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Peter Thon 1688, Laudenbach

Laudenbach · Gem. Großalmerode · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Laudenbach

Gebäude / Areal:

Großalmerode-Laudenbach, Kirchhof

Angaben zum Standort:

Im Kirchhof aufgestellt als zweiter Stein auf der für den Eintretenden rechten Seite.

Merkmale

Datierung:

1688

Typ:

Grabstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

78 x 148 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A, B, C) 2,2 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabstein des Peter Thon. Hochrechteckiger Stein mit leichtem Seitenhang auf niedrigem Sockel, oben zweifach abgerundeter Aufsatz mit Mitteleinsatz. Dort im Feld geflügelter Engelskopf zwischen Voluten. Darunter leicht konvexes Schriftfeld mit Inschrift A, gerahmt von Halbsäulen mit Kapitellen, darüber Gesims. Auch nach unten wird das Schriftfeld von Gesims abgeschlossen. Es ruht auf Postamenten, die volutenartig nach vorne geschwungen sind, in der Mitte ein Perlenstrang, zwischen ihnen Kartusche mit dem Leichtext B. Auf der Rückseite, die oben mit zur Vorderseite identischen Zierformen gestaltet ist, im Mitteleinsatz eine Meistersignatur (SIGIS/SI) bzw. Steinmetzzeichen S14, links trunkiert, darüber im ausgebrochenen Teil ggf. Reste eines Zeichens. Das Schriftfeld darunter (mit Inschrift C) ist nicht architektonisch, sondern soweit erkennbar rechteckig mit Rollwerk gerahmt und nimmt die ganze Rückseite ein; knapp darüber befindet sich ein Haken mit Band, der die Illusion einer aufgehängten Tafel vermittelt. Von den vier Strophen zu je sechs Versen sind drei noch nachvollziehbar am Rande nummeriert. Der Text auf der Vorderseite ist dank der kopialen Überlieferung noch fast überall entzifferbar. Dagegen hat das Gedicht auf der Rückseite starke Textverluste erlitten, weniger im oberen Teil als im unteren, wo höchstens Reste in den Zeilenmitten lesbar sind. Aus dem Reimschema folgt, dass am Schluss drei Zeilen gänzlich verloren sind. Inschriften eingehauen. Worttrenner nicht immer klar bestimmbar, zu erkennen sind Dreiecke und Quadrangel.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Dargestellte Personen:

Peter Thon, geb. 1621 zu Laudenbach, war vermutlich der Sohn des Christman Thon, der 1599 erwähnt ist und 1651 noch lebte.2) 1645/46 heiratete er Martha Wilhelm, vielleicht eine Tochter des Großalmeröder Greben Jörg Wilhelm. Peter Thon wird ab 1656 als Pächter der Kirchenschenke genannt. Von 1671 bis 1688 war er Grebe; seine Amtszeit schloss an die von George Thon an, der das Amt von 1650 bis 1668 bekleidete.3) George war wohl Peters älterer Bruder. Peter und Martha Thon hatten in den 20 Jahren ihrer Ehe 8 Kinder. Auf ihre Söhne Johannes und Johannes Nikolaus beziehen sich fünf Inschriften des Untersuchungsgebiets.4) Nach dem Tode seiner ersten Frau Martha verheiratete sich Peter Thon mit Gertrud Anacker, die der Großalmeröder Töpferfamilie zugerechnet wird. Im Oktober 1671 heiratete Peter Thon zum dritten Mal, und zwar Elisabeth Sietz, die einer ursprünglich im Spessart beheimateten, später in Laudenbach und Großalmerode verbreiteten Gläsnerfamilie Sietz oder Seitz angehörte.


  1. Die Angaben zu Peter Thon und seiner Familie entstammen den Untersuchungen von Carl-Detlef Cornelius in der Chronik Laudenbach 121 f. Cornelius geht auch ausführlich auf die Nachkommen des Peter Thon ein.
  2. s. Chronik Laudenbach 95: Greben und Bürgermeister von Laudenbach.
  3. s. Kat.-Nrr. 248, 249, 254, 276, 285.

