Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 61. Kirchhain
Weitere Informationen
Anzefahr
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Stadtteil · 208 m über NN
Gemeinde Kirchhain, Landkreis Marburg-Biedenkopf - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
7,5 km nordöstlich Marburg
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss auf der Mittelterrasse sowie dem oberen Teil der Niederterrasse am Rande der Ohmniederung. Kirche mit Kirchhof, flankiert von zwei großen Gehöften auf Mittelterrassenvorsprung. Lockere Bebauung auf dem oberen Teil des Niederterrassenhangs beiderseits der B 62 (alte Niederrheinische Landstraße). Abzweigend am Nordwest-Rand des Ortes Straße nach Sindersfeld. Am Südost-Rand nach Schönbach bzw. Niederwald.
Haltepunkt der Eisenbahnlinie Kassel - Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn", erbaut 1850).
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Ortsform:
Geschlossenes Dorf; Kirchhof
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Ersterwähnung:
1226
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Siedlungsentwicklung:
Wüste Siedlung 2 km nordöstlich Anzefahr (vgl. Rudingenbach)
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Historische Namensformen:
- Ancevar, de (1226) [Riedesel zu Eisenbach 2, Nr. 2]
- Anzenvar, de (1232) [Huyskens, Quellenstudien, S. 229 Nr. 92]
- Anzenvar (1233)
- Ancinvar (1277)
- Antzphare (1507)
- Anzenfahrt (1690)
- Hansefahr (1708/10)
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1277) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, 1 Nr. 336.]
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Umlegung der Flur:
1922/1923, 1932/1935
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Älteste Gemarkungskarte:
1807
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3490550, 5634410
UTM: 32 U 490479 5632596
WGS84: 50.84499° N, 8.864771° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
534011010
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Flächennutzungsstatistik:
- 1838 (Kasseler Acker): 1216 stellbares Land, 287 Wiesen, 30 Gärten, 70 Triesche
- 1885 (Hektar): 657, davon 239 Acker (= 36.38 %), 86 Wiesen (= 13.09 %), 299 Holzungen (= 45.51 %)
- 1961 (Hektar): 666, davon 276 Wald (= 41.44 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1585: 27 Haushalte
- 1664: 30 Haushalte
- 1747: 169 Einwohner
- 1838 (Familien): 30 Ackerbau, 18 Gewerbe, 7 Tagelöhner, 40 nutzungsberechtigte, 5 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 10 Beisitzer
- 1861: 314 römisch-katholische, 26 evangelische -lutherische Einwohner
- 1885: 283, davon 11 evangelisch (= 3.89 %), 272 katholisch (= 96.11 %)
- 1961 (Erwerbspersonen): 93 Land- und Forstwirtschaft,100 Produzierendes Gewerbe, 45 Handel und Verkehr, 38 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 531, davon 45 evangelisch (= 8.47 %), 481 katholisch (= 90.58 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1400 ist Anzefahr an die Riedesel, 1422 an den Deutsche Orden Marburg verpfändet. Die Gülten verbleiben jedoch beim Amt Amöneburg, zu dem Anzefahr auch später wieder gehört.
- 1270: Gericht am Bilstein. 1277 und 1395: Gericht bzw. Amt Amöneburg
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Oberamt Amöneburg, Amtsvogtei Amöneburg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Fritzlar, Amt Amöneburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Kirchhain
- 1815: Kurfürstentum Hessen, Amt Amöneburg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- 1981: Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
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Altkreis:
Marburg
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Gericht:
- 1821: Justizamt Kirchhain
- 1867: Amtsgericht Kirchhain
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Gemeindeentwicklung:
Am 1.2.1971 wurde Anzefahr im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Kirchhain eingegliedert.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Um 1248 ist das Erzstift Mainz in Anzefahr begütert. 1341 sind die mainzischen Einkünfte an die von der Nuhn verlehnt.
- 1257/60 erwirbt Kloster Haina Güterbesitz von den von Anzefahr. Weitere Gütererwerbungen des Kloster: 1310, 1315 und 1430.
- 1270-1333 erwirbt der Deutsche Orden Marburg Höfe und Güterbesitz in Anzefahr 1358 umfaßt der Besitz 3 Höfe mit zusammen 181 ½ Morgen Ackerland und 11½ Morgen Wiesen; 1818: 2 ganze und 4 halbe ehemalige Deutsch-Ordens-Höfe.
- 1291 schenkt Jakob von Seelheim dem Kloster Arnsburg Güterbesitz in Anzefahr.
- 1567/82 hat das Erzstift Mainz einen kleinen Hof in Anzefahr; 4 Höfe hat der Deutsche Orden Marburg verpachtet. 1 Hof des Kloster Haina ist im Besitz der von Schwalbach.
- Die Mühle in Anzefahr ist vor 1362 im Besitz der von Weitershausen, von denen die von Anzefahr 1362 ein Achtel, die von Falkenhain 1364 sieben Achtel erwerben. Beider Anteile sind 1362 und 1364 an die Riedesel verpachtet. Später gelangt die Mühle in den Besitz der von Rodenhausen, die sie 1491 dem Deutsche Orden Marburg vertauschen.
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Zehntverhältnisse:
1354 haben die von Marburg und die Kirchhainer Familie Scheuernschloß Zehntrechte in Anzefahr. 1444 ist der halbe Zehnte im Besitz der Scheuernschloß, die ihn bis 1473 ganz erwerben.
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Ortsadel:
1236-(um 1380).
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- capella 1254 (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, 1 Nr. 122)
- plebanus 1259
- ecclesia 1275
- 1254 schenken die von Anzefahr den Johannitern in Wiesenfeld die Kapelle in Anzefahr mit allem Zubehör.
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Patrozinien:
- Michael [1631]
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Pfarrzugehörigkeit:
Vor 1275 Pfarrkirche
1567/1582 und später: Sindersfeld eingepfarrt. Seit 1608 gehören die Filiale Sindersfeld, Stausebach und Himmelsberg zur Pfarrei Anzefahr Himmelsberg nach 1667 Filiale von Stausebach, später wieder Filiale von Anzefahr.
1967: Betziesdorf, Himmelsberg, Niederwald, Schönbach, Sindersfeld und Stausebach nach Anzefahr eingepfarrt.
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Patronat:
1275 vergleichen sich der Deutsche Orden Marburg und Ditmar von Anzefahr über den Patronat der Kirche, wonach künftig abwechselnd präsentiert werden soll.
1531 ist der Kirchsatz solmsisches Lehen der von Biedenfeld.
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Klöster:
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Bekenntniswechsel:
Der Ort war im 16. Jahrhundert zeitweise evangelisch.
Katholischer Bekenntniswechsel: 1604, nachdem der evangelische Pfarrer von Kurmainz vertrieben und ein katholischer eingesetzt wird.
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Sendbezirk Amöneburg. Dekanat Amöneburg
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 einklassige Volksschule
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Schneider, Stadt und Amt Amöneburg, bes. S. 424
- Müller, Anzefahr, S. 139-147
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 17 f.
- 1150 Jahre Erfurtshausen, S. 47
- Menk, Konfessionspolitik, S. 121
- Zitierweise ↑
- „Anzefahr, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/8294> (Stand: 29.4.2024)