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Hessian Biography

Portrait

Johann der Jüngere Schenk zu Schweinsberg
(belegt 1467–1506)

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Schenk zu Schweinsberg, Johann der Jüngere [ID = 22343]

† 1506, belegt 8.6.1467
Ritter, Amtmann, Hauptmann, Rat, Marschall, Landvogt, Statthalter
Other Names | Activity | Family Members | References | Life | Citation
Family Members

Father:

Schenk zu Schweinsberg, Guntram, † 1463, kurmainzischer Amtmann, hessischer Rat

Mother:

Weise von Fauerbach, Else

Partner(s):

  • Schlitz gen. von Görtz, Margarethe von, † 1503, Tochter des Stamme v. Schlitz gen. v. Görtz und der Katharina geb. v. Thüngen

Relatives:

References

Sources:

Bibliography:

Life

Schenk zu Schweinsberg, Johann der Jüngere1. Ritter, Amtmann zu Kirchhain 1467 Juni 82. 1472 Juni 6 weist Landgraf Hermann die ihm auf die beiden Städte Grünberg und Nidda lebenslänglich verschriebenen 310 fl. für 3 Jahre zur Abtragung seiner Schulden bei Schenk an3. Er ist Hauptmann der hessischen Hilfstruppen, die Landgraf Heinrich III. im April 1473 seinem Bruder Hermann in Köln im Kampf mit Karl dem Kühnen von Burgund in der Neußer Fehde zu Hilfe schickt4. Marschall Landgraf Heinrichs 1473 Mai 225 bis zu dessen Tode und auch während der Regierungszeit Landgraf Wilhelms III. bis zum Jahr 1499. Als hessischer Marschall führt er 1478 März 8 den gefangenen Erzbischof Ruprecht von Köln, Pfalzgrafen, auf den Blankenstein ins Gefängnis6. 1479 Mai 15 erscheint er unter den von Landgraf Heinrich III. als Vormund der Landgrafen Wilhelm I. und Wilhelm II. eingesetzten „Anwälten“ in Kassel7 und gehört von 1483 bis 1489 zu den Statthaltern, die für den unmündigen Landgraf Wilhelm II. im Auftrag Erzbischof Hermanns von Köln die Regierung führen8. Dabei spielt er neben Hans von Dörnberg die Hauptrolle, nicht nur im militärischen, sondern auch im politischen Bereich, wie die Quellen eindeutig erkennen lassen9. Er wohnt seit 1481 auf dem Hermannstein, den er damals mit 1000 fl. von der Witwe Ludwigs von Mudersbach einlöst10. Da jedoch die Grafen von Solms ebenfalls Ansprüche auf den Hermannstein erheben, läßt Johann die Burg Schweinsberg seit 1482 durch den landgräflichen Baumeister Hans Jakob von Ettlingen ausbauen11, Mit landgräflicher Hilfe behauptet Johann den Hermannstein, denn 1485 August 20 erneuert Landgraf Wilhelm III. die Belehnung Johanns mit Schloß und Amt Hermannstein und gestattet ihm, zu dem ihm vom Vormund des Landgrafen, Erzbischof Hermann von Köln, bereits bewilligten 1200 fl. noch weitere 800 fl. an dem Schlosse zu verbauen, und verspricht, diese Summe mit den von seinem † Vater verschriebenen 2000 fl., insgesamt 4000 fl., nach erreichter Volljährigkeit einzulösen, was Erzbischof Hermann als Vormund am 7. September d. J. bestätigt12. Schließlich entscheidet Pfalzgraf Philipp den zwischen Hessen und Solms über Hermannstein schwebenden Streit 1489 März 25 dahin, daß Graf Otto von Solms dem landgräflichen Marschall und Rat das halbe Schloß Hermannstein als Afterlehen auftragen muß13. Johann wird in diesem Jahr jedoch nicht nur hessischer, sondern auch erzbischöflich kölnischer14 und kurpfälzischer Rat genannt15. Als Marschall quittiert er 1491 November 19 und 1492 November 13 über 120 fl. Dienstgeld aus der Kellerei Butzbach16. 