Sonstiges:

Der namentlich nicht bekannte Steinmetz, der diesen Grabstein anfertigte, schuf, wie das Steinmetzzeichen verrät, auch den Kanzelfuß in Uengsterode und den Ofenstein in Hilgershausen.5) Im Übrigen erweisen die äußere Gestaltung, also Aufbau und Dekorelemente wie Engelkopf, Voluten, Mitteleinsatz und gewölbtes Schriftfeld zwischen Halbsäulen, und auch die Fraktur (C1, insbesondere Versal-L im Wortinneren, versales N) und die Kapitalis, nämlich M mit gewölbten Innenschäften, N mit geschwungenem Schrägschaft, X mit geschwungenen Schrägschäften, dazu weiterhin die 6 mit rückgebogenem oberem Bogenende und 7 mit gebogenem Schrägschaft, eine enge Verwandtschaft mit den nur wenig älteren Grabsteinen für Hans (Kat.-Nr. 222) und Nikolaus Rüppel (Kat.-Nr. 228); der seitliche Dekor der Grabsteinsockel stimmt übrigens mit dem Blattdekor der Engelsbüste an der Kanzel in Uengsterode überein. Die Produktion der Werkstatt mit dem Steinmetzzeichen S14 ist also weitaus größer; deshalb bietet das Einleitungskapitel 4.6.1 mehr zu Bildhauern und Steinmetzen in größerem Überblick und das Kapitel 4.1.2. auch zu bildhauerisch verwandten Steinen im Umfeld von Großalmerode bis zum westlichen Rand des Meißner.


  1. s. Kat.-Nrr. 130, 229.
Inschrift

Umschrift:

A GRABMAHLa) / DES EH⌣RBARN UN⌣D EH⌣RENGEACH⌣TE/TEN

H(E)R(N)b) PETER THON SE(NIORIS)c) GREBEN / W⌣ELCH⌣ER IN

DIESER GEM⌣EINDE EH⌣ELICH / GEBOH⌣REN A(NN)Od) : 1621 · IM

25 · IAH⌣R SEI=/NES A⌣LTERS VERH⌣EŸRAHTET AN DIE TU=/GEN⌣D-

BEGABTE IUNGFER MARTH⌣A WILH⌣EL(M)INe) / MIT SELBIGER IN

20 · IÄH⌣RIGER EH⌣E GEZEÜ=/GET 8 · KIN⌣DER 7 · SÖHN⌣E U(ND)c)

1 · TOCHTER · / IN DIE ANDER EH⌣E SICH BEGEBEN A(NN)Od)

: 1669 / AM · 2 · t(en) (DECEM)BRISf) MIT GERTRUD ANACKERIN /

MIT SELBIGER IN CH⌣RISTLICH⌣ER EH⌣E GE=/LEBT · 1 · IAH⌣R · 14g) ·

TAGE · UN⌣D GEZEÜGEt / 1 · SOHN · HAT SICH IN DIE 3TE · EH⌣E

BE=/GEBEN MIT ELISABETH SIEtzh) MIT SEL=/BIGER IN FRIED-

LICH⌣ER EH⌣E GELEBT · 17 · / IAH⌣R WENIGER · 5 · MONATH MIT

IH⌣R GE/ZEÜGET · 4 · TÖCHTER · HAT ETLICH⌣E / [IAHR] DAS

VORMÜN⌣DER UN(D) · 17 · IAH⌣R DAS / [GREB]ENAM[.]Ti) MIT

EH⌣RE(N) BEDIN⌣ET IN DIE=/[SER]j) GEM⌣EIN · IM H⌣EE(N)k)

SANFT U(ND)c) SELIG / [END] SCH⌣L[A]FFE(N) · A(NN)Od) · 1688 ·

AM 14 · M⌣AŸ · / [NAC]HTS ZWISCH⌣E(N) · 1 · U(ND)c) 2 · UH⌣RE(N)

VN⌣D DE(N) / [. . . .]DAGl) ANH⌣ROBEm) ZUR ERDE(N) BESTATE=/[T]

W[OR]DEN · SEINES ALTERS 67 · IAH⌣R / W⌣ENIGER 5 MONATH

U(ND)c) ETLICH⌣E TA(GE)c)

B LEICH·TEXT · / 2 · TIMOT(HEUS) K(AP) · AM 4 · V(ER)Sn) · 6 · 7 · 8 /

DAN ICH W⌣ERDE SCHON GE/OPFERT UN⌣D DIE ZEIT M⌣EIN⌣ES /

ABSCH⌣EIDENS IST FÜ⌣RH⌣AN⌣DE(N)o) 1)

