Historisches Ortslexikon
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Halsdorf
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Ortsteil · 220 m über NN
Gemeinde Wohratal, Landkreis Marburg-Biedenkopf - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
10 km nördlich von Kirchhain
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Lage und Verkehrslage:
Dorf mit komplexem Grundriss beiderseits der Wohra
Am linken Wohra-Ufer in Talmündungslage Hauptkomplex der Siedlung mit regelhaft-reihenförmiger Gehöftanordnung entlang zweier sich in Ortsmitte rechtwinklig kreuzender Straßen
Im nordwestlich Quadranten ist das Straßennetz durch zwei rechtwinklig abführende Gassen zu einem Quadrat ergänzt
Moderne Wohnsiedlung im Norden
Einzelne Gehöfte in der Talniederung am rechten Wohra-Ufer, wo ehemals die alte Landstraße Frankfurt-Kassel von der Straße aus Richtung Gemünden gekreuzt wurde
B 3 (alte Landstraße Frankfurt-Kassel) zieht 1 km südlich am Ort vorbei; durch den Ort verläuft die Landesstraße L3073, die diesen mit Wohratal und der B3 verbindet.
Bahnhof der Eisenbahnlinie Neuental/Zimmersrode – Kirchhain ("Wohratalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1914) bis zur Stilllegung der Teilstrecke am 31.12.1981.
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Ersterwähnung:
780/802
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Historische Namensformen:
- Habelescendorf (780/802 nach Abschrift des 12. Jahrhunderts) [Urkundenbuch des Klosters Fulda 1, Nr. 434]
- Hadeboldesdorpf (1253)
- Hadebaldistorff (1367)
- Hadelindisdorf (1395)
- Handilstorf (1400)
- Halßdorf (1464)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Umlegung der Flur:
1889, 1891/1892, 1896
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Älteste Gemarkungskarte:
1871
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3496446, 5642299
UTM: 32 U 496373 5640482
WGS84: 50.915972° N, 8.948407° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
534022010
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Flächennutzungsstatistik:
- 1838 (KasselerAcker): 1417 stellbares Land, 316 Wiesen, 32 Gärten, 157 Triesche, 24 Wald
- 1885 (Hektar): 575, davon 379 Acker (= 65.91 %), 106 Wiesen (= 18.43 %), 14 Holzungen (= 2.43 %)
- 1961 (Hektar): 571, davon 41 Wald (= 7.18 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1502: 10
- 1577: 32 hausgesessene
- 1629: 6 Einläuftige genannt
- 1681: 18 hausgesessene Mannschaften
- 1747: 58 Haushalte
- 1785: 410
- 1787: 6 Schmiede, 1 Wagner, 3 Schneider, 2 Schuhmacher, 1 Schreiner, 4 Branntweinbrenner, -wirte, -schenker, 8 Leineweber, 1 Zeugmacher, 1 Müller, 2 Handelsjuden, 2 Zimmermädchen, 24 Vorspänner
- 1838 (Familien): 49 Ackerbau, 12 Gewerbe, 43 Tagelöhner, 54 nutzungsberechtigte, 18 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 32 Beisitzer
- 1861: 556 evangelisch-lutherisch, 11 evangelisch-reformierte, 40 jüdische Einwohner
- 1885: 464, davon 427 evangelisch (= 92.03 %), 1 katholisch (= 0.22 %), 36 Juden (= 7.76 %)
- 1961 (Erwerbspersonen): 165 Land- und Forstwirtschaft, 160 Produzierendes Gewerbe, 37 Handel und Verkehr, 31 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 760, davon 679 evangelisch (= 89.34 %), 68 katholisch (= 8.95 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1502: Gericht
- 1570 und später: Amt Rauschenberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Rauschenberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Kreis Kirchhain
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
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Altkreis:
Marburg
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Gericht:
- 1821: Justizamt Rauschenberg
- 1867: Amtsgericht Rauschenberg
- 1932: Amtsgericht Kirchhain
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Herrschaft:
1367 verkauft Johann von Schröck seinen Anteil am Gericht in Halsdorf und (Wüstung) Oberwambach den Grafen von Ziegenhain. 1370 an die von Lehrbach, 1390 an die von Treisbach verkauft. 1465 ist Halsdorf Zubehör der Burg (Gericht) Rauschenberg.
