Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Biografie

Bilefeld, Johann Christoph [ID = 4088]

* 25.12.1664 Wernigerode, † 21.6.1727 Gießen, evangelisch
Prof. D. theol. – Oberhofprediger, Superintendent, Professor
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Bielenfeld, Johann Christoph
  • Bielefeld, Johann Christoph
  • Bielefeld, Johann Christoph von
Wirken

Werdegang:

  • Studium der Theologie, Philosophie, der Rechte und der Medizin
  • Reise durch Holland, England, Frankreich, Italien, Schweden
  • 1686 wurde der Vater Superintendent in Delitzsch, der Sohn sein Adjunkt
  • 1690 D. Theol. Kiel
  • 1692 berief ihn Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt als 28jährigen zum Oberhofprediger, Superintendent und Konsistorialbeisitzer nach Darmstadt
  • 1693-1705 zugleich Professor der Theologie (Nachfolger von Hanneken) und Superintendent in Gießen
  • 1705 nach Entlassung in Darmstadt Oberkirchenrat, erster Superintendent und Konsistorialdirektor sowie Professor der Theologie in Gießen

Funktion:

  • Hessen-Darmstadt, Oberhofprediger, 1692-1705
  • Hessen-Darmstadt, Superintendent in Darmstadt, 1692-1705
  • Hessen-Darmstadt, Superintendent in Gießen, 1693-1727
Familie

Vater:

Bilefeld, Christian, 1619–1695, Superintendent, Konsistorialrat und Erster Prediger in Wernigerode, Sohn des Hermann Bilefeld, Magister, Praeceptor und Collega des Gymnasiums S. Catharina in Lübeck

Mutter:

Hülsemann, Christina Elisabeth, Tochter des Johannes Hülsemann, Professor der Theologie und Superintendent in Leipzig

Partner:

  • Schlaff, Anna Sabina, * Seida 25.8.1664, † Kelsterbach 9.2.1700, begr. Darmstadt, Stadtkirche, 16.2.1700, Heirat Merseburg Anfang 1692, nach dem Tod des Vaters mit der Mutter in Wismar, gebar sieben Kinder, von denen vier vor der Mutter verstarben, litt unter einer Gallenkrankheit, gebar das letzte Kind auf der Reise von Darmstadt nach Gießen in Kelsterbach bei ihrer Schwester
  • Wallbrunn, Maria Anna (Marianne) Sophie von, † 23.12.1738, Hofdame in Dresden?, lebte als Witwe in Rodheim v.d.Höhe und in Bad Homburg, Tochter des Johann Adam von Wallbrunn in Ernsthofen und der Sophie Christiane Charlotta vom Stein zu Nassau

Verwandte:

  • Bilefeld, Henrich Christoph <Sohn>, erster Ehe, † 1697
  • Bilefeld, Christina Alexandrina <Tochter>, * 1693, † 1695, begraben Gießen
  • Bilefeld, Heinrich Christoph <Sohn>, * 1695, † 1697, begraben Gießen
  • Pfreundt, Dorothea Sophie, geb. Bilefeld <Tochter>, 1696–1730, verheiratet 1725 mit Georg Friedrich Pfreundt, 1678–1734, Gräflich-Erbachischer Geheimer Rat und Oberamtmann auf dem Breuberg
  • Bilefeld, Johann Christian <Sohn>, getauft Kelsterbach 27.1.1700 (Paten: Christian Schlaff , Fürstlich Hessen-Darmstädtischer Amtsverweser der Grafschaft Epstein zu Wallau, und des Pfarrers Eheliebste Eva Lucretia Wicht, geb. Schlaff)
  • Poennies, Albertina Friederike von, geb. Pfreundt <Enkelin>, 1726–1803, verheiratet Frankfurt am Main 13.2.1744 mit Georg Friedrich von Ploennies, 1708–1762, Gräflich Erbachischer Hofkammerrat in Michelstadt
  • Hülsemann, Johann <Onkel>, 1645–1710, Hessen-Darmstädtischer Geheimer Rat, Professor in Leipzig
  • Schlaff, Christian <Vetter und Schwager>, 1661–1733, Amtsverweser der Herrschaft Eppstein
Nachweise

Quellen:

