Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1343 Juni 7

Kaiser Ludwig schlichtet einen Streit zwischen Mainz und Meißen

Regest-Nr. 10754

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Hauptstaatsarchiv München, Kaiser Ludwig Selekt 916. Siegel hängt leicht verletzt an; Hauptstaatsarchiv Weimar, U 1299. Pergament, Großes Siegel des Kaisers liegt (verletzt) bei; Stadtarchiv Erfurt, O - O/A XVII-30. Pergament, an Pergamentstreifen anhängendes Majestätssiegel mit Rücksiegel.
Abschriften: Hauptstaatsarchiv Weimar, Gesamtarchiv F 3, p. 204; Staatsarchiv Würzburg, Lib. Reg. 4, 156; Landeshauptarchiv Magdeburg, Erfurter Copialbuch 1.
Drucke: Regesten und Urkunden Wangenheim 2, S. 90 Nr. 95; Wichert, Jacob von Mainz, S. 348 Anh. Urkunde Nr. 3; Winkelmann, Acta Imperii 2, Nr. 642; Urkundenbuch der Stadt Erfurt 2, S. 192 Nr. 235.
Regesten: Böhmer, Urkunden Kaiser Ludwigs des Baiern 1314 - 1347, Hauptband, S. 146 Nr. 2336; Michelsen, Orlamünde, S. 14 f.; Reitzenstein, Orlamünde, S. 160; Urkundenbuch der Vögte von Weida 1, S. 431 Nr. 853; Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1,2, S. 443 f. Nr. 4991; Urkundenregesten des Hofgerichts 5, S. 305 f. Nr. 505.
Regest
Kaiser Ludwig bekundet: Erzbischof Heinrich von Mainz, die Grafen Hermann und Friedrich von Orlamünde zu Weimar, Gebrüder Dietrich und Heinrich von Honstein, Günther und Heinrich von Schwarzburg zu Arnstadt, sodann Heinrich Reuß Vogt von Plauen, Gebrüder Heinrich und Heinrich von Gera, Heinrich d.J. Vogt von Plauen, Bodo von Eilenburg zu Liebewerda, Hermann von Schönburg, Johann von Waldenburg und die Gebrüder Heinrich und Johann von (Langen-)Salza, (alle) auch für ihre Freunde, Helfer und Diener einerseits, Markgraf Friedrich von Meißen, auch für Ratmeister, Rat und Gemeinde zu Erfurt sowie seine Freunde, Helfer und Diener andererseits, haben sich wegen ihrer Streitigkeiten zur verbindlichen Entscheidung auf den Kaiser verwillkürt (der nachgeschrieben bruch und sache willichlichen hunder uns gangen sint, also, was wir darumb sprechen und entscheiden, das si zu beider siit halten sullent). Daher entscheidet er wie folgt (so entscheiden und sprechen wir):
Es soll wegen aller Geschehnisse aus dem Krieg eine Sühne zwischen den Parteien (ein gutin, ganczin su^en) mit folgenden Bestimmungen bestehen: Wer eines anderen Erbe genommen oder eine Feste darauf erbaut hat, soll alles zurückgeben. Die Vorkommnisse im Frieden sollen einem dreiköpfigen Schiedsgericht überlassen werden (swas ouch in friden beschehen ist, nachdem das si beste^et und beschundet wurden, das sol man ze beider siit uzrihtten und widertu^en, als die nachgeschriben drei man entscheiden), das von dem Erzbischof, dem Markgrafen und dem Landgrafen (Hermann I.) von Hessen als Obmann bestellt werden soll. Deren zumindest mehrheitliche Entscheidung soll von beiden Parteien eingehalten werden, wofür Sicherheit zu leisten ist (und swas dieselben drei oder ir der merer teil dann daruber sprechen und entscheiden, das sullen beyd teil stet halten, und sol das ieczo von in vergewisset werden). Alle Gefangenen sollen ohne Geding und Schatzung freigelassen werden. Alle Rechte und Urteile, die der Kaiser und der Markgraf samt seinen Helfern wegen des Krieges zu Würzburg (1) und auch zu Nürnberg (2) erlangt hatten, sollen gleichfalls aufgehoben sein (es sullen auch alliu re^eht und urteil, die wir und unser vorgenanter sun der margraf von Meissen und sein helffer und diener von des krieges wegen hie ze Wirczburg und auch ze Nu^ernberg vor erlangt haben, ab sin). Über die Feste Worbis sollen die sieben dazu bestellten Schiedsrichter entscheiden (sol stan an den sibenn, die darzu ze sprechen genomen sint; und swas die daru^eber sprechen uf ein re^eht, das sol also beliben).
