Regesten der Landgrafen von Hessen
1312 Mai 30
Dietrich von Paderborn kauft die Herrschaft Schöneberg
Regest-Nr. 599
- Überlieferung
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Ausfertigung: Zwei Ausfertigungen (A und B): Staatsarchiv Marburg, Verträge mit den Bischöfen von Paderborn. Pergament. A. Von 3 Siegeln 2 (1 und 3) erhalten: 1. Bischof Dietrich von Paderborn (mit Rücksiegel: Löwe), 2. verloren, 3. Landgraf Otto (Löwensiegel), beschädigt. B. Pergament, durch Moder beschädigt, aufgezogen. Siegel verloren. Abschriften: (koll. 1754) Staatsarchiv Marburg, Urkunden-Abschriften; (16. Jahrhundert) Staatsarchiv Marburg, Kopiar 85, Bl. 76. Drucke: Wenck, Hessische Landesgeschichte 2, UB,S. 271 Nr. 271; Westfälisches UB 9, S. 471-474 Nr. 1015 (deutsch) und S. 36*-37* Nr. 1014a (lateinisch). Regesten: Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr., S. 201/202 Nr. 560; Westfälisches UB 9, S. 471 Nr. 1015. Literatur: Duysing, Versuch 1, S. 316 Nr. 1103; Rommel, Geschichte von Hessen 2, S. 106 u. Anm. S. 77; Tumbült, Siegel der Bischöfe, Taf. 50, 1. - Regest
- Bischof Dietrich, Dechant Hermann und das Stiftskapitel zu Paderborn und Landgraf Otto, Herr des Hessenlandes, bekennen, daß sie von dem edlen Herrn Konrad von Schöneberg (Sconenberg) und seinen Erben die Herrschaft Schöneberg (Sconenberg) mit der Feste Trendelburg (Treyndeneborg), Haus und Stadt, mit dem Reinhardswald (Reyner(e)swalt) und allem Zubehör für 600 Mark hessischen Silbers und 60 Malter Korngülte (halb Roggen, halb Hafer) hessischen Maßes und für 20 Mark Geldes Warburger (Wartberschir) Pfennige zusammen gekauft haben, und treffen folgenden Vergleich miteinander: Landgraf Otto empfängt die eine Hälfte der Herrschaft, das Haus zu Schöneberg (Schoninberg) halb und die Hälfte des Reinhardswaldes und allen sonstigen Zubehörs von dem Bischof zu Lehen, die andere Hälfte behält der Bischof und sein Stift. Alle Gefälle und Nutzungen der Herrschaft sind gemeinsam. Bei Fehde zwischen dem Landgrafen und dem Bischof und Stifte ist die Herrschaft neutral. Neue Bauten von Burgen, Festen, Schloß oder Dorf dürfen nur gemeinsam unternommen werden, ebenso Käufe von Vorwerken, Hufen, Zehnten, Dörfern, Lehen und anderen Gütern. Die Jagd in dem Walde und die Fischerei wird von ihnen nur für den Bedarf des eigenen Haushalts ausgeübt; keine Heckenjagd. Ein gemeinsamer Amtmann soll in der Herrschaft sein. Anfechtungen dieses Besitzes wollen sie gemeinsam mit gleichen Kosten abwehren, die Gefangenen bei solchem Kriege teilen.
Siegler: Bischof Dietrich, das Kapitel, Landgraf Otto.
Datum: 1312 an deme dinstage nah sande Urbanis tage. - Originaltext
- Wir Thiderich von gotis gnadin biscof von Paderborne, Herman der techen, und zumale daz capitel des stiphtes von Paderborne, und wir Otto von derselben gnade lantgreve und herre des landes zu Hessen, allen den, di desen geinwortigen brif sin oder horent lesen, ewicliche tun kunt, bekennen und bezugen uffenberlichen, wan wir von deme edelen manne, deme herren Conrade herren von Sconenberg und sinen rechten erben di herscaf zu Sconenberg mit der vestene Treyndeneborg, beyde hus und stat, mit gerichten, dorfin, mit wazere und mit weyde, mit wissen, holtze und mit velde, mit deme walde, der da heyzet Reynerswalt, und kortzliche mit al deme, daz zu der vorgenante herscaf zu Sconenberg gehoret, swi daz genant si, umme seshundert mark heschis silbirs unde umme seszik maldir korngůlde, halb roke unde halph habere heschis mazis, unde umme zwenzik mark geldis wartberschir phenninge, als an den briven, di dar ubir gegebin sin, vollinkůmeliche bescriven stet, redeliche und rechtliche mit eynander und entsamt gekouft han. Unde uf daz nehein zweyunge, kriek oder missehellunge von dises koufes wegene, den wir doch begern ze bewarne, tzwischin uns vorgenanten fůrstin ummer erhabin werde oder komen moge, so si wir von unser heymelichen und getruwen frunde rate geeynegit und geeyntrechtigit und vorscheydin mit dirre ordenůnge, die hier nah bescriven steyt, und der si wir volbordik und gehengik; alos daz wir lantgreve Otte, herre Hessinlandis und unse .. erbin daz halfte teyl der vorgenanten herschaft, daz hůs halph zu Schoninberg, daz halfte teyl des Reynerswaldis und daz halfte teyl allis, des zu d(er vor)genanten herschaft zu Schonenberg gehorit, von unsim herrin byschove Thyd(eriche) von Paderborne, von deme iz zů rechte zů lehne get und růrit, ze lehne entphangin haben und nah uns unse .. erbin sullin von deme selbin unsime herrin byscove Thyderiche und von sinen nahkůmelingen den byschoven diz vorgenante gůt zelehne enpha^on und eereliche haben und besitzin, und daz ander halfte teyl derselbin herschaft sal unse herre .. der byschof von Paderbornde und sin sticht behaldin. Daruber