschengedenken zugestanden habe.
  • Seit 16. Jahrhundert vergrößert sich der Einfluss des Erzbischof von Mainz auf das Gericht dadurch, dass der Amtmann teilweise die Funktion des Schultheißen übernimmt; 1744 erhält der Amtmann bestimmte Straffälle zur Aburteilung.
  • Gerichtstätten:
  • 1207 tagt Gericht am Markt (forum)
  • Mitte 14. Jahrhundert: Landgrafen zerstören Galgen und Räder bei Fritzlar
  • Schultheiß (villicus) 1124 und 1189
  • 1207: iudices laici
  • 1217: Thidericus advocatus idem et sculthetus (miles).
  • Neustädter Gericht:
  • Eigenes Gericht für den Bereich der Neustadt Fritzlar; seit 1356 zu erschließen.
  • 1385: Das Gericht der Neustadt wird unter Vorsitz des Schultheißen der Altstadt Fritzlar geführt. Urteiler: die beiden Bürgermeister und 6 Schöffen der Neustadt.
  • Nach 1464 in die Altstadt eingegliedert (vgl. Herrschaft und Gemeinde).
  • Neustädter Gericht für niederes Gericht und Strafgericht zuständig.
  • Propsteigericht:
  • Seit etwa 1220 setzt die außerordentlich rege Tätigkeit des Gericht der Propstei Fritzlar ein, dessen Wirkungsbereich sich auf ganz Niederhessen erstreckt und im Zusammenhang mit dem Kampf des Erzstifts Mainz gegen die Landgrafen steht, deren Gerichtsrechte teilweise verdrängt werden (Gericht Maden).
  • 1318: Die mit dem Stadtgericht Fritzlar konkurrierende Tätigkeit des Propsteigericht wird dadurch stark eingeengt, dass Erzbischof Peter von Mainz die zivilrechtliche Kompetenz des Gericht auf Streitsachen mit einem Wert von höchstens 2 Mark Silber einschränkt.
  • 1459: Erzbischof Dieter von Mainz verbietet den Bürgern von Fritzlar, weltliche Angelegenheiten vor dem geistlichen Gericht der Propstei auszufechten. Die Bürger sollen zukünftig Strafverfahren vor dem weltlichen Gericht zu Fritzlar austragen.
  • Gericht des Offizials:
  • Vor allem auf dem Gebiet der freiwilligen Gerichtsbarkeit übt dieses geistliche Gericht im 14. und frühen 15.Jahrhundert eine starke Tätigkeit weit über Fritzlars Grenzen hinaus aus. Strafrechtliche Funktion nimmt das Gericht gegenüber Bürgern Fritzlars bis Ehebruch (so 1333) und verwandten Fällen (so 1486) ein.
  • Seit 1318 sind die meisten Stadtschreiber von Fritzlar zugleich Offizialatsnotare.
  • 1342 verleiht Erzbischof Heinrich von Mainz dem Fritzlarer Offizial das Recht, die Überwachung des städtischen Verfassungs- und Gerichtswesens durchzuführen (ob tatsächlich vom Offizial vorgenommen, ist ungewiss).
  • Seit 1360 keine amtliche Funktion des Offizials in Verwaltung oder Gericht der Stadt.

Herrschaft:

Stadtgründung durch die Mainzer Erzbischöfe Ende 11./Anfang 12. Jahrhundert.

1207: consuetudo oppidi

Bestätigungen des Stadtrechts seit 1287 nachweisbar.

Ältestes Stadtsiegel von vor 1227

Stadtherrschaft: Erzstift Mainz (vgl. auch Amt);

1462: Verpfändung der Stadt an Graf Wolrad von Waldeck; später wieder eingelöst.

Schultheiß 1189, Rat (consilium burgi) 1217 zuerst genannt; der Rat bestand aus 24 Mitgliedern, von denen jeweils 12 amtierten (alter und neuer Rat); beide Räte wechselten jährlich. Ergänzung durch Kooptation (seit 1561 Wahl durch den Stadtherrn auf Vorschlag der Stadt).

Einführung des Bürgermeisteramtes 1266, das jeweils mit 2 Personen besetzt war, die mit dem Rat jährlich wechselten; dadurch Erweiterung des Rates um 4 auf insgesamt 28 Mitglieder.

Städtische Verfassungskämpfe um 1287 führen zur Bestellung von 2 Gemeindeworten (prolocutores communitatis) als Vertreter der Gemeinde; 1338 wieder abgeschafft; stattdessen werden 28 Ratsleute aus der Gemeinde berufen; 1360 Wiedereinsetzung der Gemeindeworte unter Abschaffung des Gemeinderates.