Weiter entscheidet er (darnach entscheiden und sprechen wir), daß die genannten Parteien sich gegenseitig bei ihren Rechten belassen sollen. Der Erzbischof und die Herren sollen in des Markgrafen Gerichten, die er inne hat und die von ihm zu Lehen rühren, keine Feste ohne des Markgrafen Zustimmung errichten, und umgekehrt. Der Erzbischof soll dem Markgrafen wegen der verlangten Summe nach des Kaisers gefällten Urteil (3) Genüge tun (auch sol der erczbischof dem margrafen tůn umb das gelt, darumber er im zu^esprichet, als wir vor darumb zwisschen in gesprochen haben und als die brief sagent, die wir in daruber haben geben). Ebenso soll es um Bischofsgottern (heute Großengottern bei Langensalza) bleiben, mit der Maßgabe, daß das noch offenstehende unverzüglich entschieden werden soll (umb Bischoffguttern sol es beleiben und bestan, als wir vor darumb gesprochen und gesezzet haben; und swas in daran noch gebristet ze rihtten, das sullen wir in unverzogenlich rihttig machen). Wegen des von Wangenheim sollen der Erzbischof und der von Wangenheim je zwei Mannen nehmen, die zusammen mit Graf Günther von Schwarzburg-Arnstadt als Obmann nach Kundschaftsleistung zumindest mehrheitlich entscheiden sollen (umb den von Wangenheim sol der erczbischoff zwene man nehmen und der von Wangenheim zwene, und sol daruber Gunther von Swarczburg, des Arnsteten ist, uberman sein; und swas die funf oder in der merer teil zwischen in nach ir beider kuntschaft machen mit der minn mit beider teil wizzen oder mit dem rehten on ir wizzen, das sol also bleiben). Fügt sich der von Wangenheim nicht, so darf der Markgraf ihm nicht beholfen sein. Gegen die von Seebach soll der Markgraf gemäß den einander gegebenen Urkunden dem Erzbischof beholfen sein. Die von Honstein sollen die Reichsstadt Nordhausen bei ihren Ehren und Rechten lassen und nur ihre Ansprüche geltend machen. Wegen des Klosters Walkenried sollen sie bei ihren Rechten bleiben. Der Schwarzburger soll Frankenhausen, das er von denen von Beichlingen gekauft hatte, ungehindert behalten. Streitigkeiten zwischen dem letzteren und dem Markgrafen von Meißen um Rotenburg und Frankenhausen soll ein dreiköpfiges Schiedsgericht mit den Landgrafen von Hessen als Obmann zumindest mehrheitlich nach Minne oder Recht entscheiden (wurd aber zweiung umb dheinerlei gu^et, die zu^e Rotenburg oder ze Franchenhusen geho^ernt, so sol der vorgenant margraf von Meihssen einen man nehmen und der von Swarczburg auch einen; und daru^eber sol der lantgraf von Hessen ein gemeiner uberman sein; und swas die drei umd dieselben gu^et oder ir der merer teil zwischen in sprechent und machent mit der minnen mit beider teil wizzen oder mit dem rehten on ir wizzent, das sullent sie beidenthalben ste^et haben).
Die geschlossene Teidung soll früheren Teidungen nicht schaden, ausgenommen in den Punkten, die hier ausdrücklich ausgenommen sind (es sol auch dieser brieff und die vorgeschriben teiding allen andern briefen und teidingen, die vorher zwischen in geben und beschehen sint, dhein schad sein, dann als vil, als mit namen an disem gegenwertigen brief uzgenomen ist).
Siegelankündigung: Kaiserliches Siegel.
Der geben ist ze Wirczburg an sampztag in der Pfingstwochen 1343, r. 29, i. 16.
(1) Urteil mit Schiedsvertrag von 1342 Oktober 30 und 1342 Dezember 14.
(2) Schiedsspruch von 1342 Mai 29.
(3) Wohl 1340 September.
Originaltext
Wir Ludowig, von Gotes gnaden ro^emischer keyser, ze allen ziten merer des riches, bechennen und tun kund offenlichen mit disem brief, wan der erwirdig Heinrich, ertzbischof zu Mentz, unser lieber fu^erst und ertzkantzler ze tu^etzschen landen, und di edeln manne Herman und Fridrich, grafen ze Orlamu^end, herren ze Wymar, Dietrich und Heinrich und ir gebru^eder, grafen ze Honstein, Gu^enther und Heinrich, grafen ze Swartzburg, herren ze Arnetstaten, Heinrich vogt von Plaw, Ru^ezze genant, Hainrich und Heinrich gebru^eder von Gera, Heinrich der jung vogt von Blawe, Bott von Ylburg, herre zu Libenwerde, Hermann von Scho^ennburg, Iohan von Waldenburg, Heinrich und Iohan von Salza und