Historisches Ortslexikon
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Linde in Abterode
Weitere Informationen
Abterode
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Ortsteil · 249 m über NN
Gemeinde Meißner, Werra-Meißner-Kreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
8,5 km nordwestlich von Eschwege gelegen
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf an den Ostausläufern des Meißners mit regelhaftem Grundriß und enger Bebauung südöstlich des zur Berka fließenden Kupferbaches. Alter Dorfkern rings um die Kirche in zentraler, erhöhter Lage. Frühneuzeitliche Siedlungsentwicklung nach Südosten im Bereich der Bergfreiheit. Jüngere Entwicklung entlang der Landesstraßen L 3241, L 3243 und L 3335 die im Ort aufeinandertreffen.
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Ersterwähnung:
876
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Vorbemerkung Historische Namensformen:
Mit Gockel, Die urkundliche Überlieferung des Klosters Fulda zu Thüringen in der Karolingerzeit, S. 128, 140-141, 184-185, ist das 876 genannte Rod mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Abterode gleichzusetzen
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Historische Namensformen:
- Rod; Ród (876) [Kop. 10. Jahrhundert MGH DD LdD, S. 238-241, Nr. 170; Fälschung 11. Jahrhundert MGH DD LdD, S. 267-271, Nr. 185; HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 40; Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, fol. 38r+v, S. 60-63, hier S. 61]
- Abbetrot, de (11. Jahrhundert) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, fol. 173ra, S. 317]
- Abbetrode, e (1015-1025) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, fol. 137r, S. 259 (32)]
- Abbetrode, De; Abbetesrode, In (1015-1025) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, fol. 140r, S. 265 (62)]
- Abbetesrode; Apterode (1076) [Kopiar 17. Jahrhundert Schannat, Dioecesis Fuldensis, Nr. 3, S. 91-92]
- Abbetrode, De (12. Jahrhundert) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, fol. 147r, S. 280 (13)]
- Appederode, de (1253) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 345, Nr. 883]
- Apterod, de (1262) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 348-349, Nr. 891]
- Apenrode; Appinrode (1297) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 1, S. 37, Nr. 40]
- Aptherode, zcu (1359) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 1, S. 74, Nr. 71 = Landgrafen-Regesten online Nr. 10959]
- Apterode, infra (1376) [Thomas Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 41 (49)]
- Ebirteraide (1492) [Landgrafen-Regesten online Nr. 4929]
- Apteroide (1498) [HStAM Bestand S Nr. 236]
- Apterode (1534) [HStAM Bestand 3 Nr. 360; Friedrich Küch, Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Großmüthigen von Hessen, Württembergischer Zug, S. 221, Nr. 360]
- Apteroda (1585) [Der ökonomische Staat, S. 78]
- Apterode (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 10]
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1077)
- Dorf (1498)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Umlegung der Flur:
1925
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Älteste Gemarkungskarte:
1747
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3565682, 5675426
UTM: 32 U 565582 5673595
WGS84: 51.209986° N, 9.938874° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
636008010
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 570, davon 415 Acker (= 72.81 %), 50 Wiesen (= 8.77 %), 0,2 Holzungen (= 0.00 %)
- 1961 (Hektar): 570, davon 28 Wald (= 4.91 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1498: 30 Häuser (Bilsteiner Salbuch)
- 1585: 72 Haushaltungen, dazu die sogenannte Freiheit mit 28 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 171 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1750: 1 Feldscherer, 14 Leinweber, 2 Schlosser, 1 Schuster, 8 Schweinehändler, 3 Branntweinbrenner, 4 Bäcker, 1 Wirt, 22 Tagelöhner, 12 Ackerleute, 1 Wagner, 2 Schreiner, 1 Maurer, 1 Bruchschneider, 12 Schneider, 4 Schmiede, 1 Zimmermann, 4 Metzger, 4 Branntweinschenker, 4 Müller, 2 Böttner, 8 einzelne Weibspersonen, 14 Fuhrleute, 1 Papiermacher, 1 Drechsler
- 1885: 997, davon 807 evangelisch (= 80.94 %), 7 katholisch (= 0.70 %), 183 Juden (= 18.36 %)
- 1961: 1090, davon 892 evangelisch (= 81.83 %), 175 katholisch (= 16.06 %)
- 1970: 1068 Einwohner
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 15. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Amt/Gericht Bilstein
- 1498: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Bilstein
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gerichtsstuhl Abterode
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen, Amt Beilstein (Bilstein)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Abterode
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bilstein
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
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Altkreis:
Eschwege
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Gericht:
- 1822: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Bilstein (Sitz in Abterode)
- 1834: Justizamt Abterode
- 1867: Amtsgericht Abterode
- 1879: Amtsgericht Abterode
- 1932: Amtsgericht Eschwege
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Herrschaft:
Die Zent Abterode enthielt die sonst zum Gericht Bilstein gerechneten Dörfer außer Orferode und der Wüstung Welferode, dagegen aber zusätzlich Niddawitzhausen und Eichenberg.
Spätestens im 13. Jahrhundert gelangen die Grafen von Bilstein in den Besitz von Gütern und Einkünften in Abterode. Mit der Übernahme herrschaftlicher Rechte der Grafen von Bilstein gelingt es den Landgrafen von Hessen seit Anfang des 14. Jahrhunderts, sich herrschaftlich in Abterode festzusetzen. Sie geben Lehnsgüter u.a. an die vom Berge und von Keudel aus. 1537/38 erhält der hessische Statthalter Rudolf Schenk zu Schweinsberg von seinem Vetter, dem Fuldaer Abt Philipp Schenk zu Schweinsberg, die Abteröder Propstei und wandelt sie in eine evangelische Pfarrrei und Schule um.
