Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Carl Hoos, Schulchronik von Niederaula

Abschnitt 2: England als der Hauptkriegsgegner Deutschlands

[43-44]
Seine Ursachen [Die Ursachen des Krieges] liegen tiefer. Sie liegen nicht in der Gegenwart. Millionen deutscher Brüder wollten es nicht glauben, daß sich menschliches Wesen gemein machen könnte, mit Meuchelmördern und Despoten. Aber sie haben außer acht gelassen, daß man diesem Krämervolk gegenüber niemals das Gefühl, stets nur den nüchternen Verstand reden lassen darf.

Seit 1871 wohnt unser Erbfeind nicht mehr nur jenseits der Vogesen1, er steckt jenseits der Nordsee2. Dieses Volk, das sich das erste Kulturvolk der Erde nennt, verband sich mit franz. Oberflächlichkeit und russischer Versumpfung in Falschheit und Hinterlist, um in eklem Krämerneid seinen Konkurrenten auszuschalten.

Diesmal dürfte die Rechnung nicht stimmen, die engherziger Geschäftsneid ausklügelte. Vor 1870 war England der unbestrittene Beherrscher der Weltmeere und des Handels. Aber seit den Donnerschlägen von Metz, Sedan und Paris änderte sich schnell das Bild. Machtvoll war der Aufschwung des neuen deutschen Reiches.

Nur 4 Beispiele:

[Es folgt eine tabellarische Gegenüberstellung der Kohlenerzeugung 1900, der Eisengewinnung, des Werts des Handels und der Ausfuhr an Industrieartikeln 1907 in England und Deutschland.]

Im Jahre 1905 war die englische Kriegflotte 5 mal so stark als die Deutsche, heute ist sie nur doppelt so stark. Ist England noch die beherrschende Weltmacht? Wenn wir auf die angeführten Zahlen zurückblicken, müssen wir sagen: „England hat seine beherrschende Weltmachtstellung eingebüsst“. Deutschland steht neben ihm. Noch eine 40 jährige Friedenszeit, und Deutschland wäre Englands Sieger geworden im friedlichen Kampfe um die Herrschaft der Erde.

Sollte England tatenlos Zusehen? Oder sollten wir auf unsere Erfolge verzichten, ein Volk von 70 Millionen, ein Volk, in dem jährlich 800000 neue Erdenbürger ihr Recht aufs Dasein geltend machen? Nein! Daher der Haß, die Feindschaft Englands, in der es sich mit Russland und Frankreich begegnet. - Aus dem Angeführten geht hervor, es handelt sich in dem uns aufgezwungenen Kriege nicht um den Verlust einiger Provinzen, sondern es ist ein Kampf gegen unsere Weltmachtstellung, der, wenn er für uns unglücklich verlief, nicht nur diese, sondern Millionen deutscher Volkskräfte vernichten würde. Denn, wer will es ausdenken, diese Art.

Dann höre auf du schöner, stolzer Sang: „Deutschland Deutschland über alles.“ Darum, du Vater, du Mutter, du Weib, die du ein Lieb gabst für das Wohl des großen Vaterlandes, tröste dich, ihm ist der schönste Tod geworden. Sein Herzblut ist vergossen für deine Ruhe und Zukunft und für die Zukunft der Kinder deines Volkes.

Aus dem Kriege aber wird ein neues blühendes Groß-Deutschland erstehen und der Wunsch unseres Kaisers sich erfüllen, daß ein gemeinsames Land das Germanentum der Erde umschlingt. - Wir sind in den Krieg gezogen in ernster Selbstbestimmung und voller Abkehr von aller Oberflächlichkeit und [S. 44] Seichtheit einer modernen Zeit. Das gleichgültig gewordene Volk drängt sich wieder nach dem Tröste göttlichen Wortes und Sakramentes.


  1. Frankreich
  2. England

Personen: Hoos, Carl
Orte: England · Niederaula
Sachbegriffe: Nationalismus
Empfohlene Zitierweise: „Carl Hoos, Schulchronik von Niederaula, Abschnitt 2: England als der Hauptkriegsgegner Deutschlands“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/40-2> (aufgerufen am 06.05.2024)