alle die gevelle, alle die gulde, alle die fruchte und alle nůtze, swi die gevallin oder komen mogin von der herschaft altzůmale, die zu Schoninberg gehoret, sulle wir byschof Thiderich und unse sticht und unse nahkumelinge und wir lantgreve Otte und unse vorgenanten .. erbin gemeynliche und mit glicheme nůtze ufborin und uf nemin. Quem iz aber also, des Got nicht enwolle, daz tzwischin uns byschove Thideriche ader unsin nachkomelingen ader unsime stichte eyn halph, und uns lantgreve Otten ader unsin erbin anderhalph kriek ader orlouge beliefe oder wurde, so ne sul wir obirstin herrin noh unse amptlude von disin vorgenanten vestin, die nů sin ader in der herschaft werdin mogin, orlougen oder kriegin, wan dieselbin vorgenanten vestin mit allir der herschaft, die dazu gehorit, wolle wir unde sullin und globin zu behaldene mit allim flize in vride und in sicherheyt, di wile der kriek werit. Darober ene mak noh enschal unser eyn an den andern in der vorgenanten herschaf bouwin burge, vestenen oder sloz oder dorf, wan mit eynander gemeynliche, swan uns des dunkit, daz ez uns si bequemelich unde nutzelich, ez en were danne, daz unser eyn zu dem male durh gebrestin geldis ader gutis ader durh andere eliche not oder redeliche sache den bou widerspreche zu tůnde, so mochte der ander durh unsin gemeynen nůtz bouwin und den bou als lange behaldin, biz yme von den andirn vorgoldin wurde und entleget daz halfte teyl der kost, die er an dem selbin bouwe getan hete und kůntliche und redelichin bewisin mochte. Ouch ensal unser neheyner in unser vorgenanten herschaf zů Schoninberg vorwerk, hube, zehindin, dorf, lehin oder keyn gut, swi daz genant si, sunderliche koufin, er en eysche den andirn zu dem koufe und laze den geeyschedin zu deme koufe mit yme, ob er yn mit yme tůn wolle. Wer iz abir, daz der geeyschede zů dem male des geldis nicht enhette, swanne et ez abir gehabin mochte, so solde er deme koufere sogenantes geldis teyl wider gebin, als yn von des koufes wegene antrede und geburte, und daz er yme kuntliche bewisin mochte, so sal er danne intredin in daz gekoufte gut gunstliche mit dem koufere und mit yme gliche gebruchin und ufnemin alle die nůtze des gekouftin gutis. Unsir keyn sal in dem vorgenantin walde iagin noch in den wazzern vischin dirre vorgenante herschaft, wan zu sinir bedůrft uf sine tafelin und in sin hus. Ouch ne mak noch en sal unsir keyner in der herschaft zu der heken iagin. Vorwert so ensulle wir in dirre vorgenante herschaft nicht mer amtlude dan eynen nah unsir beydir willin han. Wir wollin ouh und gelobin, swilche sich uns wider setzint an disme vorgenanten koufe und uns an dirre herschaft oder an keyme teyle dirre selbin herschaft uns wollin oder versuchin ze hindirne, daz wir uns den werin sullin mit glichir kost. Quem iz ouch also, daz in so getanem kriege unsir beyder lute mit eynandir eynim strit widir unse viende striten und den gesigetin, da soldin di gevangenen herrin und houbtlude unsir beyder sin und die andirn gevangenen solde wir teylin nah der manzal. Und tzu gezuge dirre vorgeschribenen dinge habe wir byschof Thiderich und daz capitil von Paderborne vor uns und unse sticht, und wir Otte, der lantgreve von Hessin, vor uns und unse erbin unse ingesigele an disin brif gehangin. Diz ist geschen nah gotis geburt tůsint iar, drihundirt iar, in deme zwelftin iare, an deme dinstage nah sand Urbins tage.
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Sprache des Originaltextes
deutsch
- Nachweise
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Weitere Personen
Paderborn, Bischöfe, Dietrich II. von Itter · Hessen, Landgrafen, Otto I. · Schöneberg, Konrad [I.] von · Paderborn, Dekane, Hermann
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Weitere Orte
Paderborn, Bischöfe · Schöneberg, Herrschaft · Trendelburg, Burg · Reinhardwald · Warburg, Pfennige · Schöneberg, Burg
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Sachbegriffe
Bischöfe · Dekane · Stiftskapitel · Erben · Herrschaften · Verkäufe · Burgen · Festungen · Wälder · Häuser, feste · Silber, hessisches · Währungen, Warburger Pfennige · Pfennige, Warburger · Korngülten · Gülten, Getreide · Roggen · Hafer · Vergleiche, bei Streitigkeiten · Lehen · Gefälle · Nutzungsrechte · Fehden · Bauvorschriften · Burgen · Feste · Schlösser · Dörfer · Vorwerke · Herrschaften, neutrale · Heckenjagden · Jagdrechte · Gefangene · Lösegelder
- Textgrundlage
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Stückangaben, Regest
Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1
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Original
Westfälisches UB 9
- Zitierweise
- Landgrafen-Regesten online Nr. 599 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/599> (Stand: 13.10.2024)