Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Johannes Struckmann, Mobilmachung und erste Kriegswochen des Thüringischen Ulanen-Regiments Nr. 6 aus Hanau

Abschnitt 9: Abschnitt 9

[64] Am 12. August, gegen 6 Uhr abends, gelang dem Sergt. Ubach der 4. Eskadron auf einer Nahpatrouille ein sehr geschickter Feuerüberfall auf eine Offizierspatrouille französischer Husaren, der dieser große Verluste zufügte. Durch das Schießen waren einige junge Pferde, die bei der Mobilmachung erst eingestellt und daher das Karabinerfeuer noch nicht gewöhnt waren, erschreckt und waren, die übrigen Pferde der Ulanen-Patrouille mit fortreißend, entlaufen, zum Glück nach Arlon zur Eskadron. Sergt. Ubach kam mit seinen Leuten nach geschickt durchgeführtem Marsch zu Fuß zur Eskadron zurück.

Die Patrouillen kreuzten jetzt häufiger mit feindlicher Kavallerie die Klinge, meist mit Patrouillen der bei NeufchLteau gemeldeten französischen 4. Kav.-Div. Es war kein leichtes Arbeiten in dem stark bergigen und bewaldeten, von unzähligen Knicks mit Drahtzäunen durchzogenen Gelände für die jungen, von Vorwärtsdrang und Tatenlust erfüllten Patrouillenführer. Der Feind, mit der Gegend vertraut und von der Bevölkerung unterstützt, bewegte sich bei seinen Erkundungen sehr vorsichtig. Während unsere Patrouillen den Feind suchten, begnügten sich die Franzosen in den meisten Fällen damit, eine bestimmte Linie zu erreichen und dort den Feind zu erwarten. Vielleicht glaubten sie bei dem sehr ausgebildeten Spionage- und Nachrichten- syftem sich dies leisten zu können. Tatsache ist jedenfalls heute, daß sie hier wie auch an anderen Fronten, vor den kommenden Schlachten über Stärke und Zusammensetzung der gegenüberstehenden deutschen Truppen nur sehr mangelhaft orientiert waren.

So fanden unsere Patrouillen häufig den abgelegenen Ausgang eines Dorfes verbarrikadiert und erhielten aus den Häusern Feuer von abgesessenen Kavalleristen und Radfahrern, oft auch von Zivilisten aus Jagdgewehren und Revolvern. Nur dem auffallend unsicheren Schießen des Feindes hatten unsere Ulanen es zu verdanken, daß die Verluste im Anfang nicht größer waren, denn sehr bald hatten die Ulanen gelernt, solchen Überfällen zu begegnen. Den Kampf zu Pferde mit der blanken Waffe vermied der Feind, sehr zum Bedauern unserer auf die Lanze vertrauenden Kavallerie- Patrouillen.


Personen: Struckmann, Johannes
Sachbegriffe: Thüringisches Ulanen-Regiment Nr. 6 · Ulanen-Regiment Nr. 6
Empfohlene Zitierweise: „Johannes Struckmann, Mobilmachung und erste Kriegswochen des Thüringischen Ulanen-Regiments Nr. 6 aus Hanau, Abschnitt 9: Abschnitt 9“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/91-9> (aufgerufen am 03.05.2024)