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Nationalflagge (Großbritannien)

Projektdetails

Digitales Gebäudebuch Bad Homburg

Aufbauend auf dem Internetangebot Orte der Kur wurde das Digitale Gebäudebuch in Kooperation zwischen dem Hessischen Institut für Landesgeschichte (HIL) – ehemals Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL) – und dem Stadtarchiv Bad Homburg entwickelt. Diese datenbankgestützte Internet-Anwendung liefert – für jedermann bequem recherchierbar – detaillierte Informationen zu rund 700 Haupt- und fast 1200 Neben- und sonstigen Gebäuden, vor allem in den vier Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg.

Die Auswertung der einschlägigen Bauakten, Kontraktenbücher und Gebäudebeschreibungen im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden und dem Stadtarchiv Bad Homburg macht die Bau-, Besitz- und Nutzungsgeschichte in der Blütezeit der Kur nachvollziehbar. Die Angaben zu den Immobilienpreisen, Mieterträgen und Brandversicherungswerten vermitteln zudem ein präzises Bild des lebhaften Immobilienmarktes und der beträchtlichen Wertsteigerungen.

Die teilweise vorhandenen Skizzen und Pläne sowie die Beschreibungen zum Aussehen, zur Raumaufteilung und der Ausstattung der Gebäude erlauben schließlich einen Blick hinter die Fassaden, sozusagen in das „Gehäuse der Kur.“ Ergänzt wird dieses Angebot durch aktuelle fotografische Ansichten und kurze architekturgeschichtliche bzw. denkmalpflegerische Bewertungen.

Das Untersuchungsgebiet

Das Untersuchungsgebiet des Digitalen Gebäudebuchs geht deutlich über die unmittelbar an den Kurpark angrenzende Kernzone des Kurviertels hinaus. Mit mindestens einem Gebäude vertreten sind die Straßen Am Elisabethenbrunnen, Am Mühlberg, Am Wingertsberg, Audenstraße, Augustaallee, Carolinenstraße, Castillostraße, Dorotheenstraße, Elisabethenstraße, Ferdinandstraße und Ferdinandsplatz, Friedrichstraße, Georg-Speyer-Straße, Haingasse, Kaiser-Friedrich-Promenade, Kasernenstraße, Kisseleffstraße, Louisenstraße, Ludwigstraße, Paul-Ehrlich-Weg, Schöne Aussicht, Schwedenpfad, Thomasstraße, Töpferweg, Trappstraße, Waisenhausstraße, Wilhelm-Meister-Straße, Wingertsbergweg.

Die Quellen

Die Informationen im Digitalen Gebäudebuch basieren auf der systematischen Auswertung von drei zentralen Quellengruppen:

Die städtischen Bauakten
Die Bauakten reichen bis in die 1840er Jahre zurück. Sie entstanden im Zusammenhang mit der zunehmenden Regulierung des Bauwesens durch die landgräfliche Regierung in der Kurstadt. Die Bauakten geben nicht nur Auskunft über Neubauten, sondern dokumentieren auch die Veränderungen an bereits bestehenden Haupt- und Nebengebäuden. Für das Digitale Gebäudebuch wurde der Schwerpunkt der Auswertung auf die Zeit bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gelegt.
Die städtischen Kontraktenbücher
Die Kontraktenbücher setzen bereits im frühen 18. Jahrhundert ein. In den voluminösen Bänden finden sich Abschriften von Verträgen über Immobiliengeschäfte. Diese enthalten wertvolle Beschreibungen der betreffenden Immobilien und machen Angaben über neue und vorherige Eigentümer, Grundstücksgrößen, Verkaufspreise, Hypotheken und dergleichen mehr. Für das Digitale Gebäudebuch wurde zunächst der hinsichtlich der Anzahl der verzeichneten Eigentümerwechsel sehr umfangreiche Zeitraum von 1881 bis 1900 berücksichtigt.
Die Gebäudebeschreibungen der preußischen Katasterverwaltung
Die Gebäudebeschreibungen enthalten tabellarisch angelegte Informationen zur Beschaffenheit und Ausstattung der Gebäude auf den einzelnen Grundstücksparzellen. Zusammen mit den ebenfalls angegebenen Miet- bzw. Brandversicherungswerten dienten sie der Festlegung der zu zahlenden Gebäudesteuer. Die im Digitalen Gebäudebuch dokumentierte, weitestgehend flächendeckende Bestandsaufnahme stammt im Wesentlichen aus dem Jahr 1907. Die Gebäudebeschreibungen sind eine einzigartige Quelle zum damaligen Baubestand, denn es wurden nicht nur die Raumstruktur, sondern auch die Nutzung und Ausstattung der Wohn- und Nebengebäude beschrieben: etwa, ob die Räume zu gewerblichen oder privaten Zwecken gebraucht wurden, ob und wie Zimmer beheizbar waren, ob sanitäre Anlagen vorhanden waren u.v.a.m. Einen Eindruck von der baulichen Ordnung auf den einzelnen Grundstücken vermitteln die den Baubeschreibungen beigegebenen Grundskizzen. Dort, wo diese fehlen bzw. den damaligen Baubestand nur unvollständig wiedergeben, kann in vielen Fällen auf die spätere Veränderungsnachweise begleitenden Grundskizzen zurückgegriffen werden. Da das Digitale Gebäudebuch den älteren Befunden aus den Bauakten und den Gebäudebeschreibungen von 1907 fotografische Aufnahmen des heutigen Bauzustands gegenüberstellt, dokumentieren die Beschreibungen der nach 1914 erfolgten Veränderungen bauliche Zwischenschritte und erklären wichtige Teile des baugeschichtlichen Zusammenhangs. Eine Besonderheit bilden dabei die in den Gebäudebeschreibungen enthaltenen Bestandsaufnahmen der Kataster- bzw. Vermessungsverwaltung, die kurz nach Kriegsende ab August 1945 entstanden und das Ausmaß der Zerstörungen im Kurviertel durch Kriegseinwirkung erfassen. Sie können in der Datenbank des Digitalen Gebäudebuchs über die Einfache Suche mit dem Suchbegriff > Luftangriff recherchiert werden.