ir gebru^eder fu^er sich und fu^er all ir frunde, helfer und diener uf ein syten, und der wolgeborn Ffridrich, margraf ze Missen, unser lieber sun und fu^erst fu^er sich, fu^er die wissen luet ... die ratmeister, ... den rat ... und die gemeine cze Errfu^ertt und fu^er all ander sin frunde, helfer und diener uf der andern sitten der nachgeschriben bruch und sache willichlichen hinder uns gegangen sind, also waz wir darumb sprechen und entscheiden, daz si daz zu beider sitt stet halten sullen. So entscheiden und sprechen wir bei dem ersten, daz es zwischen den vorgenanten herren und aller irer friunde, helfer und diener, di czu dem kryeg zu beider sitt gewant sind, umb raub, brande, umb vahen, wunden und umb todslege, die in disem krieg beschehe sind, ein gut gantz sůn sin sol, doch also, ist daz ob sich ieman des andern erbes underwunden oder veste uf in gebawen hett in disem kryeg, daz sol alles ab sin und widertan werde; swas auch in friden beschehen ist, nach dem, daz sie bestett und beku^endet wurden, daz sol man zu beiden sitte usrichten und widertun, als die nachgeschriben drye man, der der vorgenante ertzbischof ze Mentze fu^er sich und fu^er sin bartyen aynen und der egenant margraf fu^er sich und sin bartyen den andern darczu nennen und geben sullen. So sol der lantgrefe von Hezzen einen gemeiner dritter man sin, und swas diselben drye oder ir der merer teil dann daru^eber sprechend und entscheident, daz sullend beyd teile stet halden und sol daz ietzo von in vergewizzet werden. Es sullen auch all di in disem krieg gevangen sind ze beider sitt ledig sin, und sule all geding und schatzung, di bis uf disen hiutigen tag nicht gevallen sind, si sin vergewizzet oder nicht, gentzlich ab sin. Es sullen auch all recht und urteile, di wir und unser vorgenanter sun, der margraf von Missen, und sin helffer und diener von des krieges wegen hie ze Wirtzburg und auch ze Nu^ernberg vor erlangt haben, ab sin, und umb Worbis die veste, und swas darzu geho^ert, soll stan an den syben, die darzu ze sprechen genomen sind. Und swas die daru^eber sprechend uf ein recht, daz sol also beliben. Darnach entscheiden und sprechen wir, daz di vorgenanten grefen, herren und al ir friunde, helfer und diener den margrafen von Missen und sin frunde, helfer und diener eren und fru^erdern su^ellen und si an irn eren, rechten, lu^eten und guten nicht hindern. Er sol si auch alle und ir ieglichen besundern wider eren und bei iren rechten, lu^eten und guten lazzen beliben, und sol ir ierglicher den andern getreulich fu^erdern zu iren rechten und darwider nicht tůn. Der ertzbischof von Mentze sol auch den vorgenanten margrafen, und der margrafe in wider und sinen styft bei eren rechten, gerichten, lu^eten und guten beliben lazzen ungehindert, als vor alten her komen ist, dann ir ainer sol den andern darzu getreulich fu^erdern. Auch sulte der ertzbischof und die vorgenanten grafen und herren in des margrefen gerichten, der er innyg ist und die von im ze lehn ru^erend, keyn veste kauffen oder bawen, es si dann mit sinem willen; daz selb sol der margraf in wider tůn in iren gerichten und lehen. Auch sol der ertzbischof dem margrafen tun umb daz gelt, darumb er im zu sprichet, als wir vor darumb zwischen in gesprochen haben und als die brief sagent, die wir in daru^emb haben geben. Umb Bischofsguttern sol es beliben und stan, als wir vor darumb gesprochen und gesatzt haben, und was in noch daran gebrichet cze richten, daz sulte wir in unverzogenliche richtig machen. Umb den von Wangenheim sol der ertzbischof zwen man nehmen, und der von Wangenheim zwen, und sol daru^emb graf Gu^enther von Swartzburg, des Arnsteten ist, u^eberman sin, und swas die fu^enf oder der merer teyl zwischen in nach ir beider kuntschaft machent mit der minne mit beider teil wizzen oder mit dem rechten an ir wizzen, daz sol also beliben. Wolt das der von Wangenheim nicht tůn, so sol sich sein der margraf