Regesten der Landgrafen von Hessen
1414 April 20
Verabredung eines Tages zur Streitschlichtung zwischen Meißen und Hessen
Regest-Nr. 8729
- Überlieferung
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Ausfertigung: A: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 3861 〈Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Schublade 45, Nr. 6〉.
B: Hauptstaatsarchiv Weimar, Reg. F, pag. 275 F No. 13.1.Stückbeschreibung: A: Membran zum Teil durchlöchert, die Schrift aber gut zu lesen (lt. Findbuch). Siegel: A: Von den 5 Siegeln an Pergamentstreifen fehlt das 2. (Wilhelm II.) und liegt das 3. Lose bei der Urkunde; B: Von den 5 Siegeln an Pergamentstreifen sind das 1. und 3. Und die Pergamentstreifen für das 2. und 5., für das 4. aber nur der Einschnitt im Pergament vorhanden. Abschriften: Hauptstaatsarchiv Dresden, Cop. 32, Fol. 106 b (gleichzeitig). Drucke: Horn, Friedrich der Streitbare, Nr. 797. Regesten: Urkunden der Markgrafen von Meissen Abt. B 3, Nr. 329. - Regest
- Eisenach. - Die Land- und Markgrafen Friedrich IV., Wilhelm II. und Friedrich der Jüngere und Landgraf Ludwig [I.] von Hessen vereinbaren unter Vermittlung des Herzogs Heinrich von Braunschweig-Lüneburg zur Beilegung der zwischen ihnen bestehenden Fehde die Abhaltung eines Tages zu Mühlhausen am 23. Juli und treffen Bestimmungen über die bis dahin zu beobachtende Waffenruhe.
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Wortlaut der Datierung
der gegebin ist zcu Isennache noch Cristi geburte virczen hundert iar darnoch in den virczenden iare am fritage noch dem suntage, als man in der heilgin kirchen singet quasimodogeniti.
- Originaltext
- Wir von gots gnaden Friderich, Wilhelm und Friderich gebrudere und gevettern lantgraven in doringen und Marcgraven zcu Missen und Ludewig lantgrave zcu Hessen bekennen -, daz der hochgebornn furste her Heinrich herczog zcu Brunswig und Luneburg unser liebir vater, bruder, ohem und swager zcwisschen uns eyne fruntlichkeit und gutlichkeit gethedingit had in aller masse, als hirnoch geschriben stet. (1) Czum ersten daz wir sollen und wollen uff einen fruntlichen tag komen in die stat zcu Molhusen uff den nesten suntag vor sente Iacobi tage schierst kumpt uff den abend da zcu sin und uff den Montag zcu tedingen alz von sulcher zcweitracht wege, als zcwisschen uns uff beiden siiten sin, zcu versuchen, ab wir der gutlichen voreynet mogen werden. (2) Und were, daz wir uff demselbin tage nicht gutlichen voreynet wurden, so sollen und wollen wir von beyden siiten daselbis uff dem tage scheydelute und eyns obirmannes eyne werden und obirkomen, die uns entscheiden sollen noch beschribin vorsigilten schulden und antwerten von beyden siiten, die man gein enander gebin und antwerten sal bynnen sulcher zciit, als man des da obirkomen sal. Die scheydelute und obirman uns entscheiden sollen bynnen dem nesten halben iare noch der zciit, als yn schulde und antwerte gegebin sin, und wie wir entscheiden werden von scheideluten odir obirmannen, dem sollen wir von beiden siiten volgen und daz also halden. (3) Quemen ouch wir lantgrave Ludwewig vorgnant nicht selbis zcu deme tage, so sal vor uns und unser wegin da sin der hochgebornn furste her Heinrich herzcog zcu Brunswig und Luneborg unser liber swager vorgenant und unser rete, die wir darzcu schigken werden mit ganczer macht glicher wies, als ab wir selbir geinwertig weren. Quemen ouch wir vorgnanten Friderich, Wilhelm und Friderich alle drye nicht selbis zcu dem tage, so solden unser zcwene mit foller macht des andern darzcu komen. (4) Und