1494 Januar 6 quittiert er dem Landschreiber der Obergrafschaft über 150 fl., die ihm der Landgraf jährlich zu Weihnachten von einem Kapital von 3000 fl. schuldet17, das er ihm 1492 August 29 geliehen hat18. 1492 Oktober 1 verkauft Landgraf Wilhelm III. an Johann gegen ein Kapital von 900 fl. eine Rente von 45 fl. aus den Gefällen der Stadt Gießen19, 1494 April 4 leiht Johann dem Landgrafen weitere 848 fl., die dieser bis Martini zurückzuzahlen verspricht20 und 1494 Juni 17 bekundet Landgraf Wilhelm, daß Johann und der Hofmeister Hans von Dörnberg 1400 fl. für ihn verausgabt haben21, 1494 Dezember 30 nehmen der Marschall Johann Schenk, der Amtmann Gottfried von Cleen und der Rentmeister Balthasar Schrautenbach beim Rat zu Nürnberg 2800 fl. auf, die bis zum nächsten Peterstag zurückzuzahlen sind22. 1495 Dezember 3 sichert Landgraf Wilhelm III. dem Marschall, der Stadt Marburg und Kaspar von Berlepsch Schadloshaltung zu, weil sie sich gegenüber der verwitweten Gräfin Margarethe von Wittgenstein, geb. von Rodenbach, für eine Schuld von 3150 fl., rückzahlbar am 22. Februar 1497, verbürgt haben23. 1496 September 21 leiht Johann dem Landgrafen weitere 1000 fl., die dieser am kommenden 11. November zurückzuzahlen verspricht24, doch liegt von 1497 November 16 eine erneute Schuldanerkenntnis des Landgrafen vor mit dem Rückzahlungstermin zu 1498 Januar 1 auf fürstliche Ehre25. Als Rat und Marschall wird Johann in dieser Schuldanerkenntnis letztmals bezeichnet. 1499 November 25 wird er dann auf seine Bitte vom Marschallamt entlassen26 und von Landgraf Wilhelm III. 1499 November 27 auf vier Jahre zum Rat und Diener mit fünf reisigen Pferden und einem Troßknecht (drosserer) bestellt, ausgenommen gegen die Schlösser Schweinsberg, Vetzberg, Friedberg, Lindheim und Reifenberg27, deren Ganerbe er ist.Wenn er wegen seines Dienstes für den Landgrafen Lehen aufsagen muß, wird dieser nur Frieden schließen, wenn Johann seine Lehen zurückerhält; außerdem wird ihn der Landgraf für die Zeit des Verlustes entschädigen. Für seinen Dienst erhält er jährlich 150 fl. in zwei Raten zum 1. Mai und 11. November aus der Kellerei Butzbach, dazu die Hofkleidung und, wenn er bei Hofe ist, Futter, Mahl, Nagel und Eisen. Er darf auch anderen Herren dienen, aber nicht gegen den Landgrafen28. Die ihm damit verliehene Stellung wird dadurch charakterisiert, daß er 1500 September 3029 und 150130 Landvogt an der Lahn heißt. Im Augsburger Reichsabschied von 1500 September 10 wird er zu einem der sechs Beisitzer im Reichsregiment ernannt31. Rat Landgraf Wilhelms II. 1500 Oktober 3032 und 150233. Johann war Ritter vom Hl. Grabe34 und starb 150635. Er war verheiratet mit Margarethe von Schlitz gen. von Görtz, Tochter des Stamme von Schlitz gen. von Görtz und der Katharina geb. von Thüngen. Im Rahmen seines Geschlechtes wird ihm ein hervorragender Platz eingeräumt36, der ihm zweifellos auch in der hessischen Landespolitik des späten 15. Jahhunderts zukommt.