Langwierige Verfassungskämpfe zwischen Rat und Zünften im 15. und 16. Jahrhundert, die zwar zu keinen grundsätzlichen Änderungen der Verfassung, wohl aber zu einem wachsenden Einfluss des Stadtherren auf die städtische Verwaltung führen.

Verfassung der Neustadt nach dem Vorbild der Altstadt:

2 Bürgermeister, 8 Schöffen, 2 Gemeindeworte bildeten den Rat, der ohne Wechsel amtierte. Auflösung 1464.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung der Gemeinden Cappel, Geismar, Haddamar, Lohne, Obermöllrich, Rothhelmshausen, Ungedanken, Wehren und Werkel in die Stadt Fritzlar. Zu deren weiterer Entwicklung s. Fritzlar, Stadtgemeinde. Sitz der Stadtverwaltung ist Fritzlar.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Grundherr ursprünglich Stift Fritzlar, dann (um 1066) Erzstift Mainz.
  • Weitere Grundherren:
  • 1231: Kloster Berich
  • vor 1244: Kloster Hardehausen
  • Mitte 13. Jahrhundert: Kloster Haina
  • 1290: Deutscher Orden Marburg
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 722/23: oratorium
  • Zwischen 722/23 und 732/33: coenobium, das Bonifatius bald nach 732 dem magister Wigbert unterstellte
  • 732/33: ecclesia s. Petri
  • 774: basilica
  • Weitere kirchliche Gebäude:
  • Johanneskirche, 1219 genannt, am Friedhof; 1848 abgebrochen.
  • Nikolauskirche, 1266 zuerst genannt, am Platz des jetzigen Postamts; nach 1628 Verfall, Turm nach 1744 abgebrochen.
  • St. Georg vor dem Werkeltor; 1386: Verbrüderung mit Stift; im 16. Jahrhundert Verfall.
  • Doppelkapelle an der steinernen Ederbrücke: 1399 Altarstiftung in der Steinbrückenkapelle, dann dem heiligen Grab geweihte Kapelle unter der Ederbrücke an der Nordwest-Seite.
  • Marienkapelle vor dem Schildertor, noch 1515 in starker Benutzung.

Patrozinien:

  • Petrus

Klöster:

Beginen:

1286-1330 und 1453 wird ein Schwesternhaus in die Flämingsgasse, für 1310 eine Beginenklause auf dem Fraumünsterfriedhof genannt; 1543 ist sie zerfallen. Schwestern- oder Süsternhaus in der Flehmengasse 1

Diakonische Einrichtung:

11.10.1895 Einrichtung einer Diakonissenstation; 01.05.1896 Kleinkinderschule, zwei Schwestern, davon eine als Schulschwester durch Presbyterium angestellt; Betreuung von Jungfrauenverein, Mütterverein, Flickschule Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904, Diakonissen in der Krankenpflege, Handarbeitsunterricht in der Schule Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 273; Diakoniestation besteht bis 1964 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel:

Um 1522 erste lutherische Predigten. Der Fritzlarer Johannes Hefenträger, der spätere Reformator Waldecks, heiratete 1524 eine Nonne des Katharinenklosters.

Erster evangelischer Pfarrer: Jost Runcke um 1533, 1548 durch den Erzbischof von Mainz aus der Stadt ausgewiesen, kehrte 1552, als Fritzlar vom Landgrafen besetzt war, zurück, 1559/60 erneut vom Erzbischof abgesetzt.

Kirchliche Mittelbehörden:

Archipresbyterat Fritzlar

Juden:

Juden seit 13. Jahrhundert nachweisbar

Um 1340: Judengasse

1426: Judenborn

1463: Fritzlarer Neustadt erhält das Recht, Juden aufzunehmen.

1467: Konflikt zwischen Stadt und Judenschaft; darauf fast gänzliches Eingehen der Judengemeinde.

1631: geplünderter Jude genannt

1676: 3 Juden

1804: 11 Juden

1860: 139 Juden in 29 Familien

1861: 108 Juden

1905: 145 Juden

Vor 1933: 128 Juden

1939: 30 Juden

Orte Cappel und Wabern sind Fritzlar angeschlossen

Synagoge und Judenschule vor 1827, Untere Nikolausstraße

Neubau beider Gebäude 1896; Synagoge in der Holzgasse; Schule in der Nikolausstraße

Friedhof am Schladenweg/Ecke Unterer Schulweg, belegt 1855-1936. Während der NS-Zeit wurde er geschändet und nach dem Krieg wieder hergerichtet. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

Ursprünglich mit dem Benediktinerkloster verbundene Schule; Lehrer: Wigbert. Mit Umwandlung des Klosters in ein Stift (1. Hälfte 11. Jahrhundert) Stiftsschule unter Scholaster des Stiftes, Leitung durch Rektor mit seinen Gehilfen.

