Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

Abbildungen

Tagebuch Joseph Henkel S. 11

Tagebuch Joseph Henkel S. 12-13

Tagebuch Joseph Henkel S. 14-15

↑ Fronttagebuch des Feldhilfsarztes Joseph Henkel aus Bad Orb, 1917

Abschnitt 3: Gefecht in Gegend um Laval, Gasangriff, 21.7.-1.8.1917

◀ [11-16] 21. Juli 17 Samstag. Stehe 5 ½h früh auf. An der Cathedrale steht bereits eine große Prozession von Civilisten z.T. mit Stühlen – Zum Einkauf. Reite um 9 ¾ ab über Etouvelles¹ nach Laval². Hier noch Civilisten. Suche lange nach der Gruppe Ost ca 1 km südlich vom Dorf. – Z.T. sehr viele Granattrichter. Truppenstand sieht sehr friedlich aus, am Waldhang. 22. Juli 1917 Sonntag. Stabsarzt kommt zu uns. Franzosen schießen doch feste zu uns, daß wir oft in den Stollen müssen. 23. Juli 17 Montag. Besuche 1. & 2. Batterie. Die 1. Batt. hatte vergangene Nacht 1 Toten, der um [S. 12] 1h nachts in den letzten Atemzügen zu mir gebracht wurde. Es war der Posten, der erst durch Ablösung aufgefunden wurde. – Das Gelände ist übel, mein ganzer Weg einzusehen. die 2. Batterie steht in alleinstehendem Buschwerk, sehr leicht zu beschießen. Der ganze Horizont raucht & qualmt. 24. Juli 17 Dienstag. Franzosen schießen stark ins Hinterland, Laval, wo noch Civil ist etc. – Bei unseren Vorgängern 46 Res. Divis., waren nette Zustände. Die Artillerie räumte eines Tages durch Kurzschüsse unter der Infanterie erheblich auf, woraufhin ein Verbindungsoffizier (A.V.O.) mit Handgranaten beworfen wurde; von jeder Batterie mußten dann 1 Offizier & 3 Mann als Geisel bei je 1 Kompagnie dauernd bleiben. [S. 13] 25. Juli 1917 Mittwoch. Gewitterregen mit Hagel. Hole bei 2. Batt. meine Post. beide Stollenzugänge waren letzte Nacht dort zugeschossen. 26. Juli 17 Donnerstag. Ziemlich ruhiger Tag. Stabsarzt kommt am Nachmittag. 27. Juli 17 Freitag. Franzosen schießen heftig; schon am Vormittag müssen wir öfters in den Stollen flüchten. Am Nachmittag wird die 2. Batterie von 6-9h betrommelt. Kein Verlust, aber Geräte-Schaden. 28. Juli 17 Samstag. Früh 7h werde ich telephon. zur 2. Batt. gerufen wegen 2 Gasvergiftungen. Eile mit Sauerstoffapparat dorthin: der San. Utff. liegt bewußtlos in Krämpfen etc. Ich lasse ihn bald zur Gruppe bringen. Der kleine Barbier Garling liegt leblos da. Lange machten wir [S. 14] Künstliche Atmung mit Sauerstoff - vergeblich. Stabsarzt kommt & erklärt die Mühe für nutzlos. – Zum Glück war es ruhig Mitten zwischen riesigen Trichtern mussten wir arbeiten. Das Kohlenoxyd war noch von gestern im Stollen. Gegen Verbot ging Garling in den Stollen & blieb darin gleich ohnmächtig. San Utff. rennt nach, bricht aber schon auf den Stufen zusammen. ¾h künstliche Atmung; hierauf war er noch bis 12h mittag besinnungslos. Sauerstoffatmung wirkte bei ihm wahre Wunder. – Am Nachmittag bei uns unangenehme Feuerüberfälle.- Abend sehr unruhig, allenthalben lebhaftes Feuer. Französ. Angriff wird erwartet. 29. Juli 1917 Sonntag. Heute verhältnismäßig Ruhe. [S. 15] 30. Juli 1917 Montag. Tag fängt unruhig an & wird am Nachmittag zum Großkampftag. Tolles Feuer von uns & auf uns. Muß zur 3. Batterie Auf Rückweg lauere ich auf die fdl. Abschüsse & renne zwischendurch. Trotzdem gewagtes Abendessen im Freien. 31. Juli 1917 Donnerstag. Unruhige Nacht (ich schlief feste im Stollen). Franzosen griffen an. Lage heute früh völlig ungeklärt. Artillerie schimpft von hinten, es wäre zu wenig geschossen. Den ganzen Tag über Schießerei. 1. August 1917 Mittwoch. Endlich wird klar, daß die Franzosen bei Rgt Rot (202)³ eingedrungen sind, aber ganz unbedeutend. Heute noch feste Schießerei. 2 französ. Infant. Rgt. sollen aufgerieben sein. Lt Groneweg als A.V.O. verwundet, kommt [S. 16] bei mir vor. ▶

1. Étouvelles, ca. 7 km südlich Laon. ↑
2. Laval-en-Laonnois, ca. 1,5 km südöstlich Étouvelles. ↑
3. 43. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 202. ↑