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Hessian Biography

Portrait

Dietrich von Cleen
(belegt 1488–1531)

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GND-ID

1074378083

Cleen, Dietrich von [ID = 21171]

† 7.1.1531, Begräbnisort: Weißenburg, belegt 1488
Statthalter, Komthur, Rat
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References

Sources:

Bibliography:

Life

1488 Statthalter, 1489 Komthur der Ballei Marburg des Deutschen Ordens1, sitzt im Kanzleigericht zu Marburg 1491 Juli 18 und noch 1494 September 112. Rat Landgraf Wilhelms II. 15013, 1506 April4. 1508 Februar 4 erklärt Landgraf Wilhelm II., daß er seinem Rat Dietrich von Cleen sein Testament in Verwahrung gegeben habe, es jetzt aber wieder zurückgenommen und damit nach unserer gelegenheit gehandelt [zu] haben5. Das muß das erste Testament des Landgrafen von 1506 August 11 gewesen sein, denn auch das zweite Testament Landgraf Wilhelms von 1508 Januar 29, das Cleen als erster besiegelt6, hat er eine Zeit lang verwahrt7, erklärt es aber gleichwohl in der Auseinandersetzung der hessischen Stände mit Landgräfin Anna der Jüngeren 1509 für ungültig und die darin zum Regieren Bestimmten als untauglich8. Er gehört zu den Regenten 1509 Juli 259 und besiegelt als Vertreter der Prälaten die Einung der hessischen Stände am Spieß von 1509 Juli 2910, erhält aber nicht dasselbe Amtsgeld von 200 fl. wie die anderen Regenten11. Auf dem Mühlhäuser Schiedstag zwischen der gestürzten Landgräfin Anna der Jüngeren und den Regenten im November 1509 wird die Position des Komthurs folgendermaßen charakterisiert: Der Landkomthur zu Marburg ist nicht sowohl Priester als Ritterbruder12 eines ritterlichen Ordens, ist wie der Hochmeister Inhaber des Blutbannes und zudem Freischöffe13. Den Huldigungseid, den die Regenten 1510 Dezember 7 den sächsischen Herzögen als Obervormünder Landgraf Philipps ablegen, legt er nicht ab14, ist zunächst jedoch noch mit den Regenten weiter tätig15. Diese versprechen ihm 1511 Juni 6, die 1000 fl., die er ihnen geliehen hat, bis zum 25. Juli zurückzuzahlen16. Da Cleen vom Landhofmeister Ludwig von Boyneburg aber nicht zu allen Entscheidungen herangezogen wird17, wendet er sich Ende 1513 der Partei seiner Widersacher unter Führung der Landgräfin Anna zu18 und wird in der von ihm mitbesiegelten Treysaer Einung19, die Landgräfin Anna 1514 Februar 10 mit den hessischen Ständen schließt20, zum Mitglied der Untersuchungskommission über eingebrachte Beschwerden der Untertanen bestimmt21 und erklärt gleichzeitig, daß er sein Amt als Regent niedergelegt hat22. Er wird stattdessen mitverordneter Rat der Landgräfin Anna und erhält als solcher jährlich 100 fl. Sold; es werden ihm vier reisige Pferde und ein Troßpferd gehalten, dazu Knecht und Knabe. Im landgräflichen Dienst erhält er Futter, Mahl, Nagel und Eisen und Ersatz erlittenen Schadens, dazu zwei Hofkleider jährlich und seinen Schlaftrunk. Wenn der Hof in Marburg ist, muß er Knecht und Pferde auf eigene Kosten versorgen23. Im Oktober/November 1514 begleitet er die Landgräfin Anna nach Innsbruck zum Kaiser24 und desgleichen 1515 nach Augsburg25 und ist noch 1515 August 29 als verordneter Rat für sie tätig26. Im gleichen Jahr wird er zum Deutschmeister gewählt und stirbt 1531 Januar 7 im Alter von 75 Jahren, begraben in Weißenburg27.


  1. Vgl. Albr. Eckhardt, Die Deutschordenskomture von Marburg und Frankfurt-Sachsenhausen als Burgmannen in Friedberg (HJL 20, 1970 S. 261).
  2. Gundlach III S. 129.
  3. Ebd.
  4. Kopiar 59 II Nr. 29.
  5. Kopiar L 5 Bl. 239.
  6. Glagau, Landtagsakten S. 13.
  7. 1509 beruft sich die Landgräfin Anna zum Zeugnis der Echtheit dieses Testamentes darauf, daß es der Landkomthur eine Zeit lang verwahrt hat (ebd. S. 62).
  8. Ebd. S. 60.
  9. Ebd. S. 29.
  10. Ebd. S. 31.
  11. Ebd. S. 117.
  12. Zur Unterscheidung von Ritter- und Priesterbrüdern vgl. Demandt, Verfremdung und Wiederkehr der Hl. Elisabeth (HJL 22, 1972).
  13. Glagau, Landtagsakten S. 65.
  14. Ebd. S. 130 Anm. 1.
  15. Ebd. S. 135 ff.
  16. Kopiar 16 Bl. 57v.
  17. Glagau, Landtagsakten S. 258, 274, 290.
  18. Ebd. S. 174 Anm.
  19. Ebd. S. 197.
  20. Ebd. S. 192 ff.
  21. Ebd. S. 194, 328.
  22. Ebd. S. 200.
  23. Ebd. S. 349.
  24. Rechn. I, Kassel Kammerschreiber (11/10 Bl. 34v.) und Kasten 18 Nr. 3.
  25. Ebd. 11/11 Bl. 48, wo der Kammerschreiber die Gesamtkosten der Reise mit Geschenken auf 1086 fl. 6 ½ alb. 1 d. beziffert. – 1515 April 12 hatte der landständische Ausschuß der Landgräfin, dem Landkomthur und dem Erbmarschall für die Verhandlungen mit dem Kaiser unbeschränkte Vollmacht erteilt (Glagau, Landtagsakten S. 440). Es handelte sich um den Vormundschaftsstreit über Landgraf Philipp zwischen seiner Mutter, der Landgräfin Anna, und den sächsischen Herzögen als Obervormündern (s. ebd. S. 442 ff).
  26. Landgräfin Anna und die mitverordneten Räte (darunter der Landkomthur Dietrich von Cleen) schließen mit Herzog Georg von Sachsen ein Militärbündnis (ebd. S. 464).
  27. Siehe Anm. 2.
Citation
„Cleen, Dietrich von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1074378083> (Stand: 8.1.2024)