hiruff sollin wir fursten von beyden siiten mit unsern amptluten, mannen helffern, die umb unsern willen fyende wurden sin, bestellen ane geverde, daz die fehede alle gein enander von stund abegetan werden, und sollen alle gefangen, die von beiden siiten von dissir fehede wegen gefangen sin, quiid, ledig und loes sin und gesaget werden ane allen intrag, ez sie von fahegulden, stogkgulden odir wovon daz sie, von sulches gefengnisses wegen, und waz der reysener weren, die sollen eine rechte alde orfehde thun. (5) Were ouch, daz dheynes unser obgenanten fursten besessen manne unsers dheyns fyent were von sins selbis wegen und die fehde nicht abethun und sich an rechte gein den herren nicht gnugen lassen wolde, so solde der herre, des undersessen er were, dem andern herren getruwelichen mit landen und luten wider den behulffen sin und sine sloße darzcu offenen, wo er des begert, biß daß der darzcu bracht wurde, daz er dem also gevolgig were, und sal der herre, dem sulche offenunge geschege, odir sine amptmanne mit sinen frunden, die er zcu der zciit mit yme hette, bestellen und bewarunge thun, daz deme hern, der die offenunge tete, ungefug und schade an sime slosse bewaret werde ane geverde. (6) Ouch sal alle umbeczalt, unußgegebin und bekummert gelt, ez sie vorwieset oder nicht, von beiden siiten quiit, ledig und loeß sin und gesagit werden, ez sie vorburget oder nicht, von schaczczunge, gedingcze odir anders, wie daz von der zcweitracht wegen zcukomen were. (7) Were ouch, daz dheyns unser obgenanten hern besessene manne dem andern herren undir uns zcuzcusprechen hette, der man solde daz brengen an sinem herren, des amn er were. Erkente der herre mit syme rate, daz denn die schulde redelichn weren, so solde er dem andern herren darumb schreiben, daz er ym gnade odir recht tete. Meynete denn der herre, der angelanget wurde, daz er der schulde nicht also pflichtig were, und muete, daz der mann vor yn queme odir gein die sinen an gelegeliche stete zcu komen, so solde der herre, des man er were, mit ym darzcu schigken. Wurde denn von beyder herren frunden odir irrer beyder obermann, ab des not were, erkant, daz die schulde redelichen weren, so solde der herre, der angelanget wurde, dem manne gulde, gnade odir recht thun bynnen zcwen monden ane vorczog. Widderfure abir dem manne des dar bynnen nicht, wurde er denn umb sulche kuntliche redeliche schuld pfenden, mit den pfanden solde er pfentlichen gebaren als lange, biß daz ym gulde, gnade odir recht widderfure ane geverde. Wilchem manne daran nicht genuegete und wolde darobir den herren feheden odir beschedigen, so solde der herre, des man und undersessen er were, dem andern herren behulffen sin mit landen, luten und slossen, als vor geschribin stet, ane geverde. (8) Hette ouch dheyn unser herren schulde zcu des andern herren besessenen mannen, wenn er denn daz dem herren, des besessen man er were, vorkundigete, so solde der herre dem andern herren odir den sinen den zcu gelegelichen tagen stellen odir schigken ym gliches odir rechtes zcu pflegen, als da erkant wurde, als vor geschriben stet. Wolde er abir dem herren ußgehen, so solde der herre, des besessen man er were, dem andern hern darzcu behulffen sin mit landen, luten und slossen, alse vor geschriben stet, als lange biß daz ym glich odir recht von dem widerfure. (9) Were abir, daz dheyns unser herren besessen manne des andern herren besessen manne zcuzcusprechen hettender solde iczlichir sich des gnugen lassen an gliche odir rechte vor deme herren, undir deme der, dem er zcuzcusprechen hette, gesessin