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Hessischer Städteatlas

Hungen – Anonymus, Grafschaft Laubach mit Waldgemarkungen I bis III

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Anonymus, Grafschaft Laubach mit Waldgemarkungen I bis III

Abb. 1: Anonymus, Grafschaft Laubach mit Waldgemarkungen I bis III, undatiert (1 900 x 1 220 mm, verkleinerter Ausschnitt; GSLA Karten IV, 38).
Der genordeten, auf Papier gezeichneten und mit Tusche kolorierten Karte fehlt die Legende. Der Entstehungszusammenhang ist unklar. Vermutlich wurde sie Anfang des 18. Jahrhunderts gefertigt. Händisch und nachträglich ist sie auf 1712 und 1723 datiert. Da Einartzhausen (Einartshausen) bereits ausgegliedert ist, muss sie auf jeden Fall nach 1704, also der Einigung zwischen Solms-Laubach und Soms-Rödelheim, entstanden sein. In der Karte wurde das gesamte Territorium der Grafschaft Laubach mit seinen Städten, Wegen und Gewässern erfasst. Die Entfernungen sind vergleichsweise realistisch dargestellt. Nachdem Wasserschäden einen Teil des Papiers zerstört hatten, wurde die Karte auf Leinwand gezogen.
Der gewählte Ausschnitt zeigt Hungen und seine Umgebung. Nordöstlich der Stadt ist der bewaldete Tiergarten zu sehen. Südöstlich der Stadt liegt der von der Horloff umrahmte Hof Graß, was nicht ganz der Realität entspricht (vgl. Sonderblatt 6). Städte, wie Hungen selbst, aber auch manche Dörfer, wie Langsdorf, wurden mit einer Ummauerung gezeichnet. Während in Hungen ein detailliertes Straßennetz erkennbar ist, sind die nahe liegenden Orte Bettenhausen, Bellersheim, Inheiden, Trais Horloff, Langd und Villingen eher schematisch, signaturhaft mit freistehenden Häusern und jeweils einer Kirche abgebildet.
Westlich von Hof Graß ist die Ciriacus Burg beschriftet. Der spätrömische Heiligenname taucht noch rezent im Flurnamen „Ciriaxwiese“ auf (vgl. Karte zur Siedlungsentwicklung 1840-2016) und der 1548 gewährte Jahrmarkt fand am Cyriakustag (8. August) statt. Über die Ciriacus Burg finden sich keine weiteren Informationen in den bekannten Schriftquellen.


Hessischer Städteatlas. IV,1: Hungen
Bearb. von Isabelle Berens und Holger Th. Gräf, Marburg 2016
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Gebäudeverzeichnis

Hof Graß
Trägerschaft:privat
Bereich:Wirtschaft
Lage:ca. 1,8 km südöstlich der Stadt
Maße / Bauart:Hofgut; Mühle; Kapelle; Brunnen
Erbauung:8. Jahrhundert (Kapelle)
Erwähnung:1311; 1371 (Kapelle)
Umbau:1791 (Glockentürmchen auf Stallgebäude)
Nachweise:Schwab / Steinl, Historisches, S. 117–138;
Prokosch, Hungen, S. 116 f.
Tiergarten
Trägerschaft:herrschaftlich
Bereich:Sport und Freizeit
Lage:nordöstlich der Stadt
Erbauung:vor 1754
Erwähnung:1750-1800
Abriss:nach 1829
Nachweise:Engel, Bilder, S. 7; Prokosch, Hungen, S. 400–402;
GSLA, Karten IV, 40 (vgl. Sonderblatt 2, Abb. 3);
FSBA, A Planschrank 24,2 / A III 28 (vgl. Sonderblatt 2, Abb. 4);
Schwab, Arschleder, S. 44 f.