Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Truppen in Amerika

Beschreibung

Die „Hessen in Amerika“ sind ein Thema der hessischen Geschichte, das in der breiteren Öffentlichkeit stets präsent geblieben ist. Schon Anfang der 1960er Jahre hatte der damalige Frankfurter Stadtarchivar Joachim Fischer begonnen, Daten und Informationen zu den Hanauischen Truppen im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1776-1783) zu sammeln. Die Historische Kommission hat dieses Material aus Fischers Nachlass vor wenigen Jahren durch Stephan Schwenke und Johannes Koenig in eine Excel-Tabelle einarbeiten lassen.

Im Vorfeld des 200. Jubiläums der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung begannen schließlich Eckhardt G. Franz und Otto Fröhlich ein Projekt an der Marburger Archivschule, das später von Inge Auerbach fortgesetzt wurde und in dessen Verlauf bis 1987 fast 90.000 Datensätze zu den ca. 30.000 Soldaten aus Hessen-Kassel, Waldeck und Hessen-Hanau erhoben und in sechs Bänden gedruckt publiziert wurden. In diesen Veröffentlichungen sind die Feldzugteilnehmer nach Regimentern bzw. Bataillonen geordnet und darunter wiederum alphabetisch nach den Nachnamen sortiert.

Das LAGIS-Modul HETRINA bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich mit den nach Amerika entsandten hessischen Soldaten zu befassen: woher stammten sie, welchen Einheiten gehörten sie an, wer fiel den Kriegshandlungen zum Opfer bzw. starb bereits auf dem Seeweg in die Neue Welt? Die Suche nach konkreten Personennamen ist ebenso möglich wie die Kombination verschiedener Merkmale. In zahlreichen Fällen lassen sich ganze "Karrieren" von Einzelpersonen rekonstruieren. Genauso ist es möglich, bestimmte Karriereschritte gezielt zu untersuchen und mit Ereignissen des Unabhängigkeitskriegs in Beziehung zu setzen. Zudem erlaubt es das Material, vom Einzelfall zu abstrahieren und Statistiken – etwa zu den Herkunftsorten und -regionen oder zur Altersstruktur – zu erstellen. Zu den besonderen Leistungen der Datenbank gehört, dass nicht nur die Benutzeroberfläche alternativ in deutscher oder englischer Sprache zur Verfügung steht, sondern dass auch die Angaben zu Dienstgraden und Dienstgradgruppen, der Art des Vorkommens (rekrutiert, verwundet, gefallen, befördert usw.) oder den Regimentern konsequent mehrsprachig geführt werden und entsprechend recherchierbar sind.

Danksagung

Großen Anteil an der Realisierung des LAGIS-Moduls HETRINA hat Stephan Giersch (Marburg). Er war es, der u.a. die für verschiedene Suchfunktionen erforderlichen Basisdaten recherchierte, darunter eine differenzierte Rangfolge der Dienstgrade, die alle Gruppierungen, also beispielsweise auch die Militärbeamten, das Sanitätspersonal oder die „Musiker“, einschließt. Auch die als weiterer Einstieg in das Modul dienende Zeitleiste und die mit ihr in Zusammenhang stehende Suchfunktion ist ganz wesentlich ihm zu verdanken.

Herzlicher Dank gebührt auch Herrn Thomas Blumenstein (Hessisch Lichtenau, thomasblumenstein<AT>gmx.de), der eine sehr umfangreiche Datenbank zu nordhessischen Kirchenbüchern unterhält und in zahlreichen Fällen unsicherer Zuordnungen wertvolle Hilfestellung leisten konnte. Seine Erschließung bisher unberücksichtigter Quellen zur Geschichte der hessischen Regimenter in Amerika - darunter die Monatlichen Listen des Artilleriekorps (HStAM Best. 15 Nr. 138) sowie die Verzeichnisse der in Amerika verstorbenen Unteroffiziere und Gemeinen und deren Nachlässe (HStAM Best. 4 h Nr. 4159) - konnte in den HETRINA-Datenbestand integriert werden.

Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen im Staatsarchiv Marburg, die ebenfalls in vielfältiger Weise an der Entstehung des LAGIS-Moduls beteiligt waren, war stets vorbildlich. Ihnen sei ebenso gedankt wie der Historischen Kommission für Hessen, die das Vorhaben nicht zuletzt finanziell unterstützte.

Kontakt

Stefan Aumann
Prof. Dr. Holger Gräf
Hessisches Institut für Landesgeschichte, Marburg