were, odir sinen amptluten ungeferlichen an gelegelichen steten, da man ouch von beyden siiten darzcu schigken solde, ab des not wurde. Wilch man des nicht gehorsam sin wolde und des andern man darobir feheden und beschedigin wolde, so solde der herre, des besessen man er were, de mandern herren abir getruwelichen wider den behulffen sin mit landen, luten und slossen als vor geschribin stet, als lange, biß daz der des gehorsam und gevolgig wurde. (10) Waz abir roub, brand, thodslag odir hals und hand anruret, daz vor datum dissis brieffes gescheen were, darzcu solde man in rechte nicht antwerten. (11) Waz ouch fridebruche in dissen feheden gescheen wern, darumb solden der herren amptlude und frunde, die darzcu gereyte gegebin sin odir gegebin wurden, gein enandir riiten unvorczoglichen uff den Houeg zu Hoende und die von beyden siiten richten und keren. Kunden die der karunge nicht eyne werden, so solden ire frunde, die denn also darzcu gegebin weren eyns ungeraden obirkomen. Waz der denn erkente und usspreche, daz solde von den herren uff beiden siiten alzo gehalden werden. (12) Ez sal ouch iczlich herre des andern herren mannen und helffere bie sinen lehen und zcinsen gerugeclichen lassen und sie der von dissir fehede wegen nicht entweldigen. Wilcher abir meynte, daz er der entwelfiget were, und wolde die wider habin, der solde vor sinen herren, von dem sulche gutere und zcinse zcu lehen gingen, komen und den solde der herre belehenen und alzdenn solde der man dem herren globin, hulden und sweren, alz daz gewonlichen ist. (13) Waz ouch in dissen feheden von beiden siiten geschen were, daz den lantfride anrurete, daz sal gancz und zcumale abesin und sal keyne manunge odir furderunge darumb gescheen, ußgescheiden waz des in frieden odir vorworten gescheen were, daz sal man keren noch uswisunge des artikels vorgeschribin, der von den frydebruchen spricht. Und wir herren und die unsern ollen nu furbaßmer den lantfryde halden in aller masse, als die brieffe darobir gegebin uswiesen. (14) Ez sal ouch ein herre des andern herren land und lute getruwelichen helffen schuren, schuczczen und schermen glich sins selbis landen und luten und sal ouch eyner noch den slossen odir steten, die der ander yme hat, nicht stehen noch die innenemen in dheine wies noch nymande der sinen des gestaten zcu thunde alz lange, biß daz sich irre eynre des gein den andern erbarglichen bewaret hette in allir masse, alz hirnach geschribin stet. (15) Were abir, daz wir uff dem vorgeschriben gutlichen tage nicht fruntlichen odir darnoch mit rechte von scheideluten odir obirmann nicht gescheiden wurden bynnen der zciit, alz vor geruret ist, so stet iczlicher herre widderumbe zcu allen sinen rechten und forderungen in allir masse alz vor und biß uff datum disses brieffes, und alzdenn sal sich unser hirren keynre gein den andern, sine land und lute mit dissem brieffe und sinen artikeln nicht behelffen, sundern er sal alzdenn gancz tot sin und keyne crafft mer habin, und sal doch darnoch unser keiner zcu dem andern, sinen slossen, die er ynne had, landen und luten odir den sinen griffen oder griffen lassen, er habe sich denn des kuntlichen und erbarclichen bewaret, mit namen wir Friderich, Wilhelm und Friderich gebrudere und gevettern vorgenant in unsern offen brieffen gein Cassel, da man unser brieffe dem burgermeistere daselbis zcu der zciit antwerten sal, und wir lantgrave Ludewige obgenant in unserm offen brieffe gein Gotha, da man denselbin unsern brieff dem ratsmeister daselbens zcu der zciit ouch antwerten sal. Und