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Gemeindeentwicklung:
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Meißner zusammengeschlossen, deren Ortsteil und Gemeindeverwaltungssitz Abterode seitdem ist.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Ursprünglich wichtigster Grundherr in Abterode ist das Kloster Fulda. Zur Villikation gehören im 12. Jahrhundert 7 Territorien, 50 Halbfreien(-Hufen), insgesamt 78 andere Hufen und 80 Kolonen, 30 Hofhörige, 53 Slawen,Weinberge zu 6 Fuder (Ertrag), 10 Mühlen; 7 Kleriker haben 7 Kirchen mit den zugehörigen Hufen und dem Zehnt.
- 1305 überlässt der Ritter Ludwig genannt von Altenburg (Aldinbůrg) mit Einwilligung seiner Gattin Elisabeth dem Landgraf Heinrich und dessen Sohne, dem Junker Johann, zu ewigem Eigen alle seine Güter im Dorf Abterode.
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Zehntverhältnisse:
Im Streit zwischen Erzbischof Liutbert von Mainz und Abt Sigihard von Fulda über die Zehnten in Thüringen weist König Ludwig der Deutsche 876 u.a. den zu Abterode dem Kloster zu.
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- plebanus (1253). Das Verhältnis zur Propstei ist ungeklärt.
- Ehemalige dreischiffige Klosterkirche (Säulenbasilika) 1867 abgebrochen und 1867/68 durch historisierenden Neubau ersetzt
- Vgl. auch Obernkirchen
- St. Antoniuskirche im Osten von Abterode 1953 errichtet
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Patrozinien:
- Vincentius (1076)
- Bonifatius (1498)
- Antonius von Padua
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Pfarrzugehörigkeit:
Die Umwandlung der Propstei in eine evangelische Pfarrei erfolgte vergleichsweise spät 1543 oder 1544.
1585 gehören Vockerode und vermutlich auch Wellingerode zum Kirchspiel Abterode. 1872 und 1994 werden diese als Filialen genannt.
Katholische Pfarrer seit 1947
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Patronat:
Ursprüngliche Besetzung der Pfarrei durch den Propst, seit der Reformation durch den Landgrafen von Hessen.
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Klöster:
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Bekenntniswechsel:
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Christoph Thiele 1542(1537?)-1544
Die Reformation wurde möglicherweise bereits unter Nikolaus Junghans, Pfarrer von ca. 1499-1537, eingeführt.
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Kirchliche Mittelbehörden:
1262: Mainzisches Archidiakonat Heiligenstadt, Archipresbyterat Niederhone
15. Jahrhundert: Archidiakonat Heiligenstadt
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Juden:
Provinzial-Rabbinat Kassel; Germerode und Vockerode angeschlossen
Statistik: 1812: 53 Familien; 1835: 234; 1861: 158; 1905: 167; 1932/33: 93 Juden (10,94% der Gesamtbevölkerung); 1933: 80 (9,4% der Gesamtbevölkerung); 1939: 31; 1940: 10 Juden.
Im 17. Jahrhundert existierte eine größere jüdische Gemeinde im Ort. Zwischen 1700 und 1744 war sie die größte jüdische Gemeinde Niederhessens. Nach 1933 verließen viele Juden den Ort, insgesamt erfolgten 97 Abmeldungen. Die Gemeinde bestand bis 1938/41. 1941 lebten vermutlich keine Juden mehr im Ort. (alemannia-judaica)
Die Synagoge wurde erbaut um 1870. Nach 1945 diente das Gebäude als Lagerraum für Futtermittel.
Die Israelitische Elementarschule bestand seit ca. 1840. In den 1890er Jahren Höchstzahl an Schulkindern; danach sind die Zahlen rückläufig. Die Schule wird zum 1.1 1934 aufgelöst. Im Dezember 1937 ist nur noch als Privatschule geöffnet, 1938 sind 9 Schulkinder im Ort.
Die jüdische Bevölkerung arbeitete meist als Händler, aber auch einige im Handwerk.
Genutzt wurde der Friedhof vor Ort auch von Frankershausen, Germerode sowie Vockerode. Gelegen war er an der Rehbergstraße süwdwestlich, 200 Meter vom Ortsrand entfernt, mit der Belegzeit 1659-1936. (Vgl. alemannia-judaica)
- Kultur ↑
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Schulen:
Schuldiener: Burkhard Hildebrand 1586; 1910 Volksschule mit zwei Klassen
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Wirtschaft:
Wichtigster Erwerbszweig ist zunächst die Landwirtschaft, seit dem 15./16. Jahrhundert auch die Leinenweberei und der Kupferbergbau. Vgl. Grube Gustav und Bergfreiheit
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Mühlen:
Neben der Dammühle gab es im Dorf noch die Hafermühle und die Schulmühle, deren oberschlägige Mahlgänge bereits 1750 vom Wasser des Kupferbaches angetrieben wurden. Die Hafermühle stellte ihren Betrieb nach 1945 ein, die Schulmühle vermutlich schon vor 1914.
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Gockel, Die urkundliche Überlieferung des Klosters Fulda zu Thüringen in der Karolingerzeit, S. 128, 140-141, 184-185
- Eckhardt, Ersterwähnungen, S. 15-23
- 900 Jahre Meißner-Abterode. 1076 - 1976
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis, Bd. I: Altkreis Eschwege, S. 244-256
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 1 (Dorf und Zent)
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 244-256
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 479
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 25, S. 419
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933. Herausgegeben von der Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden, S. 170
- Zitierweise ↑
- „Abterode, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5145> (Stand: 25.9.2024)