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4621 Wolfhagen
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Wolfhagen
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 14. Zierenberg
Fürstentum Waldeck und Pyrmont 1866

Weitere Informationen

Wolfhagen

Stadtteil · 280 m über NN
Gemeinde Wolfhagen, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

23 km westlich von Kassel

Lage und Verkehrslage:

Geschlossene Stadt mit regelhaftem rechteckigem Grundriss auf einem von Nordosten nach Südwesten verlaufenden Höhenrücken bzw. Bergkegel über dem Dusetal. Zwei Hauptstraßen führen auf die im Südwesten auf der Spitze des Stadthügels gelegene ehemalige Burg. Davor Marktplatz mit Stadtpfarrkirche und Rathaus. Gitterförmiges Straßennetz, die nach Norden führenden Querstraßen steil abfallend. Vier ehemalige Stadttore (Schützeberger-, Teich-, Hagen- und Neutor). Östlich außerhalb der Altstadt Katholische Pfarrkirche.

Chaussee nach Dörnberg. Hauptverkehrsstraße ist die östlich der Ortslage verlaufende Bundesstraße B 450; außerdem ist Wolfhagen über die Landesstraßen L3214, L3390 und L3075 sowie die Kreisstraßen K102, K105, K106, K107 und K94 an das Straßenverkehrsnetz angebunden. Moderne Wohnviertel im Westen sowie Osten und Südosten des Siedlungskerns am Fuße des Ofenbergs.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Volkmarsen – Vellmar/Obervellmar seit 1986 (Die Teilstrecke Volkmarsen - Wolfhagen wurde am 15.12.1896 eröffnet, die Teilstrecke Wolfhagen - Obervellmar am 1.9.1897).

Ersterwähnung:

1231

Siedlungsentwicklung:

2,3 km westlich von Wolfhagen vorgeschichtliches Gräberfeld.

Um 1226 erbaut Landgraf Ludwig von Thüringen zur Sicherung des umkämpften Grenzlandes südlich der Diemel eine Burg und gründet die Stadt Wolfhagen auf mainzischen Territorium.

Im Schutz der Anlage bildete sich eine Siedlung, die schon 1264 Stadtrechte erhielt.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • oppidum (1231)
  • Burg und Stadt (1372)
  • Stat (1585)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1887

Älteste Gemarkungskarte:

1778

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3511919, 5687902
UTM: 32 U 511840 5686067
WGS84: 51.325773° N, 9.169932° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633028100

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 3918, davon 2182 Acker (= 55.69 %), 247 Wiesen (= 6.30 %), 1114 Holzungen (= 28.43 %)
  • 1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen der aufgelösten Gutsbezirke Elmarshausen und Forst Naumburg
  • 1961 (Hektar): 4785, davon 1987 Wald (= 41.53 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Wolfhagen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1325: Burg und Stadt Wolfhagen sind mainzische Lehen der Landgrafen von Hessen
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Wolfhagen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Stadt und Amt Wolfhagen
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt Amt Wolfhagen
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Wolfhagen
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wolfhagen
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Wolfhagen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel

Altkreis:

Wolfhagen

Gericht:

  • bis 1822: Amt Wolfhagen
  • 1822: Justizamt Wolfhagen
  • 1867: Amtsgericht Wolfhagen
  • 1879: Amtsgericht Wolfhagen
  • um 1900: Amtsgerichtsort Wolfhagen

Herrschaft:

1232 ist die Stadt Wolfhagen Mainzer Lehen der ludowingischen Landgrafen von Thüringen. Als deren Erben können sich hier nach 1247 die Landgrafen von Hessen als Stadtherren festsetzen.

1386, 1392 und 1398 bestätigt Erzbischof Adolf von Mainz der seinem Stifte zu Mainz von Landgraf Hermann zu Hessen verpfändeten Stadt Wolfhagen ihre Freiheiten und versichert sie seines Schutzes.

1239 urkunden Leutpriester, Schultheiß, Ratmannen und ganze Bürgerschaft der Stadt Wolfhagen. 1258 urkunden Pleban, Rat (consules) und Gesamtheit der Bürger (universitas civium) zu Wolfhagen in einem Güterstreit des Klosters Haina.

1471 nach Aufruhr gegen den Rat gleichberechtigte Beteiligung der Gemeinde an der Besetzung der städtischen Ämter (Kämmerer, Schösser, Zäpfer) [HStAM Bestand Urk. 86 Nr. 1327]

Gemeindeentwicklung:

Am 1.2.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung der Gemeinden Altenhasungen, Bründersen, Leckringhausen, Niederelsungen, Nothfelden, Viesebeck und Wenigenhasungen in die Stadt Wolfhagen. Zur weiteren Entwicklung dieser Stadtgemeinde s. Wolfhagen, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Wolfhagen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Vgl. Herrschaft
  • Besitz des Klosters Hardehausen in Wolfhagen ist seit 1254 nachweisbar.