16. Jahrhundert städtische Lateinschule, die bald einging; 1616: Lateinschule durch Jesuiten gegründet; Leitung 1628 an Minoriten, noch 1676 erwähnt

1758 und 1781 nur Knabenschule mit lateinischem und deutschem Schulmeister; der für lateinischen Unterricht war Benefizial des Stiftes, der für deutschen Bürger. Der Lateinschule schloss sich 1921 die seit 1892 bestehende evangelische Privatschule an, seitdem Rektoratschule.

Lyzeum der Ursulinerinnen 1736, seit 1887 als höhere Mädchenschule.

Seit 16. Jahrhundert katholische Volksschule, seit dem frühen 19. Jahrhundert evangelische Volkschule; 1910 Volksschule mit acht Stellen

1875 - 1921: katholische Präparandenanstalt

Landwirtschaftliche Berufsschule seit 1896; gewerbliche Berufsschule

Hospitäler:

Vor 1147: Hospitalgründung vor Fritzlar

1239: Erzbischof Siegfried nimmt das der hl. Maria geweihte Armenhospital bei Fritzlar in Schutz.

1284: städtisches Hospital St. Georgen vor dem Werkeltor

1308: städtisches Hl. Geisthospital an der Eder, 1820 in ehemaliges Minoritenkloster übergesiedelt

Daneben 1284: Gutleuthaus an dem Weg nach Zennern

Um 1495/96: Leprosenhaus, Siechenhaus St. Wendel

Siehe auch die Fritzlarer Artikel "Hospital" und "Siechenkapelle"

Kultur:

Wertvolle Stiftsbibliothek, Archiv und Museum

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

906: Treffen zwischen Graf Konrad und Graf von Babenberg

919: Wahl Heinrichs I. zum deutschen König

Zwischen 919 und 1145: 15 Königsaufenthalte

953, 954, 1002, 1074: Reichs- und Fürstentage

1118, 1244 und 1259: Mainzische Prov. Synoden in Fritzlar

Zerstörungen 774, 1079, 1232

Plünderungen 1621, 1631

Beschießung 1761

Teilzerstörung der Befestigungsanlagen 1762

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Weltliche Verwaltung:

Bis zum 13. Jahrhundert hinein ist Fritzlar Villikationsmittelpunkt.

Seit dem 13. Jahrhundert besteht ein kleines mainzisches Amt Fritzlar mit Zubehör in der Umgebung. Dazu gehören Einkünfte in Werkel, für kurze Zeit auch Densberg, seit dem 14. Jahrhundert Rothelmshausen und Ungedanken, seit 1411 Gericht und Dorf Holzheim (wüst).

1561/62: Mainzischer Amtmann zu Fritzlar übt Gerichtsbarkeit auch über Dörfer Rothhelmshausen und Ungedanken aus.

1803: Fürstentum Fritzlar (mit Amt Naumburg).

1807: Sitz des Kantons und Friedensgerichtes Fritzlar für die Orte: Fritzlar, Geismar, Haddamar, Heimershausen, Lohne, Wehren, Werkel.

1821: Sitz des Kreises Fritzlar aus den Ämtern Fritzlar, Gudensberg und Jesberg mit den Orten: Besse, Betzigerode, Bischhausen, Cappel, Densberg, Dissen, Dorheim, Dorla, Einrode, Ermetheis, Fritzlar Stadt, Geismar, Gilsa, Gleichen, Gombeth, Grifte, Großen-Englis, Gudensberg Stadt, Haddamar, Haldorf, Holzhausen, Hundshausen, Jesberg, Kerstenhausen, Kirchberg, Klein-Englis, Lohne, Maden, Metze, Niedenstein Stadt, Nieder-Urff, Ober-Möllrich, Ober-Vorschütz, Reptich, Römersberg, Rothelmshausen, Schiffelborn, Schlierbach, Strang, Udenborn, Ungedanken, Uttershausen, Wabern, Waltersbrück, Wehren, Wenzigerode, Werkel, Wichdorf, Zennern, Zimmersrode, Zwesten.

1836: Densberg aus und Kreis Ziegenhain eingegliedert, Römersberg aus- und Kreis Homberg eingegliedert.

1843: Gombeth aus- und Kreis Homberg eingegliedert.

1848: Kreis Fritzlar aufgelöst und in neugeschaffenen Bezirk Fritzlar eingegliedert.

