Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Projekt „Hanauer Hilfe“ für Opfer von Gewalttaten, 27. Juni 1984
Justizminister Herbert Günther (1929–2013; SPD) präsentiert das Projekt „Hanauer Hilfe“ für Opfer von Gewalttaten. Träger der Beratungsstelle ist der am 14. Mai 1984 im Rahmen eines Modellversuches auf Initiative des Hessischen Ministeriums der Justiz gegründete gemeinnützige Verein Hanauer Hilfe e. V. Um dem Anspruch gerecht zu werden, den vielfach komplexen Problemlagen von Zeugen und Opfern von Gewaltverbrechen kompetent und tatkräftig begegnen zu können, ist der Verein in einer Verbandssatzung organisiert, über die der „Hanauer Hilfe“ neben dem Land Hessen und dem Kreis und der Stadt Hanau (die den Verein gemeinsam über einen jährlichen Festbetrag finanzieren) zahlreiche Wohlfahrts- und Fürsorgeeinrichtungen angehören, so unter anderem Arbeiterwohlfahrt, Caritas und Ökumenische Telefonseelsorge, der Deutsche Kinderschutzbund, die Initiative „Frauen helfen Frauen“ und der Anwaltverein Hanau im Deutschen Anwaltverein (DAV). Der ehrenamtliche Vorstand des Vereins setzt sich aus Personen der verschiedenen Mitgliedseinrichtungen zusammen.
In den ersten beiden Jahren der Arbeit der Beratungsstelle des Vereins zeigt sich, dass vorrangig Bürgerinnen und Bürger aus sozial schwachen Schichten die Unterstützung des Vereins in Anspruch nehmen. Durch Hinweise der Polizei und der Justizbehörden oder durch Mundpropaganda auf die Beratungsstelle aufmerksam gemacht, offenbaren zahlreiche Betroffene oft „ein erstaunliches Unwissen über ihre einfachsten Rechte“.
Die Beratungsstelle, die am 2. Juli ihre Arbeit aufnimmt und in der zwei Sozialarbeiter Erstgespräche führen bzw. die Fälle aufnehmen, bietet ein breites Spektrum an Hilfestellungen: von Gewaltakten Betroffene erfahren, was sie als Zeugen in einem Prozess erwartet, sie vermittelt den Kontakt mit Gerichten und Rechtsanwälten. Zentral steht das Bemühen, etwaige finanzielle oder institutionelle Hemmschwellen der Opfer mit Hinweisen auf Möglichkeiten der Inanspruchnahme von Beratungs- oder Prozesskostenhilfe auszuräumen und die Bürger an soziale Einrichtungen, aber auch an Ärzte, Therapeuten und Psychologen zu vermitteln.
(KU)
- Belege
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 495
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.7.1986, S. 28: Ein Brief vom Rechtsanwalt wirkt meistens Wunder: „Hanauer Hilfe“ unterstützt Bedrängte, die oft erschreckend wenig über ihre Rechte wissen
- Heinz Frese, 1984–2009 – Fünfundzwanzig Jahre Opferhilfe in Hanau, in: Hanauer Hilfe e. V. (hrsg. Körperschaft), Die Entwicklung professioneller Opferhilfe. 25 Jahre Hanauer Hilfe, Wiesbaden 2009, S. 9-16
- Weiterführende Informationen
- Offizielle Website Hanauer Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung (eingesehen am 27.6.2023)
- Hebis-Klassifikation
- 446050 ,Kriminalität
- Hebis-Schlagwort
- Hanauer Hilfe e.V. ; Deutschland ; Opferschutz ; Hanau ; Hanau / Hanauer Hilfe ; Opferhilfe ; Zeugenhilfe ; Hanauer Hilfe
- Empfohlene Zitierweise
- „Projekt „Hanauer Hilfe“ für Opfer von Gewalttaten, 27. Juni 1984“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1489> (Stand: 27.6.2023)