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Hessische Biografie

Portrait

Johann Bernhard Crespel
(1747–1813)

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Crespel, Johann Bernhard [ID = 2794]

* 27.3.1747 Frankfurt am Main, † 24.11.1813 Laubach
Jurist, Schriftsteller
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Würzburg (imm. 26.11.1766)
  • 1767 praktisch-juristischer Lehrgang in Wetzlar
  • bis Ostern 1770 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen (imm. 19.4.1769)
  • Bürger von Frankfurt am Main
  • Fürstlich Thurn- und Taxischer Rat, 1776-1777 Archivar in Regensburg, 1777-1794 in Frankfurt am Main
  • 1794-1813 in Laubach
  • Schriftsteller, Jugendfreund Johann Wolfgang Goethes und Ratgeber von Frau Rat Goethe
Familie

Vater:

Crespel, Pierre Louis* Alexandre, 1705-1794, Juwelenhändler in Frankfurt am Main, Sohn des Emanuel Crespel, 1703–1775, Missionar

Mutter:

Rohr, Catharina Elisabeth, * Frankfurt am Main 7.4.1711, † Frankfurt am Main 23.10.1770, Heirat Frankfurt am Main 16.11.1746, Tochter des Bernhard Rohr, 1675–1729, Hessen-Darmstädtischer Resident und Verwalter des Darmstädter Hofes auf der Zeil in Frankfurt am Main, und der Susanna Elisabeth Kuweid, 1675–1730

Partner:

  • Schmiedel, Maria Henriette*, * Gera 7.12.1753, † Laubach 1.6.1829, Heirat Frankfurt am Main 27.3.1787, Tochter des Johann Henrich Schmiedel, Kauf- und Handelsmann in Gera, und der Maria Lucretia Hassel, diese heiratete in zweiter Ehe 1770 Gerhard Dominikus von Metthingh, Solms-Laubachischer Geheimer Rat und Kreisgesandter

Verwandte:

  • Crespel, Maria Lucretia <Tochter>, * 1788, † 1 Monat alt, Paten: die mütterliche Großmutter Maria Lucretia Schmiedel, geb. Hassel, Ehefrau des Gerhard Dominic von Mettingh, JUD, Solms-Laubachscher Geheimer Rat und Kreisgesandter und Ehefrau
  • Buderus, Catharina Louisa, geb. Crespel <Tochter>, 1789-1852. Patin war die Tante Maria Catharina Crespel. verheiratet 1805 mit Georg Friedrich Andreas Buderus, Handelsmann, Bergrat.
  • Crespel, Ludwig Alexander* <Sohn>, * Frankfurt am Main 15.8.1790, † 1884, Handelsmann auf der Friedrichshütte, später in Grafenhorst bei Ibbenbüren, dann in Frankfurt am Main, verheiratet 1820 mit Johannette Wilhelmina* Christiana Carolina Buderus, 1802-1822, Tochter des Anton Georg Wilhelm Christian B., Fstl. Hess. Rittmeister und Hüttenherr auf der Audenschmiede, und der Wilhelmine Henriette Gemel. Enkelin des Johann Wilhelm Buderus
  • Crespel, Francisca Jacobea <Tochter>, 1792-1826. Patin war die Witwe des Peter Friedrich Jaquet, Handelsmann in Frankfurt am Main, geb. Crespel
  • Crespel, Dominicus Bernhard <Sohn>, * Frankfurt am Main 5.6.1794, † Laubach 21.9.1863. Pate war Gerhard Dominic von Mettingh, Geheimer Rat und Kreisgesandter beim Oberrheinischen Kreis. Er war Mechanicus in Laubach, heiratete 1823 in Kaichen Johanna Anna Maria Coester, Tochter des Justus Heinrich C., Bürger und Büchsenmacher in Hanau, und der Maria Barbara Albrecht.
  • Crespel, Pater Emanuel <Onkel>, 1703-1775, Indianermissionar
Nachweise

Quellen:

  • HStAD Bestand S 1
  • Forschungen Georg Leber, Heidelberg, im Institut für Personengeschichte, Bensheim.