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Gemeindeentwicklung:
Am 1.7.1970 wurden Halsdorf und Wohra im Zuge der hessischen Gebietsreform zur neu gebildeten Gemeinde Wohratal zusammengeschlossen.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 780/802 schenken Ditlint und Adalgart Kloster Fulda ihren Besitz in Halsdorf, darunter 1 Hufe, 40 Morgen Ackerland und 15 Manzipien. 1370 versetzt Graf Gottfried von Ziegenhain seinen Hof mit Gericht Halsdorf an Hermann von Lehrbach, 1390 an Kurt von Treisbach. Der adlige Burgsitz auf der Wohra-Insel ist 1570 im Besitz der Riedesel zu Josbach. 1602 wird er an die von Rotzmann verkauft (Später: von Weitershausen, von Hornsberg, von Seiboldsdorf - seit 1706: Zöllner von Speckswinkel).
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Zehntverhältnisse:
Der Zehnte ist 1395 im Besitz der von Breidenbach und von Weitershausen.
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Ortsadel:
1253
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- 1360: plebanus (Classen, Kirchliche Organisation S. 139)
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Pfarrzugehörigkeit:
Pfarrkirche, vor 1527 und noch 1560 von Rauschenberg versehen
1577 versieht der Pfarrer von Halsdorf die Pfarrei Burgholz, die 1613 und später Filiale von Halsdorf ist
1613: Filiale Albshausen nach Halsdorf eingepfarrt
1636-1656 von Rauschenberg versehen; seitdem wieder Filiale von Halsdorf
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Patronat:
Bis 1438 Grafen von Ziegenhain
1438 übergeben die Grafen dem Pfarrer und Altaristen zu Rauschenberg das Kirchlehen zur Präsenz
Später der Präsenz des Erzbischofs von Mainz inkorporiert
Nach der Reformation waren der älteste Schöffe und der älteste Burgmann von Rauschenberg Patrone
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Diakonische Einrichtung:
1939 - 1977, 1950 - 1965 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Halsdorf Pfarrarchiv Halsdorf)
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Emmerich Becker vor 1527 bis ca. 1565, war bis 1527 Altarist in Rauschenberg.
Reformierter Bekenntniswechsel: 1607, 1624 wieder lutherisch.
Eine evangelisch-reformierte Filialgemeinde Halsdorf ist seit 1700 mit Rauschenberg verbunden. Seit 1868 von Schwabendorf betreut.
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Grüßen
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Juden:
Provinzial-Rabbinat Marburg; angeschlossen Wohra und Josbach
3 Juden 1744 genannt
1835: 31; 1861: 40; 1905: 29; 1932/33: 38 Juden
Von 1856-1940 bestand eine Synagoge im Ort.
Eine Schule existierte seit Mitte des 19. Jahrhunderts, Backsteinbau neben der Synagoge; 1926 aufgelöst mangels Schüler
Einen eigenen Friedhof gab es seit 1903; zuvor wurde der Friedhof in Hatzbach genutzt. (alemannia-judaica)
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 einklassige Volksschule
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Festschrift zur 700 Jahrfeier des Dorfes Halsdorf 1954, 1954
- H. Theis, Herren-Gut ward Bauern-Eigen. In: Hessenland 10, 1964, Folge 8
- K. Vanja, Dörflicher Strukturwandel zwischen Überbevölkerung und Auswanderung. Zur Sozialgeschichte des oberhessischen Postortes Halsdorf 1785-1867, 1978
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 115-116
- Classen, Kirchliche Organisation, S.139
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 503
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 317f.
- Zitierweise ↑
- „Halsdorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9096> (Stand: 29.3.2022)