nicht underwinden noch im beholfen sin. Umb di von Sebache sol der margraf dem ertzbischof eins rechten beholfen sin nach der brief sag, die der ertzbischof und der margraf einander daru^eber geben habent. Auch sullent di von Honstein unser und des richs stat cze Northusen bei allen irn eren und rechten lazzen beliben als ander des riches stat, was aber sie rechtz zu in hand von unsern und des richs wegen, daz si mit unsern briefen oder anderer guter kuntschaft bewisen mu^egend, das sullen wir in gunnen und si daran nicht irren. Hieran hetten si auch in derselben stat oder an dem daz darzu geho^ert dheinerlay recht von andern herrn, daz sie auch bewisen mo^echten als recht wer, des sullen wir in auch gunnen und sie daran nicht irren. Auch sullen diseben von Honstein und daz kloster ze Walkenryed und ir hof, di in irn gericht gelegen sind, bei irn rechten und gewonheiten beliben als von alter an si bracht ist, dem kloster und den ho^efen unverderblich, und darůber nicht greifen. Auch sol der von Swartzburg bei Frankenhusen und was darzu geho^ert und gehort, als er es umb di von Bichlinge geckauft hat und si es an in bracht habent, ungehindert beliben. Wurd aber zweyung und dheinerley gut, die zu Rotenberg oder zu Frankenhusen geho^erend, so sol der vorgenante margraf von Meissen einen man nehmen und der von Swartzburg auch einen, und daru^eber sol der lantgraf von Hezzen ein gemeiner u^eberman sin, und was di drye oder ir der merer teil umb die selben gůt zwischen in sprechent und machent mit der minne mit beider teil wizzen oder mit dem rechten an ir wizzen, daz sullen si beidenthalben stet halten. Es sol auch dieser brief und die vorgenante teyding allen andern briefen und teydingen, di vor her czwischen in geben und beschehen sind, dhein schad sin dann als vil, als mit namen an disem gagenwu^ertigen brief usgenomen ist. Daru^eber cze urckund geben wir disen brif versigelt mit unserm keiserlichen insigel, der geben ist zu Wirtzburg an Samptztag in der Pfingstwoche nach Kristus geburt dreizehen hundert iar darnach in dem drey und vierzigisten iar in dem neun und zweintzigisten iar unsers richs und in dem sechzehenden des keysertums.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Ludwig der Bayer, Kaiser · Mainz, Erzbischöfe, Heinrich III. von Virneburg · Weimar-Orlamünde, Grafen, Hermann VI. · Weimar-Orlamünde, Grafen, Friedrich I. · Hohnstein, Grafen, Dietrich [I.] · Hohnstein, Grafen, Heinrich [III.] · Schwarzburg, Grafen, Günther XXI. · Schwarzburg-Blankenburg, Grafen, Heinrich XII. · Reuß, Heinrich, Vogt von Plauen · Gera, Heinrich von · Gera, Heinrich von, Bruder des Heinrich · Vögte von Plauen, Heinrich · Eilenburg, Bodo von, zu Liebenwerda · Schönburg, Hermann von · Waldenburg, Johann von · Langensalza, Heinrich von · Langensalza, Johann von · Meißen, Markgrafen, Friedrich II. der Ernsthafte · Hessen, Landgrafen, Hermann I. · Wangenheim, der von · Seebach, die von · Beichlingen, die von

Weitere Orte

Mainz, Erzbischöfe · Weimar · Arnstadt (Ilmkreis/Thüringen) · Plauen, Vögte · Liebenwerda · Langensalza · Meißen, Markgrafen · Erfurt · Würzburg · Nürnberg · Worbis, Burg · Bischofsgottern · Großengottern · Nordhausen, Reichsstadt · Walkenried, Kloster · Frankenhausen · Rotenburg

Sachbegriffe

Kaiser · Erzbischöfe · Grafen · Markgrafen · Schiedsgerichte · Schiedsrichter · Streitigkeiten, Vermitteln in · Vögte · Brüder · Ratmeister · Räte · Sühne · Erbe, Rückerstatten von · Burgen, Bau von · Burgen, Rückgabe von · Obmänner · Gefangene, Freigabe von · Lösegelder, Verzicht auf · Gerichte · Lehen · Burgen, Zustimmung zum Bau von · Reichsstädte · Klöster · Verkäufe · Teidungen

Textgrundlage

Regest

Urkundenregesten Königs- und Hofgericht 5

Stückangaben

Reg. Erzb. Mainz 1.2

Original

UB Erfurt 2

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 10754 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/10754> (Stand: 14.12.2024)