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Hessische Biografie

Portrait

Wilhelmine Großherzogin Hessen und bei Rhein
(1788–1836)

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Hessen und bei Rhein, Wilhelmine Großherzogin [ID = 1331]

* 10.9.1788 Augsburg, † 27.1.1836 Darmstadt, evangelisch
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Geburtsname:

Baden, Wilhelmine Prinzessin von

Wirken

Werdegang:

  • 1804 Erbprinzessin
  • 1830 Großherzogin von Hessen und bei Rhein
Familie

Vater:

Karl Ludwig, Baden, Erbprinz, GND, * Karlsruhe 14.2.1755, † Arboga (Schweden) 16.12.1801, Sohn des Karl Friedrich von Baden, GND, * Karlsruhe 22.11.1728, † Karlsruhe 10.6.1811, und der Karoline Landgräfin von Hessen-Darmstadt

Mutter:

Hessen-Darmstadt, Friederike Amalie* Landgräfin von, * Prenzlau 20.6.1754, † Bruchsal 22.7.1832, die „Schwiegermutter Europas“, Tochter des Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt, 1719–1790

Partner:

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Schiener, Markgräfin Amalie von Baden, S. 125. – Undatiertes Gemälde von Johann Grund, Neues Schloss Baden-Baden.

Leben

Anfang Dezember 1802 berichtete der hessen-darmstädtische Gesandte August Wilhelm von Pappenheim aus Paris, man erwäge die kinderlose Ehe des auf die Erbmonarchie zusteuernden Ersten Konsuls Napoleon Bonaparte zu trennen, um ihn mit einer Fürstentochter zu verheiraten, wobei allerdings nur eine Zivilehe in Frage komme. Gedacht sei an die jüngste Tochter des Markgrafen von Baden, worüber man mit dessen wiederholt für diplomatische Missionen eingesetztem Bruder Ludwig bereits gesprochen habe. Kurz nachdem auch der britische Gesandte Lord Whitworth und Preußens Vertreter Marchese Lucchesini an ihre Höfe berichtet hatten, musste Pappenheim dementieren: das Projekt sei an Josephines Tränen gescheitert. Die kompromittierte, erst 14jährige Prinzessin Wilhelmine wurde postwendend, schon am 1. März 1803, mit ihrem noch ledigen Vetter Ludwig in Darmstadt verlobt, der sich in den Jahren davor vergeblich um die älteren badischen Prinzessinnen bemüht hatte. Dass die im Sommer 1804, noch vor dem 16. Geburtstag der Braut, in Karlsruhe gefeierte Hochzeit mit dem als schwerfällig und ungeschickt beleumundeten Vetter keine Liebesehe wurde, konnte so kaum überraschen.

Wilhelmine brachte 1806/09 pflichtgemäß zwei Söhne zur Welt, mit denen die Erbfolge gesichert war, ließ sich aber schon 1810 auf dem „Busenberg“ am Ostrand der Residenz vom Schwetzinger Gartenbaudirektor Johann Michael Zeyher den Park Rosenhöhe mit zweistöckigem Gartenhaus anlegen, um dort ihr eigenes Leben zu führen. Der 1815 durch Schwester Friederike, die in Karlsruhe lebende, geschiedene Ex-Königin von Schweden (1781–1826), als Reitlehrer für die Söhne vermittelte Rittmeister August von Senarclens-Grancy (1794–1871) aus dem Schweizer Waadtland wurde zunächst Reisestallmeister, dann Lebensgefährte. Als die gemeinsame Tochter Elisabeth, zu deren Geburt 1821 Wilhelmine das als Erziehungsinstitut für verwaiste Beamtentöchter gedachte „Elisabethenstift“ in Nieder-Ramstadt gestiftet hatte, wenige Tage nach dem fünften Geburtstag in Lausanne an Scharlach starb, ließ die Mutter ihr von Georg Moller den Mitteltempel des später sogenannten „Alten Mausoleums“ auf der Rosenhöhe mit dem Grabmal Christian Rauchs errichten. Im Folgejahr erwarb sie vom nachmaligen Finanzminister August Freiherr von Hofmann das Landgut Heiligenberg über Jugenheim an der Bergstraße, das hinfort zum bevorzugten Wohnsitz wurde. Gleichwohl wurden wie Elisabeth auch die weiteren Kinder Alexander und Marie als ehelich anerkannt, die Ehe formal fortgeführt. Auf dem von Moritz von Schwind konzipierten Stich mit dem Entwurf des 1844 eingeweihten Ludewigs-Monuments hängt das Porträt der verstorbenen Wilhelmine in zentraler Position über der Doppel-Familie. Senarclens behielt seine Stellung am Hof; er avancierte sogar zum Oberststallmeister und Generalmajor à la suite. Die erste Tochter Wilhelmine (1837–1912) aus seiner im November 1836 geschlossenen Ehe mit der Hofdame Luise Gräfin Otting-Fünfstetten (1810–1876) war Schlüsseldame und Obersthofmeisterin der beiden letzten Darmstädter Großherzöge.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 341 f.)

Zitierweise
„Hessen und bei Rhein, Wilhelmine Großherzogin“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/121733599> (Stand: 25.3.2024)