1851: Bezirk Fritzlar aufgelöst und Kreis Fritzlar im alten Umfang wiederhergestellt.

1932: Kreis Fritzlar und Homberg zu neugebildeten Kreis Fritzlar-Homberg zusammengeschlossen mit folgenden Gemeinden: Aldorf, Allmuthshausen, Arnsbach, Berge, Berndshausen, Besse, Betzigerode, Bischhausen, Borken Stadt, Cappel, Caßdorf, Densberg, Dickershausen, Dillich, Dissen, Dorheim, Dorla, Ellingshausen, Elnrode, Ermetheis, Falkenberg, Freudenthal, F. Stadt, Geismar, Gilsa, Gleichen, Gombeth, Grebenhagen, Grifte, Großen-Englis, Gudensberg Stadt, Haarhausen, Haddamar, Haldorf, Hebel, Hergetsfeld, Holzhausen/Hahn, Holzhausen bei Homberg, Homberg Stadt, Hombergshausen, Hundshausen, Jesberg, Kerstenhausen, Kirchberg, Klein-Englis, Lendorf, Leuderode, Lohne, Lützelwig, Maden, Mardorf, Hetze, Mörshausen, Mosheim, Mühlbach, Mühlhausen, Nassenerfurth, Neuenhain, Niedenstein Stadt, Nieder-Appenfeld, Nieder-Beisheim, Nieder-Hülsa, Nieder-Urff, Ober-Appenfeld, Ober-Beisheim, Ober-Hülsa, Ober-Möllrich, Ober-Urff, Ober-Vorschütz, Pfaffenhausen, Raboldshausen, Reddingshausen, Reibehausen, Remsfeld, Reptich, Rockshausen, Rodemann, Römersberg, Roppershain, Rothelmshausen, Rückersfeld, Saasen, Salzberg, Schellbach, Schiffelborn, Schlierbach, Singlis, Sipperhausen, Sondheim, Steindorf, Stolzenbach, Strang, Trockenerfurth, Udenborn, Ungedanken, Unshausen, Uttershausen, Verna, Völkershain, Wabern, Wallenstein, Waltersbrück, Waßmuthshausen, Wehren, Weiferode, Wenzigerode, Werkel, Wernswig, Wichdorf, Zennern, Zimmersrode, Zwesten.

Justiz:

1561/62: Mainzischer Amtmann zu Fritzlar übt Gerichtsbarkeit über Rothelmshausen und Ungedanken aus.

1803: Hessisches Gericht im Fürstentum Fritzlar

1807: Friedensgericht Fritzlar

1814: Amt Fritzlar

1821: Justizamt Fritzlar

1867: Amtsgericht Fritzlar

Kirche:

1425: Sedes Fritzlar mit Kirchen: Bauna, Besse, Büraberg, Elgershausen, Fraumünster, Geismar, Gleichen, Großen-Englis, Gudensberg, Haddamar, Harle, Hoof, Lohne, Maden, Metze, Niedenstein, Nieder-Möllrich, Nieder-Vorschütz, Nieder-Zennern, Ober-Vorschütz, Ober-Zennern, Ritte, Rittervenne, Vellmar, Vollmarshausen, Wehren, Wolfershausen, Züschen.

Archidiakonat St. Peter Fritzlar mit Archipresbyteraten: Bergheim, Braach, Ditmold, Fritzlar, Gensingen, Mardorf, Ottrau, Schützeberg, Urff. Fritzlar mit Balhorn, Besse, Elben, Fritzlar, Geismar, Grifte, Gudensberg, Kirchberg, Lohne, Metze, Naumburg, Niedenstein Ober-Möllrich, Ober-Vorschütz, Sand, Wehren.

Wirtschaft:

um 1330: Fritzlarer weißes Tuch; im Mittelalter bedeutendster niederhessischer Handelsplatz besonders für Waid, Wolle, Tuche, Getreide; 1330: Fläminge; Michaelsbrüder als Träger des Handels, Kaufleute;

Ende 15. Jahrhundert: Wollweber

Anfang 16. Jahrhundert kaufen Kölner Kaufleute Fritzlarer Wolle ein.

Markt:

1074/81 [XI] modium Frideslariensis

1330: 2 Jahrmärkte (1. Mai und 10. Aug.)

1464: 3. Jahrmarkt im Oktober

1701: 5 Jahrmärkte, bis 1860: 7 Jahrmärkte, darunter 2 Viehmärkte

Münze:

1. Drittel 11. Jahrhundert: Einsetzen der Münzprägungen

Münzgebäude 13. und 14.Jahrhundert erwähnt

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Fritzlar, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4112> (Stand: 25.4.2023)