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Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Susanna und Ottilia Pressler 1677, Hundelshausen

Hundelshausen · Gem. Witzenhausen · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Hundelshausen

Gebäude / Areal:

Witzenhausen-Hundelshausen, Kirche

Angaben zum Standort:

Hochrechteckiger Stein, der zweite im Vorraum rechts.

Merkmale

Datierung:

1677

Typ:

Grabstein

Erhaltung:

teilweise erhalten

Größe:

63 x 111 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2,9-3,2 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabstein der Susanna und Ottilia Pressler. Der Stein ist am oberen Rand beschädigt, der Sockel fehlt fast ganz, auch die Langseiten weisen Beschädigungen auf; dabei gingen einzelne Buchstaben an beiden Rändern und der Text des Sockelfeldes verloren. Der Textverlust an den Langseiten kann abgeschätzt werden, da der Stein ein oberes Gesims besitzt, das rechts und links auf zwei symmetrisch angeordneten Kapitellen aufliegt. Jedes ist in sich symmetrisch und an den Enden schneckenförmig eingerollt. Beim linken fehlt die linke Schnecke gänzlich, beim rechten die rechte zur Hälfte. Daraus ergibt sich, dass der Stein in seiner Breite links mindestens 6, rechts knapp 3 cm verloren hat.

Der Stein wird durch ein oberes und ein unteres Gesims in drei Zonen eingeteilt: Die obere Zone – über dem oberen Gesims – zeigt zwei beschädigte Mädchenköpfe zwischen Voluten. In der mittleren Zone ein Schriftfeld: Die oberen vier Zeilen (Inschrift A) nutzen die gesamte Breite des Steines, doch sind die Zeilen 1 und 2 verkürzt, da sie sich zwischen den Kapitellen befinden. Im unteren Teil der mittleren Zone ist der Text in zwei Spalten angeordnet (links Inschrift B für Susanna, rechts C für Ottilia), jede Spalte ist von einem schmalen rechteckigen Rahmen umgeben, die Ecken sind abgerundet, die mittlere Rahmenleiste ist beiden Rahmen gemeinsam. In der unteren Zone – sie zeigt ein Sockelfeld zwischen Voluten – sind auf der unteren Leiste des Gesimses Buchstaben (Inschrift D) und im Sockelfeld Buchstabenreste erkennbar. Inschriften eingehauen.

Buchstaben teilweise sehr (E) schmal und hoch. A spitz mit geknicktem Balken; E, F mit fast auf einen Punkt reduziertem Mittelbalken; G mit senkrechter Cauda; N mit geschwungenem Schrägschaft; O oval und rund, also ohne Anspitzung in den Scheiteln; beim R setzt die geschwungene und fast senkrecht nach unten geführte Cauda am Bogen an; U besteht aus zwei Hasten mit Verbindungsbogen; U und V werden nicht nach Phonetik unterschieden; Y asymmetrisch mit lang durchgehendem rechtem Schrägschaft; Z mit linksschrägem Mittelbalken.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en)

Dargestellte Personen:

Es ist zu vermuten, dass beide Mädchen kurz nacheinander gestorben sind, beide im Februar, was auf eine tödliche Krankheit schließen lässt. Auch der gemeinsame Grabstein spricht dafür. Den Beweis liefern die beiden Kirchenbucheinträge.2) Die Geburtsdaten der Mädchen sind im Kirchenbuch nicht verzeichnet, denn dieses beginnt erst im Juli 1659. Doch ist dort eingetragen, dass Ottilia am 20. März 1668, Susanna am 1. April 1670 konfirmiert wurde.3) Ottilia war also vermutlich zwei Jahre älter.

Der Grabstein erinnert durch die Volutenreste im Kopfteil, die etwas unterhalb befindlichen Kapitelle und die Volute rechts im Sockel an Grabsteine vornehmlich der 1680er Jahre. Unter den Kapitellen muss sich etwas befunden haben, das beseitigt wurde, um Raum für den gegenüber verwandten Steinen vermehrten Text (zwei Todesfälle) zu gewinnen. Dabei wird es sich um flache mit floralem Dekor gefüllte Pilaster gehandelt haben, wie sie auf den wenig jüngeren Steinen Speck/Brill (Kat.-Nr. 212) und Trube (Kat.-Nr. 217) vorkommen. Der Stein Pressler stellt eine auf die besonderen Umstände der nahen Todesfälle zugeschnittene Variante dieses damals im Raum zwischen Allendorf und Großalmerode aufkommenden Grabsteintyps dar. Über diesen und einen verwandten Typ und ihre Entwicklung gibt das Einleitungskapitel 4.1.2 Auskunft.


  1. KB Hundelshausen „(1677) Februarius den 5(ten) (ist) gestorben Johann Presslers Tochter Susanna den 7(ten) (ch)ristl(lich) begraben worden“ – „(Februarius) den 19(ten) (ist) gestorben Johann Presslers Tochter Otilia u(nd) den 21(sten) (chr)ist(lich) begraben worden“.
  2. KB Hundelshausen S. 125 u. S. 148.
Inschrift

Umschrift:

HIER · RUH⌣EN · ZWEY / IUNGFRA⌣V⌣EN · BEIDE / [D]OCHTER

IOHAN⌣NES PRESSLRSa) · V(ND)b) SEIN[ER] / [. .]LIGENc) · HAVS-

FRAVEN CAT⌣HA⌣RI⌣NA GUN⌣DE[. . .]d)

B SUSANNAe) / [WEL]CH⌣E AN⌣NO 1657 / [IN D]ESE · W⌣ELT GEBO-

RE(N) / [ANN]O 1677 · ABER DEN / [. . .] FEBRUARY SANFT / [UND]

S[E]ELIG W⌣AARDT / [. . .]f) · VON · DIESER · W⌣ELT / [G]ESCHIEDEN

DA SIE / GEWESEN · 19 · JAH⌣R / [–––] / [–––] / [– – –]

C OTILIAg) / [W]ELCHE ANNO 16[. .]h) / IN D[I]ESEi) WELT GEBO[REN]

/ DEN 19t(en) FEBRUAR[Y] / ABER AN⌣NO 16[77]h) / SANFT UND SEE-

LIG [VON] / DIESER WELT ABSC[HIED] / GENOM⌣EN IH⌣RES

ALT[ERS] / [– – –] JAH⌣R / CH⌣RISTUS IST M⌣EIN [LE]/BEN

[STERBEN I]ST [M⌣E/IN] GEWINNi) 1)

D [– – –]NNE ZU [– – –]SER


  1. Ohne E nach L; der Name der Familie lautet Pressler.
  2. Kürzungszeichen: Doppelpunkt.
  3. Ergänze zu ELIGEN oder EHLIGEN.
  4. Vermutlich zu ergänzen zu GUNDELACH, doch dürfte für vier Buchstaben in normaler Größe der Platz nicht reichen.
  5. Die beiden Taufnamen jeweils nach außen gerückt, danach bzw. davor unbearbeitete Stelle.
  6. Es ist ein Rest erkennbar, der das untere Bogenende einer 5 sein könnte.
  7. Der Worttrenner (Punkt) legt eine Ergänzung nahe, obwohl nichts zu fehlen scheint.
  8. Ergänzt nach dem Kirchenbucheintrag.
  9. Wortlaut und Aufteilung der Wörter auf die Zeilen sind unsicher.
  1. Phil 1,21.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 207.

Zitierweise
„Susanna und Ottilia Pressler 1677, Hundelshausen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2367> (Stand: 20.3.2023)