Literatur:

  • Neue deutsche Biographie, Bd. 3, Berlin 1957, S. 410 f. (Adalbert Elschenbroich)
  • Frankfurter Biographie, Bd. 1, Frankfurt am Main 1994, S. 141 (Sabine Hock)
  • Dölemeyer, Frankfurter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1993, S. 32, Nr. 106
  • Herman Haupt, Hessische Biographien, Bd. 3, Darmstadt 1934, S. 328-331(Gottfried Wilhelm Hertz)
  • Rath Crespel und die Novelle in den ‚Serapionsbrüdern’ von E. T. A. Hoffmann, in: Frankfurter Zeitung 1893, Nr. 317;
  • A. Roeschen, Erinnerungen an B. Crespel, Goethes Jugendfreund in Laubach, in: Frischauf 1915/1916, 25.
  • Wilhelm Hertz, Bernhard Crespel, Goethes Jugendfreund, München, Leipzig 1914
  • Heinrich Düntzer, Frauenbilder aus Goethes Jugendzeit. Studien zum Leben des Dichters, Stuttgart/Tübingen 1852
  • Ingeborg-Liane Schack, „Es wird ein Hauß werden wie seine Hoßen, die er auch selbst fabricirt“. Der wunderliche Rat Crespel, Goethes Jugendfreund, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3.1.1981;
  • Werner A. Becker, Rat Crespel und Laubach, in: Hessische Heimat. Aus Natur und Geschichte, Nd. 23, 16.11.1968.
  • Emanuel Crespels Reisen in Kanada und Schiffbruch bei der Rückkehr nach Frankreich. Ins Deutsche übersetzt sowie mit einer Einleitung versehen von Karl Esselborn, (Hessische Volksbücher 25), Friedberg 1915:
Leben

Johann Bernhard Crespel wurde am Tag seiner Geburt im Frankfurter Dom getauft. Pate war der ledige Bruder der Mutter, Johann Bernhard Rohr, Hessischen-Darmstädtischer Resident und Verwalter in Frankfurt am Main. Schon „in der Wiege“ wurde er zum Thurn- und Taxisschen Rat ernannt. Im Juni 1755 wurde er Schüler des Malers und Zeichenlehrers Johann Nicolaus Roland, der im Steinernen Haus eine Akademie leitete. In einem Haus aus dem Besitz von Goethes Großeltern Textor geboren, wurde er ein Jugendfreund Johann Wolfgang Goethes und später der Ratgeber von Frau Rat Goethe. 1758 feierte er seine erste Kommunion in Heidelberg. Im Winter 1759/1760 besuchte er die Schule in Bruchsal und trat im August 1760 in das Jesuitenkolleg in Pont à Mousson ein. Im November 1761 war er wieder in Frankfurt am Main und im folgenden Jahr wiederum für ein Jahr auf einer Schule in Metz. Im Juni 1763 kehrte er endgültig nach Frankfurt zurück. Am 3. April 1764 überreichte er in Begleitung seines Vaters dem gerade neu gekrönten Kaiser Franz I. eine Hutagraffe im Wert von 300.000 Gulden.

Seine akademische Ausbildung setzte er in Paris mit juristischen Studien fort. Anschließend studierte er an der Universität Würzburg (1766–1768). Er besuchte im November 1768 das Reichskammergericht in Wetzlar und im April 1769 die Universität Göttingen. Nun kehrte er wieder nach Frankfurt zurück, wo er als Accessist tätig wurde und 1771 das Bürgerrecht erwarb.

Der Jurist Crespel war er nun für das Haus Thurn und Taxis in Regensburg als Archivar tätig, kehrte aber schon im Mai 1777 wieder nach Frankfurt zurück, wo er weiter bei den Eltern lebte, und an den geselligen Treffen des Goethekreises teilnahm. Goethe beschreibt selbst die Mariage-Spiele des Bernhard Crespel im sechsten Buch von „Dichtung und Wahrheit“. Nach Goethes Weggang von Frankfurt 1770 nannte seine Mutter Crespel „ihren lieben Sohn Bernhard“. Auch pflegte Crespel mit Sophie von La Roche und Maximiliane Brentano einen vertrauten Umgang. Crespel entwickelte sich indes immer mehr zu einem kauzigen Sonderling. Der Vater starb 1794 und Crespel verkaufte das Elternhaus in der Großen Eschenheimer Straße (72) und zog nach Laubach, wo er dem zehn Jahre zuvor zur Regierung gekommenen Grafen Friedrich zu Solms-Laubach juristische Expertisen für die Lehensnachfolge aufsetzte. In ungewöhnlicher Weise baute er sich ein neues Haus. Dieses Haus kaufte 1877 Graf Friedrich zu Solms-Laubach von den Erben und stellte es dem Armen- und Waisenhaus als „Johann-Friedrich-Stift“ zur Verfügung.

Lupold von Lehsten

Zitierweise
„Crespel, Johann Bernhard“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/116726059> (Stand: 28.11.2023)