Historisches Ortslexikon
- Messtischblatt
- 4523 Hann. Münden
- Moderne Karten
- Kartenangebot der Landesvermessung
- Topografische Karten
- KDR 100, TK25 1900 ff.
- Historische Karten
- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 10. Veckerhagen
Weitere Informationen
Veckerhagen
-
Ortsteil · 118 m über NN
Gemeinde Reinhardshagen, Landkreis Kassel - Siedlung ↑
-
Ortstyp:
Dorf
-
Lagebezug:
15 km östlich von Hofgeismar
-
Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen, einfacher Struktur und lockerer Bebauung an den östlichen Ausläufern des Reinhardswaldes, am linken Ufer der Weser unmittelbar an der Landesgrenze zum Bundesland Niedersachsen. Am Nordrand des Ortes verläuft der Hemelbach von dem ein Mühlgraben abgezweigt wurde, der Kinkelbach führt am Süden von Veckerhagen vorbei. Kern der Siedlung um die Kirche, ehemalige Burg- bzw. Schlossanlage unmittelbar an der Weser. Ausdehnung zunächst nach Westen in Richtung Eisenhütte, jüngere Siedlungsentwicklung mit regelhafter Struktur nach Südwesten in Richtung Reinhardswald.
Ausgangspunkt der Chaussee Veckerhagen - Kassel. An der heutigen B80 (Karlshafener Straße) und L3229 Richtung Immenhausen.
Fährverbindung nach Hemeln seit 1342
-
Ersterwähnung:
1297
-
Siedlungsentwicklung:
Um 1430/31 lässt Landgraf Ludwig I. von Hessen vor Ort eine Burg errichten, die vielleicht an die Stelle eines befestigten Hofes rückte. Die Anlage kann als Ausgangspunkt für die eigentliche Siedlungsentwicklung gelten.
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Ochsenhof.
-
Historische Namensformen:
- Feckershagen, de; Feckernhagen, de (1297) (Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 20-22, Urkunde 23; Witzenhäuser Salb. von 1575, 62 v.)
- Vegkirchain (1342) (HStAM Generalrepertorium Veckerhagen)
- Veykerhaygen, tome (1355) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 165, Nr. 204]
- Vekerhagin (1355) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 16, Nr. 205]
- Vekirhagin (1377) [Abschrift 18. Jahrhundert HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 2023]
- Vekerhagen, in (1396) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 191-294, Nr. 238]
- Fekerhayn (1402) [HStAM Bestand Urk. 49 Nr. 4063]
- Fekernhagen, in (1408) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 212-216, Nr. 257]
- Vekernhagen (1499) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 353-354, Nr. 393]
- Vekernhagen (1570-1590) [Übersichtskarte vom Reinhardswald und Kaufungerwald HStAM Bestand Karten Nr. P II 15629]
- Veckernhagen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 96]
- Veckernhagen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 3]
-
Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1396)
- Dorf (1499)
-
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
- Burg Veckerhagen
- Die Staue
- Eisenhütte
- Farbenmühle
- Forsthaus Hemelberg
- Haldmerden
- Haus an der Olbe
- Heimbeck
- Hemelmühle
- Herboldessen
- Jugendherberge
- Kieswerk
- Ochsenhof
- Schloss Veckerhagen
- Schmachteshagen
- Ziegelhütte
- Burg Veckerhagen (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Schloss Veckerhagen (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
-
Burgen und Befestigungen:
-
Umlegung der Flur:
1905
-
Älteste Gemarkungskarte:
1764
-
Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3541832, 5706710
UTM: 32 U 541742 5704867
WGS84: 51.493403° N, 9.601269° O OpenLayers - Statistik ↑
-
Ortskennziffer:
633022020
-
Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 785, davon 354 Acker (= 45.10 %), 235 Wiesen (= 29.94 %), 7 Holzungen (= 0.89 %); vgl. auch Oberförsterei Veckerhagen
- 1961 (Hektar): 816, davon 14 Wald (= 1.72 %)
-
Einwohnerstatistik:
- 1585: 87 Haush.(Der ökonomische Staat)
- 1747: 147 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 1581, davon 1556 evangelisch (= 98.42 %), 4 katholisch (= 0.25 %), 19 andere Christen (= 1.20 %), 2 Juden (= 0.13 %)
- 1961: 2463, davon 2014 evangelisch (= 81.77 %), 416 katholisch (= 16.89 %)
- 1970: 2604
- 1750: 2 Wagner, 5 Bender, 10 Schneider (2 üben den Beruf nicht mehr aus), 15 Schmiede, 3 Metzger, 6 Zimmerleute, 22 Leineweber, 33 Tagelöhner, 7 Schreiner, 1 Fenstermacher, 3 Drechsler, 4 Bäcker, 6 Schuster, 1 Hutmacher, 1 Ziegelbrenner, 3 Tabakspinner, 7 Krämer, 8 Mann auf der Eisenhütte, 7 Fischer, 5 Brandtweinbrenner, 2 Wirte, 1 Braumeister, 2 Schäfer, 5 Müller, 12 Frauen, teils einzeln, teils verheiratet, die sich vom Tagelohn und Spinnen ernähren, die übrigen ernähren sich lediglich vom Ackerbau und Transport der Eisensteine zur Eisenhütte
-
Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
-
Verwaltungsbezirk:
