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Hessian Biography

Portrait

Eckhard von Röhrenfurth
(belegt 1394–1433)

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Röhrenfurth, Eckhard von [ID = 22139]

† 1433, belegt 1.4.1394
Ritter, Burgmann, Marschall, Oberster Marschall, Amtmann, Oberster Amtmann, Erbmarschall, Landvogt, Rat, Schiedsmann, Hauptmann
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  • Schöneberg, Jutta von, Tochter von Heinrich von Schöneberg, Amtmann und dessen Frau Maria von Büren

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Life

Ritter1, Burgmann zu Melsungen 1394 April 12, Marschall zu Kassel 1398 November 203, 1399 Juni 294, oberster Marschall 1401 Oktober 125, Marschall zu Hessen 1404 August 256. Amtmann der Grafen von Waldeck 14097, möglicherweise bedingt durch Entfremdung zwischen Eckhard und Landgraf Hermann8. 1413 September 20 bekennt Landgraf Ludwig I., den Brüdern Eckhard und Friedrich von Röhrenfurth 1000 fl. für Verluste durch Gefangenschaft, Schatzung und Pferdeverluste im Dienst Landgraf Hermanns zu schulden und verspricht unter Geiselstellung diesen Betrag am kommenden Osterfest zu zahlen9. Während der Minderjährigkeit Landgraf Ludwigs I. ist Eckhard wieder als Marschall nachweisbar 1413 November 710, 1415 Mai 1211, oberster Amtmann im Fürstentum 1416 Juni 512, 1418 April 613. 1418 Februar 28 bekundet Landgraf Ludwig, daß er in seinem 16. Lebensjahre von selbst erkannt und die getreuen Dienste bedacht hat, die ihm die Brüder Eckhard und Friedrich von Röhrenfurth, seine Amtleute und lieben Getreuen, während seiner Kindheit geleistet, indem sie Land und Leute ernstlich und redlich bestanden und verantwortet und ihr Bestes getan haben14, so daß er sie nun mit Rat und Wissen seiner beiden Schwestern, der Herzoginnen Margarethe und Agnes von Braunschweig, mit dem Erbmarschallamt und seinen Gerechtsamen und Nutzungen belehnt, wie es die von Eisenbach vom Fürstentum zu Lehen tragen und jetzt noch Rörich von Eisenbach innehat, dem aber leibliche Lehnserben versagt sind. Sie sollen das Amt zunächst da ausüben, wo Herr Rörich nicht kann, und es nach seinem Tode als Lehen des Fürstentums innehaben15. 1421 August begleitet Eckhard den Landgrafen auf seinem Zuge gegen die Hussiten nach Böhmen16. 1422 April 18 erhalten die Brüder Eckhard und Friedrich nach dem Verzicht Rörichs von Eisenbach wegen ihrer wiederum ausdrücklich betonten hervorragenden Verdienste das Erbmarschallamt17. Obwohl beide Brüder als Erbmarschälle bezeichnet werden18, war die führende Persönlichkeit Eckhard19. Er wird häufig außer Erbmarschall auch Landvogt, bzw. Landvogt zu Hessen genannt, so 1417 März 1720, 1418 August 24 (als Schiedsmann in der Sühne zwischen Landgraf Ludwig und den Grafen Johann und Gottfried von Ziegenhain einer- und Ritter Rörich von Eisenbach andererseits)21, 1422 Mai 322, 1430 Mai 1023, 1432 März 1024. 1423 Juli 22 gehört er zu den Vermittlern der Sühne zwischen Landgraf Ludwig, dem Abt und der Stadt Hersfeld25; vielleicht schon 1423, sicher 1425 Juli ist er Pfandinhaber des Schultheißenamtes in Hersfeld26. Heimlicher Landgraf Ludwigs 1425 September 427, 1428 November 728, 1430 Oktober 2229, 1427 Dezember 28 gehört er zu den Vermittlern der Sühne Landgraf Ludwigs zwischen seiner Schwester Agnes und deren Mann Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg30, 1428 August 22 zu den Vermittlern des Vergleichs Landgraf Ludwigs unter den Braunschweig-Lüneburger Herzögen31. Im Oktober 1428 verpflichtet sich Eckhard für drei Jahre als Hauptmann der Stadt Hersfeld und gibt im gleichen Jahr das Hersfelder Schultheißenamt auf32. 1429 Dezember 17 einigen sich Eckhard, seine Frau Jutta, Tochter des † obersten Amtmannes Heinrich von Schöneberg33, und dessen Witwe Maria [von Büren] mit Landgraf Ludwig wegen der Übernahme des Pfandbetrages durch Eckhard, den die gen. von Schöneberg an Trendelburg und Immenhausen, dem Reinhardswald und der Sababurg haben, der ihm z. T. als Mitgift für Jutta übertragen worden ist34. 1430 Oktober 15 führt er als Landvogt eine Gruppe der obersten hessischen Amtsträger, die zwischen Stadt und Stift Hersfeld vermitteln35. Schließlich ist Eckhard entscheidend am Zustandekommen der Eheberedung zwischen Landgraf Ludwig und Anna, der Tochter des Kurfürsten Friedrich I. von Sachsen, von 1431 Oktober 22 beteiligt und der damit verbundenen Erneuerung der hessisch-sächsischen Erbverbrüderung von 1373, die im Juni 1433 zum Rückfall der wichtigen Werrastädte Eschwege, Sontra und Wanfried führten, die Landgraf Hermann im Kriege mit Mainz und dessen Verbündeten 1385 verloren hatte36. Mit diesen Erfolgen kulminierte die Politik Röhrenfurths, der noch im gleichen Jahr 1433 starb37. Er war „der eigentliche Leiter der hessischen Politik und einflußreichste Persönlichkeit in Hessen während der ersten Jahrzehnte nach dem Thronwechsel [von Landgraf Hermann zu Landgraf Ludwig I.], in dem sich vorsichtige Berechnung und Klugheit mit Energie und rastlosem Tätigkeitstriebe vereinigten“38.