  • Eintrag von Philipp Georg Wicht auf der ersten Seite des Kelsterbacher KB, Januar 1700.
  • HStAD Bestand R 21 C 1
  • HStAD Bestand R 21 C 1
  • HStAD Bestand E 5 A 3 42/4: „Eingabe der Witwe MAS Bilefelt geborene von Walbrunn“
  • HStAD Bestand F 1 Nr. 74/9
  • HStA Darmstadt F 1 Nr. 79/11: (1750) Eidesverlangen der Regierung Hanau, namens der Gemeinde Rodheim, gegen Georg W. Friedrich v. Bellersheim wegen des ehemaligen Bellersheim-Bilefeld'schen, dann v. Berghahn'schen Gutes zu Rodheim, speziell der kurmainzischen Lehnsqualität von 81 Morgen.
  • Andreas Staphorst, Ein durch den Sohn Gottes freygemachter geistlicher Priester/ welchen Auß Matth. XVIII. v. 18. Bey Beerdigung Frauen Annen Sabinen gebohrner Schlaffin/ Herrn Johann Christoph Bilefelds D. […] gewesenen Eheliebsten; In einer Leichpredigt in der Stadt-Kirchen zu Darmstadt vorgestellet... Darmstadt 1700.
  • Philipp Jacob Speners D. Churf. Brandenb. Raths und Propsten zu Berlin Gründliche Beantwortung Einer mit Lästerungen angefüllten Schrifft/ (unter dem Titul: Außführliche Beschreibung Deß Unfugs der Pietisten m.f.w.) Zu Rettung der Warheit und so seiner als unter-schiedlicher anderer Christlicher Freunde Unschuld. Franckfurt am Mayn/ In Verlegung Johann David Zunners/ Im Jahre Christi 1693.

Literatur:

Leben

Johann Christoph Bilefeld trat unter verschiedensten Schreibweisen seines Namens auf. Er nannte sich auch „von Bielefeld“, ohne dass eine Adelsstandserhebung für ihn oder seine Familie nachweisbar wäre. Strieder gibt vermutlich die eigene Vorstellung von Bilefeld wieder, wenn er schreibt: „hat in Schweden Vorfahren aus adelichem Geschlechte.“1 Diehl wählte die Namensform Bilefeld.2 Die Familie Bilefeld beginnt ihre Stammreihe mit Marcus Bilefeld dem Älteren in Lübeck, der dort Bürger und Brauer war. Eine Schwester des Ahnherren Marcus Bilefeld dem Jüngeren, † Lübeck 11. Mai 1604, Bürger und Brauer in Lübeck, war Elisabeth, verheiratet mit Statius Wessel, mit dem sie Ahnfrau von August Hermann Francke wurde. Zwar war der Großvater Hermann Bilefeld praeceptor am Gymnasium in Lübeck und sein Vater Superintendent in Wernigerode und Delitzsch3, seine Karriere zu hohem Einfluss am Darmstädter Hof verdankte Bilefeld aber noch stärker dem Einfluss der Familie seiner Mutter. Sein Onkel Johann Hülsemann (1649–1710) war in Darmstadt mit ihm zeitgleich Geheimer Rat und Konsistorialrat.

Bilefeld erhielt eine vorzügliche Ausbildung, die auch Reisen ins Ausland einschloss.

Mit seiner Eheschließung blieb er im engsten Verwandtenkreis seiner eigenen Herkunft, indem er seine Cousine und Ziehschwester Anna Sabine Schlaff heiratete. In der Leichenpredigt wird diese als aus „uhraltem Westphälischem Geschlechte derer Schlaffen“ bezeichnet.4 Ihr Vater Jodocus Schlaff († 7.8.1675) war Kursächsischer Superintendent in Seida, die Mutter wird in der Leichenpredigt Eva „gebohrne auß dem alten Schwedischen Geschlechte derer Bilefeden / und nahmentlich Weiland Herrn Hermann Bilefelds zu Lübeck erzeugt eheliche Tochter“ genannt.5 Ein Anonymus, möglicherweise Johann Benedikt Carpzow, behauptete 1693, Bilefeld habe seine Braut vorehelich geschwängert und sie habe ein Sechsmonatskind zur Welt gebracht.6. Darauf anwortete Bilefelds Protektor Philipp Jakob Spener und gab als Ort und Zeitpunkt der Heirat Merseburg durch Christian Crusius den 24. Januar 1700 und die Geburt des Sohnes den 8. August an.7

In zweiter Ehe heiratete Bilefeld Maria Anna (Marianne) Sophie von Wallbrunn und erlangt damit Anschluss an die Darmstädter Hofgesellschaft.8 Ob diese oder Anna Sabine Schlaff das „Dresdner Hoffräulein“ war, welches Strieder als erste Ehefrau anführt, ist noch zu klären. Maria Anna Sophie von Wallbrunn erbte ein Gut in Rodheim in der Nähe von Homburg vor der Höhe, wohin sie als Witwe zog und bereits im Dezember 1738 verstarb.9

Bilefeld wurde von Landgraf Ernst Ludwig um seiner pietistischen Anschauung willen engagiert. Bilefeld war allerdings bestechlich und bereicherte sich in seiner Amtszeit in Darmstadt schamlos. 1705 wurde er, auf eigenes Ansuchen, vom Hof in Darmstadt entlassen und ging nach Gießen. Dort erhielt er die Stelle eines Oberkirchenrats, des ersten Superintendenten, des Konsistorialdirektors sowie eines Professors der Theologie. Er hatte damit die erste theologische Lehrstelle der Universität inne.