Darüber hinaus wurden die Angaben zu den Grundstücks- und Hauseigentümern in Bad Homburg, die von Erich Deckert und Reinhard Michel für das späte 18. und das 19. Jahrhundert auf der Basis umfangreicher Quellenrecherchen zusammengetragen wurden, in das Digitale Gebäudebuch eingearbeitet (Erich Deckert und Reinhard Michel, Die Grundstücks- und Hauseigentümer von Homburg vor der Höhe (1787 - ca. 1890), Bad Homburg 1993). Dabei ist darauf hinzuweisen, dass die Angaben bei Deckert/Michel nicht in jedem Fall Aufschluss darüber erlauben, ob die von ihnen behandelten Grundstücke zum Zeitpunkt ihrer Erwähnung bereits bebaut waren oder nicht.

Zur Nutzung des Digitalen Gebäudebuchs

Für die Nutzung des Digitalen Gebäudebuchs wurden verschiedene Zugänge geschaffen. Sie erlauben eine eher explorativ orientierte Beschäftigung mit dem aufbereiteten Material („das Digitale Gebäudebuch erkunden“) genauso wie gezielte Recherchen („im Digitalen Gebäudebuch suchen“).

Grundlage für den Zugang über die > Schlagwörter sind die Gebäudebeschreibungen von 1907, die inhaltlich so erschlossen wurden, dass Phänomene wie die Nutzung von Gebäuden für gewerbliche Zwecke ebenso in den Blick genommen werden können wie etwa Ausstattungsmerkmale. Die Verschlagwortung erfolgt dabei aus praktischen Gründen grundsätzlich beim Hauptgebäude.

Die > Zeitleiste zur Baugeschichte basiert dahingegen auf Angaben in den Bauakten. Hierfür wurden die in sehr unterschiedlichen Ausprägungen begegnenden Einzelmaßnahmen nachträglich kategorisiert (Erbauung, Umbau, Modernisierung usw.).

Der Menüpunkt > Straßen und Plätze bietet einen Zugang über bau- bzw. kunstgeschichtliche Abhandlungen zu wichtigen Straßen in der Kernzone des Kurviertels. Die Texte werden ergänzt durch kurze Statistiken, die über die durchschnittlichen Nutz- und Brandkassenwerte der Häuser in den betreffenden Straßen Auskunft geben.

Die > Übersichtskarte bietet eine exakte Lokalisierung aller im Digitalen Gebäudebuch behandelten Haupt- bzw. sonstigen Gebäude. In zahlreichen Fällen geben Farbwerte nicht nur Auskunft über die Entstehungszeit, sondern reflektieren eine Bewertung nach kunstgeschichtlichen bzw. städtebaulichen Kriterien.

Die > Einfache Suche basiert auf einem Volltextindex, der Recherchen ermöglicht, wie sie von Internet-Suchmaschinen her vertraut sind.

Wenn die Einfache Suche etwa nach Eigennamen fehlschlägt, leistet die > Registersuche wertvolle Dienste. Sie lässt erkennen, wie etwa Namen von Personen und Firmen in den Quellen begegnen, reflektiert also auch Schreibungsvarianten, Abkürzungen von Vornamen oder deren gänzliches Fehlen (Beispielaufruf: > Reinhard, Georg).

Das leistungsstärkste Recherchewerkzeug stellt die > Erweiterte Suche dar. Sie ermöglicht es, ganz unterschiedliche Merkmale in Kombination zu untersuchen, so etwa das Auftreten bestimmter Baumaßnahmen in einem frei zu wählenden Zeitraum, die Beschränkung der Recherche auf Gebäude, die bestimmte Nutz- oder Brandversicherungswerte aufwiesen oder über eine zu definierende Anzahl Geschosse verfügten. Dabei können nicht nur Intervalle gebildet werden (z.B. taxierter Nutzwert (Mark): 5000-7500); vielmehr sind auch Operatoren wie > (größer als), >= (größer gleich), < (kleiner als) oder <= (kleiner gleich) möglich, z.B. Brandkassenwert (Mark): >= 80000. Die Ergebnisse lassen sich nach unterschiedlichen Gesichtspunkten sortieren (z.B. Brandkassenwert absteigend), wodurch Rangfolgen sichtbar gemacht werden können.