  1. Vgl. Schenk-Knetsch, Stammtafeln III/31 und in der Vorbemerkung zu den Stammtafeln. – Landau, Ritterburgen I S. 257 f. verwechselt ihn und wirft ihn mit Johann Schenk den Älteren zusammen, was hinsichtlich der Frankenberger Amtmannschaft auch Gundlach III S. 233 tut.
  2. Urkk., Deutscher Orden. Hier ausdrücklich der Jüngere genannt.
  3. Kopiar 5 Nr. 5 A6.
  4. Rechn. I, Driedorf (40/8 Bel.). Auch hier der Jüngere genannt und in der Driedorfer Rechn. I, (39/6 Bl. 4v.) als Marschall bezeichnet.
  5. Rechn. I, Driedorf (40/8 Bel.). Seine militärische Befähigung zeigt auch seine entscheidende Rolle in der Einbecker Fehde 1479 (Schilderungen bei Landau a.a.O. nach Wiegand Lauze).
  6. HStA. Wiesbaden Best. 171, C 1027 Bl. 160.
  7. Rechn. I, Spangenberg (99/7 Bel.). Er fungiert hier jedoch offenbar nicht als „Anwalt“, sondern als Marschall.
  8. 1483 Januar 13 war er von Landgraf Heinrich III. zusammen mit Erzbischof Hermann von Köln, dem Hofmeister Hans von Dörnberg, Volpert Schenk zu Schweinsberg, Amtmann zu Rheinfels, und dem Kanzler Johann Stein zum Vormund Landgraf Wilhelms III. eingesetzt worden (Urkk., Depositum von Dörnberg).
  9. Das ergibt sich insbesondere aus den außerordentlich häufigen Nachrichten der Rechnungen über seine Tätigkeit. Er war fast ständig unterwegs, oft auch im Ausland, etwa 1488 August 23: Er kam aus Flandern, wo er König Maximilian gegen die Aufständischen Hilfe geleistet hatte (Rechn. I, Driedorf 39/18 Bl. 8v., 13). Er war begleitet von 60 Berittenen, einer Anzahl Fußknechte und (Heer)Wagen (gezogen von 15 Pferden). – 1489 August reitet er zu Kaiser Friedrich III. nach Linz an der Donau (Rechn. I, Kasten 5 Nr. 23). – 1493 August wird er als Vertreter Landgraf Wilhelms III. zum Leichenbegängnis des Kaisers entsandt (Küch, Marburger Rechtsquellen II S. 375).
  10. Vgl. dazu Landau, Ritterburgen I S. 259 f.
  11. Vgl. Küch, Hans Jakob von Ettlingen (Hessenkunst 1921) und ausführlich R. Gutbier, Der landgräfliche Hofbaumeister Hans Jakob von Ettlingen (1973).
  12. Zimmermann, Zentralverwaltung S. 357.
  13. Kopiar 17 Nr. 62.
  14. So 1489 April 3 genannt (vgl. Diemar, Hessen und Köln MOHG NEF 8, 1899) S. 130 Nr. 399.
  15. Siehe Anm. 1.
  16. Rechn. I, Butzbach (35/5b Bel.).
  17. Rechn. I, Darmstadt Landschreiber (37a/6 Bel.).
  18. Kopiar 5 Nr. 2 A 6.
  19. Zimmermann, Zentralverwaltung 8.359.
  20. Ebd. S. 360.
  21. Ebd.
  22. Ebd.
  23. Küch, Marburger Rechtsquellen I Nr. 152.
  24. Kopiar 15 Nr. 18.
  25. Kopiar 15 Nr. 97. – Zu 1497 Mai 26 wird des Marschalls Knecht der bolelacke genannt (Rechn. I, Oberrosbach 86/2 Bl. 13); zu 1496 (Demandt, Rheinzollerbe Nr. 337) und 1500 April 17 sein Schreiber Arnold (Rechn. I, Marburg Kammerschreiber 7/25 Bl. 5v.).
  26. Das Repertorium I verzeichnet: Johans Schengken des marschalks verschribunge uber das marschalkampt mit dem Nachtrag: ist ime von geheiß myns an. h. widdergegeben Katherine a. etc. 99.
  27. Über die Rolle dieser Ganerbenburgen dieser Zeit vgl. K. E. Demandt, Die Reichsganerbschaft Lindheim in der Wetterau (HJL 6, 1956).
  28. Druck bei Gundlach II Nr. 16.
  29. Urkk., Familien: Schenck zu Schweinsberg,. Dorthin aus den Urkk., Gen-Rep. Willmannsdorf übertragen. Gundlach glaubt daher fälschlich, daß diese Angabe nur aus Buttlar, Stammtafeln stamme und daher irrig sei.
  30. Rechn. I, Marburg (77/3 Bl. 57).
  31. Senckenbergs Sammlung der Reichsabschiede 2, 84 (Gundlach).
  32. Kopiar L 4 Bl. 26.
  33. Vgl. Gundlach II Nr. 22.
  34. So Schenk-Knetsch, Stammtafeln III /31. – Vgl. dazu den Nachtrag zum Verzeichnis der Reliquien und Ablässe des Wetzlarer Stiftes von 1497 (Struck, Wetzlar Nr. 1172): de tunica domini; de sepulchro Christi; de sepulchro domini, quod apportavit hoc anno XCCIIII strenuus miles dominus Johannes Schenck in Sweinsberg.
  35. Siehe Anm. 1.
  36. In den Vorbemerkungen zu den Stammtafeln (vgl. Anm. 1) heißt es: „Ganz außergewöhnlich hervorragende Männer ...sind die Brüder Johann der Jüngere und Hermann [siehe dort]. Beide stehen noch als Typen des Rittertums alter Art mit den Füßen im Mittelalter und wachsen doch bereits mächtig in die neue Zeit hinein ... Die Brüder stehen am Ende einer langen Kulturentwicklung des ritterlichen Geschlechts, wie es in Hessen oder überhaupt in Mitteldeutschland erwachsen mußte, sind prächtige Typen des letzten Ritters aus dem Zeitalter Maximilians“.
Citation
„Schenk zu Schweinsberg, Johann der Jüngere“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/119013002> (Stand: 15.3.2024)