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Einweihung des Neubaus des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach, 21. April 1958

Das bereits seit Ende 1957 bezogene neue Haus des Deutschen Wetterdienstes (DWD) an der Frankfurter Straße in Offenbach am Main wird offiziell eingeweiht. Der Bundesminister für Verkehr Hans-Christoph Seebohm (1903–1967; CDU) übergibt im Rahmen einer Feierstunde das als „Zentralamt“ des Wetterdienstes eingerichtete Gebäude an den Präsidenten des deutschen Wetteramtes, Dr. Georg Bell (geb. 1912). Damit besitzt der 1952 durch die Zusammenführung der Wetterdienste der westalliierten Besatzungszonen geschaffene deutsche Wetterdienst, dessen vorheriger Standort Bad Kissingen gewesen ist, erstmals in seiner Geschichte ein eigenes Gebäude, das speziell auf seine Bedürfnisse abgestimmt ist.

Funktionalistisches Gebäude

Das zwischen 1955 und 1957 nach einem Entwurf des funktionalistisch orientierten Architekten Paul Friedrich Posenenske (1919–2004) errichtete Haus, das Platz für rund 400 Mitarbeiter bietet, zeichnet sich durch eine Trennung der Außenwänden von der tragenden Struktur aus. Die ungewöhnliche bauliche Ausführung wird durch versetzten Fensterbänder betont.

Die internationale Wetterorganisation ist zu Gast

Unter den in der Empfangshalle versammelten Gästen der Eröffnung befinden sich die neben den führenden deutschen Meteorologen auch der Generalsekretär der internationalen Wetterorganisation „World Meteorological Organization“, der Brite David A. Davies (1913–1990).

Auswertung von Daten aus aller Welt

Herzstück des Deutschen Wetterdienstes ist die Nachrichtenabteilung des neugeschaffenen Zentralamtes. Hier gehen täglich eine halbe Million Zahlendaten aus der Welt ein und werden zur Auswertung weitergeleitet. In langen Zahlenkolonnen reihen sich verschlüsselte Wetterwerte aneinander, die über die meteorologischen Verhältnisse aller wichtigen Regionen der Erde detailliert Auskunft geben: Berichte über Luftdruck, Windrichtung und Temperatur, Windstärke, Niederschläge und Wolkendecke werden von ausländischen Partnern bezogen, aber auch aus einem umfassenden Netz eigener Stationen, von denen der Deutsche Wetterdienst rund 2.500 unterhält. Werte von etwa Tausend dieser Stationen werden von den Meteorologen täglich zweimal in große Wetterkarten eingezeichnet. Damit entsteht eine Momentaufnahme, die auf Grund einer Einschätzung durch die Meteorologen des Wetterdienstes die Wetterprognosen ermöglicht. Nach Aussage der Offenbacher „Wetterfrösche“ trafen die Voraussagen in der Vergangenheit für einen Zeitraum von 36 Stunden zu etwa 80 % zu. Grundlage für die hohe „Trefferquote“ bei den Vorhersagen sind vor allem die jahrelangen Erfahrungen der Mitarbeiter des Wetteramtes und die Aufzeichnung früherer Wetterbeobachtungen. Dr. Bell äußert, dass eine größere Sicherheit in der Prognose auch für die Zukunft nicht zu erwarten sei. Wenn die Meteorologen nicht wüßten, wie das Wetter am nächsten Tag aussehe, wisse es wahrscheinlich die Natur selbst noch nicht.1
(KU)


  1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.4.1958, S. 6.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Einweihung des Neubaus des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach, 21. April 1958“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/183-081> (Stand: 26.11.2022)
Ereignisse im März 1958 | April 1958 | Mai 1958
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