Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Cuno von Rüdigheim (auch von Rückingen) 1400, Wetzlar

Wetzlar · Gem. Wetzlar · Lahn-Dill-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Wetzlar

Gebäude / Areal:

Wetzlar, Dom.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Wetzlar, Dom.

Im sogenannten "Heidenhof" (südwestliche Vorhalle), früher (1925) im westlichen Nebenraum im Süden des Chores.

Merkmale

Datierung:

15. August 1400

Typ:

Epitaph

Material:

heller Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

103 x 190 cm (B x H)

Beschreibung

Beschreibung:

Der hochrechteckige, relativ stark verwitterte Stein zeigt den frontal stehenden Geistlichen in leicht vertieftem Figurenfeld. Die bis auf die Sockelpartie umlaufenden, erhabenen Ränder weisen Inschriftreste auf. Über den Ecken vier Wappenschilde. Der Verstorbene hält mit beiden Händen einen relativ großen Kelch über der Mitte seines Oberkörpers. Die Form dieses Kelches ist bemerkenswert aufgrund der formalen Abstimmung von Fuß und Schale (Cuppa). Die priesterliche Gewandung läßt die Albe erkennen, welche ohne seitliche Ausschwingung nahezu in geradem Verlauf über den Füßen endet und von senkrechten Falten bestimmt ist. Die darüber getragene Kasel hat eigene, relativ flache Faltenbildungen, die leicht halbkreisförmig verlaufen. Die Säume dieses Gewandteiles zeichnen sich auch im Bereich der Handgelenke des Verstorbenen klar ab. Über sein linkes Handgelenk ist eine Manipel gelegt. Er wird von aufwändigen Architekturformen umrahmt. Seitliche Pfeiler, die von den beiden unteren Schilden ausgehen, enden in Fialen. In Schulterhöhe des Verstorbenen wird der Ansatz des ihn umgebenden Spitzbogens entwickelt, dessen bekrönende Kreuzblume in der Mitte unterhalb des waagrechten, erhabenen Randes endet. So entstehen im Verband mit den eingepassten Wappen zwei Felder, welche von kleinen, betenden Gestalten in symmetrischer Anlage ausgefüllt werden. Auch wenn den seitlichen Architekturen keine kleinen Nebenfiguren einbezogen sind, erweist sich das hier gegebene Konzept im Nachleben älterer, vorwiegend in Mainz geprägter Formgebungen (Anm. 1).

--------------------------------

Anm. 1: So gehört das Grabmal des Mainzer Erzbischofs Mathias von Bucheck, gest. 1328, mit zu den ältesten derartiger Architekturgrabmäler, welche in den oberen Zwickeln kleine Figuren aufnehmen; hier sind es Engel mit Weihrauchgefäßen. Vgl. E. L. Fischel, Mittelrheinische Plastik, München 1923, S. 49 ff. und Abb. XVII. Zu erwähnen ist hier weiterhin das Grabmal des 1306 verstorbenen Waldecker Grafen Otto I. in Netze.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

geistliche Personen

Enthaltene Wappen:

Vier Wappenschilde in den Ecken der Platte:

1) oben links von Rüdigheim (schräger Rautenkranz),

2) oben rechts Dugel von Karben (leeres Schildhaupt, darunter drei Getreidegarben in der Anordnung 2:1),

3) unten links Halber von Cleeberg (drei Schwäne in der Anordnung 2:1) und

4) unten rechts von Rückingen (zwei oben und unten gezinnte Querbalken).

Dargestellte Personen:

Nach den wenigen Buchstabenresten und den vier Wappen muß es sich bei dem Verstorbenen um Cuno von Rüdigheim, auch von Rückingen genannt, handeln, der 1367 bis 1399 erwähnt wird und zuerst Kanoniker und dann Kustos des Marienstifts Wetzlar war (Struck, Register). Sein Todestag ist urkundlich mit 15. August 1400 (ipso die assumpcionis beate Marie virginis) überliefert (Struck, Nr. 570).

Möller (s. Literatur) kennt den Verstorbenen nicht. Seine Eltern müssen aber, orientiert an den Ahnenwappen des Grabmals, der Ritter Johann von Rüdigheim genannt von Rückingen, erwähnt 1329-1360, und seine Frau Kunzele, erwähnt 1329-1357, eine Tochter des Friedrich Dugel von Karben, gewesen sein (Möller, Stammtafeln, Tafel LXVIII).

Inschrift

Umschrift:

[........ C]UNO D(E) RUD[........]

Schrift:

Gotische Majuskel

Nachweise

Literatur:

  • Gloël, Heinrich: Die alten Wetzlarer Grabsteine und Epitaphien, in: Mitteilungen des Wetzlarer Geschichtsvereins 9 (1925), S. 3-80, hier S. 5
  • Schaum-Benedum, Christa: Die figürlichen Grabsteine des 14. und 15. Jahrhunderts in Hessen, 1969, S. 209
  • Struck, Wolf-Heino: Das Marienstift zu Wetzlar im Spätmittelalter, Marburg 1969
  • Möller, Walther: Stamm-Tafeln westdeutscher Adels-Geschlechter im Mittelalter, NF 2. Teil, Darmstadt 1951, Tafel LXVIII (von Rüdigheim)
  • Sebald, E.: Der Dom zu Wetzlar, Königstein/Ts. 1989, mit Abb. und Text S. 74f.

Personen:

Rüdigheim, Johann von · Rückingen (Rüdigheim), Johann von · Rüdigheim, Kunzele von, geb. Dugel von Karben · Rückingen (Rüdigheim), Kunzele von, geb. Dugel von Karben · Dugel von Karben, Kunzele, verheiratete von Rüdigheim (auch von Rückingen) · Karben, Kunzele Dugel von, verheiratete von Rüdigheim (auch von Rückingen) · Dugel von Karben, Friedrich · Karben, Friedrich Dugel von

Sachbegriffe:

Kelche · Kleeblattbögen · Engel · Wappen · Alben · Kaseln · Manipeln · Architekturrahmungen · Fialen · Kreuzblumen · Männer · Geistliche · Kanoniker

Wappen:

Rüdigheim · Dugel von Karben · Karben, Dugel von · Halber von Cleeberg · Cleeberg, Halber von · Rückingen

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Cuno von Rüdigheim (auch von Rückingen) 1400, Wetzlar“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1396> (Stand: 25.8.2008)