Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Kriegsgedichte aus der Zeitschrift Hessenland, 1914-1918

Abschnitt 2: Heinrich Bertelmann, Mütter (Gedicht)


Mütter.

Sieben Mütter — wer sie gesehn,
Dem blieb das Herze stehn —
Hatten um ihre lieben Jungen
Einmal noch den Arm geschlungen.
Am Bahnhof harrten sie, stumm im Schmerz,
Zum Häuflein geschart, Bilder wie Erz.
Keine Träne im Auge, doch ab und zu
Zuckte es auf um der Lippen Ruh.
Hob eine da an ihr banges Warum.
Und Echo ging weiter. Die Antwort blieb stumm.
„Die Ernte, die Ernte — was soll nur werden?
Wer bringt uns im Herbste das Korn zur Erden?" —
Und seufzend, als ob sie Eisen trügen,
Schleppten sie sich zu den Heimatzügen.
Gefaltet die Hände, sah ich sie sitzen.
Doch in den Augen dies Funkeln, dies Blitzen!
Leuchtete drin ein so eigener Mut
Und heiliges Hoffen: „Wird alles noch gut!
Am Ende helfen wir alle mit ein. —
Geht nur, Gott will es, 's hat sollen so sein." —
Du liebes Deutschland, dacht' ich bei mir,
Was hast du für tapfere Streiter hier!


Kassel. | Heinrich Bertelmann.


[Veröffentlicht in der Zeitschrift Hessenland 28. Jahrgang, Nr. 15, Erstes August-Heft 1914]


Personen: Bertelmann, Heinrich
Orte: Kassel
Sachbegriffe: Kriegsgedichte · Hessenland
Empfohlene Zitierweise: „Kriegsgedichte aus der Zeitschrift Hessenland, 1914-1918, Abschnitt 2: Heinrich Bertelmann, Mütter (Gedicht)“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/156-2> (aufgerufen am 02.05.2024)