- 1430: Landgrafschaft Hessen, Amt Veckerhagen (Unteramt von Grebenstein)
- 1551: Landgrafschaft Hessen, Amt Gieselwerder
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Sababurg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Karlshafen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
-
Altkreis:
Hofgeismar
-
Gericht:
- bis 1822: Amt Sababurg
- 1822: Justizamt Sababurg (Sitz Veckerhagen)
- 1867: Amtsgericht Veckerhagen
- 1879: Amtsgericht Veckerhagen
- vor 1932: Amtsgericht Veckerhagen
- 1932: Amtsgericht Hofgeismar
-
Herrschaft:
1342 erwirbt der Landgraf von Hessen von den Rittern von Stockhausen die Hälfte des Dorfes Veckerhagen mit Fähre und Mühlen. Die andere Hälfte verbleibt bei den Schönebergern. 1377 tritt der Herr von Schöneberg Veckerhagen, das bis dahin ein schönebergisches Lehen der von Stockhausen gewesen war, an Hessen ab. Die von Stockhausen haben den Ort nun von Hessen zu Lehen. 1429 löst der Landgraf von Hessen den Kaltenhof von den von Stockhausen zugleich mit dem Dorf Veckerhagen, das auch von den Welfen beansprucht wird, ein und beginnt im Jahr darauf mit der Errichtung einer Befestigungsanlage um den Reinhardswald gegen das Kurmainz zu sichern. 1551 ist die Hälfte des Ortes als hessisches Lehen im Besitz eines von Stockhausen, nach dessen Tod das Lehen heimfiel (Gieselwerd. Salbuch).
-
Gemeindeentwicklung:
Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der beiden Gemeinden Vaake und Veckerhagen zur neuen Gemeinde Reinhardshagen, deren Ortsteil und Gemeindeverwaltungssitz Veckerhagen wurde.
- Besitz ↑
-
Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1355 gibt der Ritter Heinrich von Stockhausen bekannt, dass er vom Stift Hilwartshausen einen Hof in Herboldessen mit vier Hufen sowie eine halbe Hufe bei Veckerhagen zur Pacht erhalten habe.1395 erhält das Stift Einkünfte aus dem Testament es Propstes Johann Gruner. 1408 sind vier Höfe des Stifts zur Pacht ausgetan, zwei entrichten einen Wachszins. 1499 verkauft der Knappe Stephan von Stockhausen dem Stift eine Jahresrente aus der Herbstbede in Veckerhagen.
- Kirche und Religion ↑
-
Ortskirchen:
- 1542 Pfarrer zu Veckerhagen und Vaake, 1557 wird in einem Visitationsprotokoll zunächst Veckerhagen als Sitz der Pfarrei genannt, 1585 Vaake
- Evangelische Pfarrkirche 1778 als kreuzförmiger Bau im klassizistischen Stil errichtet
- Kirche der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten)
-
Pfarrzugehörigkeit:
Im Mittelalter zum Benediktinerkloster Hilwartshausen eingepfarrt. 1585 ist Veckerhagen Filial von Vaake, seit 1979 eigene Pfarrei
-
Patronat:
Das Patronat gehört im Mittelalter dem Kloster Hilwartshausen, nach der Reformation den Herzögen von Braunschweig.
-
Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Johann Hufnagel ca. 1527-1542, Pfarrer in Vaake und Veckerhagen. Er wurde von Landgraf Philipp eingesetzt, weil das Kloster Hilwartshausen sich weigerte, einen evangelischen Prädikanten zu besolden.
-
Juden:
1506 und 1509 jüdische Zollzahlungen im Ort.
- Kultur ↑
-
Schulen:
1910 Volksschule mit vier Klassen
-
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
-
Wirtschaft:
Land- und Waldwirtschaft (vgl. auch Oberförsterei Veckerhagen), Fischerei, Wesersschiffahrt, Hüttenwesen (Eisenhütte)
-
Mühlen:
1587 werden im Salbuch des Amtes Sababurg (HStAM Bestand S Nr. 543) fünf Mühlen bzw. Müller in Veckerhagen genannt, ebenso im Lager-, Stück- und Steuerbuch von um 1750. Hinzugekommen ist inzwischen noch die Eisenhütte.
Neben der außerhalb der Ortslage gelegenen Farben- und der Hemelmühle existierten im Dorf noch die Schleifmühle Peter, die Kloppmühle (Hofmannsche Mühle, bis ca. 1960 betrieben), die Untere Brüggemannsche Mühle (Mittelmühle, bis ca. 1954 betrieben) und die Mahl- und Holzschneidemühle Beuermann (bis ca. 1910 betrieben)
-
Markt:
1777 Marktgerechtigkeit mit drei Märkten
- Nachweise ↑
-
Literatur:
- Veckerhagen in sieben Jahrhunderten
- Reinhardshagen. 1100 Jahre Vaake, 700 Jahre Veckerhagen
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 539-569
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 169-172
- K. Günther, Territorialgeschichte der Landschaft zwischen Diemel und Oberweser vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, S. 190-196
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 21
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 107
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 480
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 907ff.
- Germania Judaica 3/2, S. 1879, Anm. 45
- Zitierweise ↑
- „Veckerhagen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2099> (Stand: 29.4.2024)