noch den ersten acht tagen darnoch, als sulche unser brieffe gein Cassel oder Gotha geantwert weren, alz vor geschribin stet, mag unser eyner zcu dem andern und den sinen griffen und griffen lassen und nicht ehir. (16) Ouch sal dissir brieff uns vorgenanten fursten und herren an andern brieffen, die vor datum disses brieffes gegebin weren, und an unsern rechten keinen schaden thun odir brengen ane alle geverde. Alle vorgeschribin rede, stugke, puenck und artikel globin wir vorgenanten fursten unser eyner dem andern in dissem brieffe bie unsern furstlichen ern, wyrden und truwen stete, feste und unvorbruchlichen zcu halden ane ergelist und geverde. Des zcu orkunde hat unser iczlicher sin ingesigel an dissen brieff lassen hengen- Und wir von gotis gnaden Heinrich zcu Brunswig und Luneburg herczog vorgnant bekennen, daz wir alle vorgeschribin stugke getedingit habin in aller masse, alz vor geschribin stet, und globin und reden bie unsern furstlichen eren, wirden und truwen umbe bete willen des obgenanten unsers swagers lantgraven Ludewiges den egnanten hern Frideriche, hern Wilhelme und hern Frideriche unser liebin sone, brudere und ohem, daz alle vorgeschribin stugke, puenck und artikel uff des vorgenanten unsers swagers lantgraven Ludewiges siiten gancz und stete sollen gehalden werden, und habin des unser insigel bie die iren an dissin brieff lassen hengin, der gegebin ist zcu Isennache noch Cristi geburte virczen hundert iar darnoch in den virczenden iare am fritage noch dem suntage, als man in der heilgin kirchen singet quasimodogeniti.
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Sprache des Originaltextes
deutsch
- Nachweise
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Ausstellungsort
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Aussteller
Thüringen, Landgrafen, Friedrich IV. der Friedfertige · Meißen, Markgrafen, Wilhelm II. der Reiche · Hessen, Landgrafen, Ludwig I. · Sachsen, Kurfürsten, Friedrich I. der Streitbare
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Siegler
Thüringen, Landgrafen, Friedrich IV. der Friedfertige · Meißen, Markgrafen, Wilhelm II. der Reiche · Hessen, Landgrafen, Ludwig I. · Sachsen, Kurfürsten, Friedrich I. der Streitbare · Braunschweig-Lüneburg, Herzöge, Heinrich der Milde
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Weitere Orte
Thüringen, Landgrafen · Meißen, Markgrafen · Braunschweig, Herzöge · Lüneburg, Herzöge · Mühlhausen · Kassel · Kassel, Bürgermeister · Gotha, Ratsmeister
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Sachbegriffe
Brüder · Herzöge · Markgrafen · Oheime · Schwäger · Schiedsrichter · Streitigkeiten, Beilegen von · Schiedstage · Schiedsgerichte, Einsetzen von · Obmänner · Gesandte · Schiedstage, persönliches Erscheinen bei · Gesandte, Anerkennung der Vollmacht von · Amtleute · Fehden, Beilegen von · Feinde · Gefangene, Auslösen von · Urfehden · Untertanen, Verantwortung für · Waffenruhe, nicht einhalten von · Schatzungen · Forderungen, gegenseitige · Schulden, Pfänden bei · Burgen · Schlösser · Raub · Brandstiftungen · Straftaten, Straftaten, Straftaten, Totschlag · Mord · Zinsen · Güter · Lehen · Lehensgerichte · Landfrieden · Friedebrüche · Bürgermeister · Ratsmeister
- Textgrundlage
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Stückangaben, Regest
UB Markgrafen Meißen 3
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Original
UB Markgrafen Meißen 3
- Zitierweise
- Landgrafen-Regesten online Nr. 8729 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/8729> (Stand: 09.11.2024)