  1. Küch, Landgraf Ludwig I. (ZHG 43, 1909) S. 195 Anm. 2 schließt aus dem Wechsel der Titel von Junker zu Herr, daß Eckhard zwischen 1423 Juni 6 und 1424 April 7 Ritter geworden ist. – Zu Eckhard ist auch zu vergleichen: Landau, Ritterburgen IV S. 7 ff.
  2. Urkk., Stadtarchiv Melsungen. – Auch in seinen letzten Lebensjahren hatte Röhrenfurth seinen Wohnsitz in Melsungen (vgl. Küch a.a.O. S. 231 Nr. 317 und S. 248 Nr. 472).
  3. Urkk., Gen.-Rep. Almerode.
  4. Kopiar 2 Nr. 19.
  5. Küch, Landgraf Hermann II. (ZHG 29, 1894) S. 161 Nr. 38.
  6. Ebd. S. 207 Nr. 360.
  7. Küch, Landgraf Ludwig I. (ZHG 43, 1909) S. 159 Anm. 3. Dort handelt Küch auch ausführlicher über die Rolle, die Eckhard in der waldeckisch-mainzisch-hessischen Politik der Jahre 1420–1422 spielte.
  8. Das möchte ich daraus schließen, daß Eckhard bis zum Tode Landgraf Hermanns aus den hessischen Quellen verschwindet, daß Röhrenfurth ein waldeckisches Amt übernahm und daß er offenbar keine ausreichende Schadensregelung unter Landgraf Hermann erreichte, sondern erst unter seinem Nachfolger. Es ist zudem möglich, daß er bei der Befreiung aus seiner Gefangenschaft die hessischen Dienste aufsagen mußte; jedoch ist über diese Gefangenschaft nichts Näheres bekannt.
  9. Kopiar 4 Nr. 260.
  10. Gundlach zitiert die Felsberger Schultheißenrechnung von 1413. – Vgl. auch Wolf von Wolfershausen Anm. 5.
  11. Kopiar 4 Nr. 66. 1
  12. Gundlach II Nr. 8. In dieser Eigenschaft gehört er der Kommission an, die die Rechnungslegung des Homberger Amtmanns Erbe von Uffhausen 1416 Juni 8 entgegennimmt (Rechn. I, Homberg/O. 67/32 Bl. 1).
  13. Urkk., Samtarchiv Nachtr. 2, 115.
  14. Diese besondere Danksagungs- und Anerkennungsformel für die dem Landgraf Ludwig seit seines Vaters Tod geleisteten hervorragenden Dienste findet sich von jetzt an auch in anderen Urkunden für die Brüder (vgl. Becker, die Riedesel II Nrr. 388, 393, 396, 397). Als Eckhard 1425 September 4 als Erbmarschall und Landvogt dem Landgrafen Rechnung legt, quittiert dieser mit der ungewöhnlichen Wendung: und wir danken ym eyner redelichen, guden rechnunge (Becker, Die Riedesel II Nr. 407).
  15. Kopiar 4 Nr. 560. – Kuchenbecker, Erbhofämter, Beweistümer Lit. G. G. – ders, Analecta IX S. 213 ff.
  16. Küch, Hussiten (ZHG 45, 1911) S. 279, 286.
  17. Becker, Die Riedesel I S. 127; II Nr. 390.
  18. So noch 1429 März 28 (Becker, Die Riedesel II Nr. 436).
  19. Küch, Landgraf Ludwig I. (ZHG 43, 1909) S. 147 ff. würdigt eingehend die überragenden politischen Leistungen Eckhards..
  20. Posse, Codex Dipl. Saxoniae I B 3 Nr. 455.
  21. Kopiar 4 Nr. 381.
  22. Rechn. I, Frankenberg (48/1 Bl. 1). Ebd. Bl. 4v. wird sein Knecht Heidenreich genannt.
  23. Urkk., Kloster Kappel: Landvogt zu Hessen und Erbmarschall.
  24. Becker, Die Riedesel II Nr. 474.
  25. Kopiar 4 Nr. 525.
  26. K. U. Jäschke, Ein Hersfelder Stadtbuch aus dem Jahre 1431 (Archiv für Diplomatik 13, 1967) S. 382 ff.
  27. Becker, Die Riedesel II Nr. 407.
  28. StadtA. Wetzlar II, 30.
  29. Urkk., Familien: Hund.
  30. Urkk., Samtarchiv Schubl. 52 Nr. 24.
  31. StA. Hannover, Celle Or. Des. 6, Sch. 5, Kaps. 7 Nr. 11.
  32. Siehe Anm. 26.
  33. Kuchenbecker, Erbhofämter S. 55. – Küch, Ludwig I. (ZHG 43, 1909) S. 169 Anm. 3. – Schwiegersohn Eckhards war der Landvogt Hermann Riedesel, der mit Margarethe von Schöneberg seit 1419 verheiratet war (Becker, Die Riedesel I. S. 110).
  34. Urkk., Gen.-Rep. Trendelburg,
  35. Küch, Landgraf Ludwig I. (ZHG 43, 1909) S. 210 Nr. 95.
  36. Ebd. S. 169 ff. mit den Einzelbelegen.
  37. Becker, die Riedesel I S. 136.
  38. Küch, Landgraf Ludwig I. (ZHG 43, 1909) S. 151.
Citation
„Röhrenfurth, Eckhard von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/bio/id/22139> (Stand: 22.2.2024)