C 1p) Nachredeq) der HinterLasene(n) kinder /

NUHN IST UNSERS VATTERS SEELr) /

HIN AUS DIESEM IAM⌣M⌣ER THAL , /

AUS DER FINSTER LEIBES HÖLE /

UND IST IN DES HIM⌣M⌣ELS SAAL /

IN DEN AUSERWEH⌣LTEN ORDEN /

VON GOTT SELBST V⌣ERSEtzETh) WORDEN /

2 WOH⌣L EÜCH IM⌣M⌣ER WOH⌣L WIR SAGEN /

LIEBER VATTER IH⌣R SEŸD NUH /

FREŸ VON ALLER ANGST UN⌣D PLAGEN /

NUHMEH⌣R HABT IH⌣R STETE RUH /

EWIG HABT IH⌣R NUHNM⌣EH⌣R WON⌣N⌣E/

[D]ORTT BEŸ IESU UNSER SON⌣NE /

3 CHRISTUS BLIEB EÜCH LIE[B U(ND)] LEBEN /

[S]EIN BLUTT UN⌣D GERECHT[IG]KEIT /

W[AR]EN EUCH ZUM SCHMUCK G[EGE]BEN /

[ZU D]ER GROSEN H⌣ERRL[IG]KE[IT] /

[GO]T HABT IH⌣R H[IER ANGEHANGEN]s) /

[U(ND)]t) DIE HIMMELS CRON [EMPF]ANG[EN] /

[4] [EWER L]O[B] DAS WIRD [– – – BL]EIBE[N] /

[– – –]N FROM⌣M⌣EN AU[– – –] /

AUC[H ZU]GLEICu)SICH EINV[ERLEIBEN] /

[– – – IM EH]E S[TER– – –]

H[– – ]N

EW[ER L]EH⌣R[. F]O[L]GS [L]EBEN


  1. Zentriert auf dem Gesims.
  2. Befund: HR in Nexus, danach als Kürzungszeichen Doppelpunkt.
  3. Kürzungszeichen: Doppelpunkt.
  4. Kürzungszeichen: Querstrich/Nasalstrich über verkleinertem o.
  5. Kürzungszeichen fehlt.
  6. 10 nur leicht unklar wegen des fehlenden Spatiums zu B; IUNI Cornelius u. Thon.
  7. Cornelius liest ETL. Thon setzt drei Punkte.
  8. tz in Fraktur.
  9. Zwischen M und T ein Spatium; es war nicht herauszufinden, ob dazwischen B oder P stand, vielleicht AMBT mit Nexus MB oder MP; AMT Cornelius.
  10. DIS Cornelius.
  11. Sic! HERRE Cornelius.
  12. Lesung unsicher. Cornelius liest ohne Lücke MAN.
  13. Befund: ANHROBE; ANHEROBE Cornelius; keine Kürzungszeichen. Das DWB führt dieses Wort nicht auf.
  14. Kürzungszeichen: linker Schrägschaft schräg durchstrichen.
  15. UR, HA und ND je mit Nexus litterarum. Cornelius liest FIRHANDE.
  16. Diese Nummer der ersten Strophe ist in die Volute geschrieben.
  17. Zeile in Fraktur.
  18. Sic, nicht SEELE oder SELE, wie vom Reim zu erwarten.
  19. Ab dieser Zeile ist der Text stark verstümmelt, die Lesungen nur selten auf Buchstabenresten beruhend, also teils hypothetisch und am Reimschema orientiert, auch den Platzbedarf einrechnend.
  20. Da keine Zeile, soweit erkennbar, aus dem linken Blockrand ausbricht, kann hier nur ein ganz kurzes Wort gestanden haben, daraus ergibt sich die vorgeschlagene Lösung gegenüber etwa SOLT . . . EMPFANGEN.
  21. Sic für GLEICH.
  1. 2 Tim 4,6 – gegen die Ankündigung weiterer Verse.

Kommentar:

Ergänzungen in A nach Cornelius.

Deutsche Reimverse (C).

Schrift:

Kapitalis mit Fraktur (A, C), Kapitalis (B)

Nachweise

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 233.

Zitierweise
„Peter Thon 1688, Laudenbach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2378> (Stand: 20.3.2023)