Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Medieval Glass Paintings in Hessen

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Krönung/Inthronisation Mariä mit den Hll. Petrus und Wigbert (Ober-Ingelheim · Burgkirche)

Ober-Ingelheim · BurgkircheChorfenster I
Basic Data | Katalog | Indices | Illustrations
Basic Data
ID:

133-1-02-02

Volume:

III/1

Katalog Seite(n):

243

Nr.:

4-7a-d

Title:

Krönung/Inthronisation Mariä mit den Hll. Petrus und Wigbert (Ober-Ingelheim · Burgkirche)

Annotation:

H./B. (einschließlich der neuen Messingrahmen): 4a: 73,6/43,2 cm;

4b: 74/43 cm; 4c: 73,5/43,9 cm; 4d: 73,5/43,2 cm; 5a: 73,5/43,2 cm; 5b: 74/43 cm; 5c: 74/43,9 cm; 5d: 74,5/43 cm; 6a: 76/43 cm; 6b: 75/43,1 cm; 6c: 75,1/43,9 cm; 6d: 75/43 cm; 7a: 23/39,5 cm; 7b: 23,3/40,2 cm; 7c: 23,4/38,9 cm; 7d: 24,5/41 cm.

Dating:

um 1404

Zuordnung:

Ober-Ingelheim · Burgkirche » Chorfenster I

Katalog

Inschrift:

In 6a auf dem Spruchband des Propheten die komplett neue Inschrift: <+ Justus · ex · fide · vivit> (nach Rm 1,17). In 5a ist noch ein originaler Inschriftenrest in gotischer Minuskel zu lesen: abalienati · su(n)t. Nachgewiesenermaßen lautete der Vers in 5/6a einmal vollständig: · s(an)c(tu)m · isr(ahe)l · abalienati · su(n)t (Fig. 153). Es handelte sich folglich um einen Vers des Propheten Isaias (Is 1,4), der bei der Restaurierung des Fensters im Jahr 1956 eliminiert wurde. In 5/6d stehen auf dem Spruchband der weiblichen Figur heute die Worte: <Fides · per · charitatem · operatur · +> (nach Gal 5,6). Vor der Restaurie-rung stand in 6d, wiederum in gotischer Minuskel, der Inschriftenrest Iob factus (Fig. 153), ein in einzelnen Ausgaben der Biblia pauperum der alttestamentlichen Figur des Job in den Mund gelegtes Wort des Propheten Jeremias (Ier 20,7 oder Lam 3,14)<fn>71#Näheres hierzu s. S. 236</fn>. In 6d an der Decke der Tabernakelbekrönung zudem ausradiert die Inschrift: A Domini / 1956 / restauriert / durch Heinz Hindorf / in der Werkstatt Münch, Gr. Umstadt.

Erhaltung:

Siehe hierzu grundsätzlich die Bemerkungen zu 1–3a–d. Größere zusammenhängende Partien mit originalem Glasbestand weisen insbesondere die Felder 4a und 4d, ferner 5b/c und 6d auf. Dort, wie auch in 6b, finden sich am oberen Rand mehrere Sprünge. Punktueller oder bereits flächig sich ausbreitender Lochfraß ist hier auch auf roten, violetten und grünen Glasstücken zu beobachten. Die Ergänzungen stammen größtenteils von 1956; in Randstreifen und unbemalten gelben und weißen Teilen der Architektur finden sich auch Ergänzungen des 19. Jh. und von 2002 (Kopfscheiben). Bei der letzten Restaurierung erhielt der vormals grelle Kopf Christi ein Deckglas, um ihn der Umgebung farblich besser anzupassen.

Ikonographie:

Anders als die Anbetung der Könige basiert die Darstellung der Krönung Mariä und deren Inthronisation als Himmelskönigin nicht auf einer biblischen oder legendarischen Erzählung, vielmehr ist sie im Zusammenhang mit der zunehmenden Bedeutung und Verehrung Mariens im 12./13. Jh. aus liturgischen Texten und Gesängen zur Verherrlichung der Gottesmutter hervorgegangen. Hier ist der hieratische Bildtyp der Inthronisation dargestellt: Maria und Christus sitzen nebeneinander und gekrönt auf einem Thron; Christus hält, Maria zugewandt, seine Rechte segnend erhoben, während Maria andächtig den Segen empfängt72. Zwei Heilige – links Petrus mit Schlüssel und Buch, rechts Wigbert mit Kirchenmodell und Abtsstab73 – stehen seitlich in Tabernakeln, in deren Bekrönungen zwei fälschlich in ein Stifterpaar verwandelte Halbfiguren mit Spruchbändern erscheinen (s. Reg. Nr. 51, Kap. 6), ursprünglich Isaias und Job; über Maria und Christus sind zudem musizierende Engel zu sehen. Im Kontext der Kunst um 1400 am Mittelrhein begegnet der Bildtyp der Inthronisation bereits am Retabel der Stadtkirche in Schotten, um 1380/90; vielleicht war er auch auf der verdeckten Mitteltafel des etwas jüngeren Retabels der Karmeliter-Klosterkirche in Mainz dargestellt74. Dass aber auch das Freuden-Marien-Fenster im Ulmer Münster diesen – durchaus verbreiteten – Bildtyp zeigt (Fig. 163), sei hinsichtlich der oben geführten Diskussion ausdrücklich erwähnt.

Farbigkeit:

In der Architektur kehren die gleichen Farben wie in 1–3a–d wieder, bei Weiß und Gelb in gewechselter Ordnung, sodass Krabben, Zinnen und Halbgeschosse von der fünften Zeile an aufwärts in lichtem Weiß gestaltet sind; die Thronbank für Maria und Christus ist gelb. Die Hintergründe, wiederum mit separat eingesetzten hellen Punkten, sind rot und blau (4/5b/c) bzw. violett (6/7a+d). Von Maria abgesehen, die über einem blauen Gewand einen weißen, violett gefütterten Mantel trägt, erscheinen alle Figuren in gedämpft farbigen Gewändern: Christus in grünem Gewand und blauem, vormals hellviolett gefüttertem Mantel; Petrus in violetter Tunika und einst hell graublauem, rot gefüttertem Pallium; der Hl. Wigbert mit Alba, moosgrüner Dalmatik und ursprünglich violetter Kasel; die erhaltenen Inkarnatpartien sind wiederum bräunlich; die Nimben graublau (Maria, Hl. Wigbert) bzw. grün (Christus). An den Händen Mariens nervös-flüchtige Ausradierungen aus dem in Resten erhaltenen Halbton.

Bildnachweis:

CVMA G 8730–8742, Großdia G III 76–83 (4/5a–d)

Indices
Iconclass:

11F = the Virgin Mary · 11H(PETER) = the apostle Peter, first bishop of Rome; possible attributes: book, cock, (upturned) cross, (triple) crozier, fish, key, scroll, ship, tiara

Keywords:

Inschriften · Minuskeln, gotische · Kronen · Schlüssel · Bücher · Kirchen · Abtsstäbe · Tabernakelbekrönungen · Engel · Krabben · Thronbänke · Nimben · Gewänder, liturgische

Persons:

Jesus Christus · Maria <von Nazareth> · Petrus <Apostel> · Wigbert

Illustrations

Picture Credits

  1. Krönung bzw. Inthronisation Mariä. Ulm, Münster, Chor s III, 12-16a-d. Ulm, um 1410/15 – CVMA Band III/1, S. 237 Fig. 163.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
  2. Krönung/Inthronisation Mariä mit den Hll. Petrus und Wigbert: ES [= Erhaltungsschema] Chor I, 4-7a-d – CVMA Band III/1, S. 242 Fig. 168.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rainer Wohlrabe)
  3. Krönung/Inthronisation Mariä mit den Hll. Petrus und Wigbert. Ober-Ingelheim, Burgkirche, Chor I, 4/5a-d (Zustand 1991). Mittelrhein (Mainz?), um 1404 – CVMA Band III/1, S. 235 Fig. 161.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
  4. Elias' Himmelfahrt. Mainz, Karmeliterkirche, ehem. Sakristei. Mainz, um 1410/20 – CVMA Band III/1, S. 238 Fig. 164.
    © Clemen 1930.

Chorfenster I: weitere Scheiben

Recommended Citation
„Krönung/Inthronisation Mariä mit den Hll. Petrus und Wigbert (Ober-Ingelheim · Burgkirche)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/133-1-02-02> (aufgerufen am 11.05.2024)