Die Superintendentenstelle in Darmstadt blieb nach Bilefelds Weggang zunächst unbesetzt, sie wurde von dem Hülsemann-Vetter Israel Clauder und Johann Peter Fauerbach versehen, ehe 1716 Johann Henrich Gebhard ernannt wurde.

Angaben zur ersten Ehe fehlen bei Strieder. Im Januar 1700 trug der Pfarrer von Kelsterbach, Philipp Georg Wicht, Daten zur Familie Bilefeld in das Familienbuch Kelsterbach ein: Am 27.1.1700 wurde der Sohn Johann Christian getauft. Paten waren der ‚hochgelehrte Herr’ Christian Schlaff, Fstl. Hessen-Darmstädtischer Verweser der Grafschaft Eppstein und des Pfarrers ‚Eheliebste’ Eva Lucretia Wicht, geb. Schlaff. Einen Monat später wurde die Mutter Anna Sabina Bilefeld, geb. Schlaff, in Kelsterbach begraben. Zwei Jahre später wurde in Kelsterbach am 3. März 1702 Eva Schlaff, geb. Bilefeld, begraben, die Ehefrau des Superintendenten und Hofpredigers in Lichtenberg Jodocus Schlaff, Johann Christoph Bilefelds Tante.

Als 1713 Philipp Georg Wicht (geb. 1668) nach einem Todesurteil zu lebenslänglichem Gefängnis begnadigt wurde, hatte er dies vermutlich dem noch immer großen Einfluss Bilefelds beim Landgrafen zu verdanken.

Lupold von Lehsten


  1. Strieder, Bd. 1, S. 396.
  2. Diehl, Hassia Sacra I, 14.
  3. Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Band 1, Leipzig 2003, S. 370.
  4. Andreas Staphorst, Ein durch den Sohn Gottes freygemachter geistlicher Priester/ welchen Auß Matth. XVIII. v. 18. Bey Beerdigung Frauen Annen Sabinen gebohrner Schlaffin/ Herrn Johann Christoph Bilefelds D. […] gewesenen Eheliebsten; In einer Leichpredigt in der Stadt-Kirchen zu Darmstadt vorgestellet... Darmstadt 1700, S. 15.
  5. Andreas Staphorst, Bey Beerdigung Frauen Annen Sabinen gebohrner Schlaffin/ Herrn Johann Christoph Bilefelds D. […] gewesenen Eheliebsten Beerdigung. Darmstadt 1700, S. 15.
  6. N.N., Ausführliche Beschreibung Des Unfugs, Welchen Die Pietisten zu Halberstadt im Monat Decembri 1692. ümb die heilige Weyhnachts-Zeit gestifftet. Dabey zugleich von dem Pietistischen Wesen in gemein etwas gründlicher gehandelt wird. Anno 1693, S. 31 f.
  7. Philipp Jacob Speners D. Churf. Brandenb. Raths und Propsten zu Berlin Gründliche Beantwortung Einer mit Lästerungen angefüllten Schrifft/ (unter dem Titul: Außführliche Beschreibung Deß Unfugs der Pietisten m.f.w.) Zu Rettung der Warheit und so seiner als unter-schiedlicher anderer Christlicher Freunde Unschuld. Franckfurt am Mayn/ In Verlegung Johann David Zunners/ Im Jahre Christi 1693, S. 156-158.
  8. HStA Darmstadt E 5 A 3 42/4: „Eingabe der Witwe MAS Bilefelt geborene von Walbrunn“.
  9. HStA Darmstadt F 1 Nr. 74/9: 1548–1739. Das v. Bilefeld'sche, vorher v. Bellersheim – v. Walbrunnsche Gut zu Rodheim [vor der Höhe]. Darin: 1733 Oktober 1: Die verwitwete [Superintendent, Prof., Oberkirchenrat zu Darmstadt und Gießen Johann Christoph, verstorben 1727] Marianne Sophie v. Bilefeld geb. v. Walbrunn [Tochter der verwitweten Generalin Jo. Christ. Charlotte v. Türkheim geb. vom Stein] schenkt den Eheleuten Georg Friedrich v. Gaugreben und Luise Marianne geb. v. Riedel ihr freiadeliges Gut zu Rodheim.
Zitierweise
„Bilefeld, Johann Christoph“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/116164816> (Stand: 28.11.2023)