Ortsadel:

Adlige 1266-1398

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1235: Kirche und Pleban
  • 1289: Verlegung des Pfarrsitzes von Schützeberg nach Wolfhagen
  • 14. Jahrhundert: Hospitalkapelle am Ostrand der Altstadt (heute Friedhofskapelle) (1382: Hospital HStAM Bestand Urk. 86 Nr. 1254)
  • 1966: Katholische Kirche St. Maria errichtet

Patrozinien:

  • Anna [1501]

Pfarrzugehörigkeit:

1235 verkündet der Bischof von Paderborn, dass er mit Erlaubnis des Mainzer Erzbischofs den grösseren Altar in der Kirche Wolfhagen zu Ehren der Jungfr. Maria, Anna ihrer Mutter, der Bekenner Laurentius, Amandus und Franziscus, der heil. Unschuldigen Kinder, der Jungfr. Eufemia und andrer Heiliger und, vorbehaltlich des Rechtes der Mutterkirche, den Kirchhof geweiht habe.

Der protest. Pfarrei gehörten die Kolonien Philippinenburg, Philippinendorf und Philippinenthal an (Hochhuth 229).

Patronat:

Seit 1254 im Besitz des Klosters Hasungen.

Klöster:

Beginen:

1308 wird ds Haus der Begine Jutta von Isthe erwähnt.

Diakonische Einrichtung:

18.11.1894 Diakonissenstation im Hospital, eine Schwester durch Städtische Armenpflege berufen; Jungfrauenverein, Flickschule, 1904 Neubau des Hospitals mit Diakonissenstation Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S.346-347; Kleinkinderschule; bis 1973 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

1948 Einweihung eines Ev. Altersheimes in Gebäuden einer ehemaligen Munitionsanlage; Betreuung durch Diakonissen (Freudenstein, Diakonie, S. 214-218)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johann Kempach 1528-1529

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Schützeberg

Die Klasse Wolfhagen umfasste die Pfarreien Altenhasungen, Bründersen, Ehringen, Istha, Leckeringhausen, Volkmarsen und Wolfhagen selber.

Juden:

Provinzial-Rabbinat Kassel

1740: 40; 1788: 59; 1827: 174; 1835: 178; 1850: 236; 1861: 258; 1905: 95; 1932/33: 78 Juden. Die letzten Abmeldedaten stammen von Mai/Juli 1939 Richtung Kassel.

1235 wurden im Ort 18 Juden durch Verfolgung getötet.

Nach der Reformation lebten 3 jüdische Familien im Ort, Landgraf Philipp befahl ihre Vertreibung. Landgraf Moritz erlaubt 1592 die Niederlassung von Juden. 1621 und 1656 zwei Familien; 1700 und 1728 drei Schutzjuden.

In der Schützeberger Straße 35 war die alte Judenschule; Neubau der Synagoge in der Mittelstraße und der Schule in der Gerichtsstraße 3 (1859); Abbruch der alten Synagoge. Einweihung der neuen Synagoge am 25. Oktober 1859. Im Schulhaus waren Lehrerwohnung und Frauenbad untergebracht. Die israelitische Volksschule bestand bis 1933.

Die Juden waren besonders im Handel tätig (u.a. Vieh- und Pferdehandel), Handwerk

Der alte jüdische Friedhof war an der Liemecke, bis 1820 genutzt. 1933 wurde er verkauft. Der neue Friedhof wurde 1834 eröffnet, er lag an der Wilhelmstraße. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

1286 Erwähnung eines Lehrers; Schulmeister: Johannes Capito 1537-1543; 17. Jahrhundert Knabenschule mit lateinischer und deutscher Klasse, Mädchenschule; 1777-1802 und 1810-13 Rektor der Stadtschule gleichzeitig Diakon

1835 drei Schulen, Volksschule; 1910 Volksschule mit acht Stellen

1842 Bauhandwerksschule; 1865 Öffentliche Spinnschule (Industrieschule)

Hospitäler:

Anfang 14. Jahrhundert Hospital

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

Stadtbrände 1376 und 1420 (HStAM Bestand Urk. 86 Nr. 1248 und HStAM Bestand Urk. 86 Nr. 1279)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Zum Amt Wolfhagen gehörten die Orte Altenhasungen, Bründersen, Ehringen, Hof Hilgarts, Ippinghausen, Istha, Nothfelden, Visbeck und die Wolfhagen.

Wirtschaft:

Haupterwerbsquelle ist Landwirtschaft, daneben Handwerk; bedeutende Wollweberei bis ins 17. Jahrhundert; 1845 Leineweberei, Baumwollweberei und Bleicherei;

Kupferschmiede, 1636 erneuertes Handelsmonopol

1826 noch wichtige Schuhmacher- und Gerbebetriebe

ab 1850 Zunahme des Bauhandwerks, Ziegelei, Steinbrüche, Sägewerk; Brauerei

Mühlen:

Teichmühle: großin Dichmullen (1368), Mühle am Teichtore (1533);

Mhule in der Garthaus; Mhule under dem Schutzbergh (1555) [HStAM Bestand S Nr. 625, Bl. 15v]

Markt:

3 Märkte im 15. Jahrhundert (Pfingsten, Jakobi, Gallus)

Münze:

Münzstätte

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Wolfhagen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2279> (Stand: 26.2.2024)