Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Ankunft der in Teheran freigelassenen US-Botschaftsangehörigen in Frankfurt, 21. Januar 1981

Unter den Augen von tausenden Schaulustigen landen gegen 6:45 Uhr zwei C-9 „Nightingale“-Lazarettflugzeuge der amerikanischen Luftwaffe auf der Rhein Main Air Base in Frankfurt am Main. An Bord befinden sich 52 Angehörige der US-Botschaft in Teheran, die dort 444 Tage lang von Angehörigen der islamischen Studentenbewegung „Daneshjuyane Khate Emam“ („Studenten, die der Linie des Imam folgen“) als Geiseln festgehalten wurden, um die Auslieferung des früheren Schah Mohammad Reza Pahlavi (1919–1980) zu erzwingen. Am 4. November 1979 waren rund 400 Studenten in die Botschaft eingedrungen, nachdem der iranische Revolutionsführer Ruhollah Musavi Chomeini (1902–1989) aus Anlass des Jahrestages der vorrevolutionären Proteste gegen den Schah zu gewaltsamen Aktionen gegen die USA und Israel aufgerufen hatte.

Der den übrigen freigekommenen Diplomaten voran eines der Flugzeuge verlassende ehemalige US-Geschäftsträger in Teheran Bruce Laingen (1922–2019) wird vom früheren amerikanischen Außenminister Cyrus Roberts Vance (1917–2002) begrüßt, der in der Nacht in Frankfurt am Main eingetroffen ist. Neben Vance, der im April 1980 nach dem Scheitern einer Militäraktion zur Befreiung der Geiseln von seinem Amt zurücktrat1, sind zur Begrüßung auch der hessische Ministerpräsident Holger Börner (1931–2006; SPD) und die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Hildegard Hamm-Brücher (1921–2016; FDP) anwesend. Die zwischen 20 und 64 Jahre alten Ex-Geiseln werden anschließend mit zwei Bussen nach Wiesbaden gebracht, wo sie zur Betreuung in das Air Base Hospital der US Air Force (USAF) aufgenommen werden. Tags darauf stattet ihnen der frühere amerikanische Präsident Jimmy Carter Jr. (geb. 1924) einen Besuch ab.

Die Reise der Freigelassenen von Teheran nach Frankfurt am Main war tags zuvor auf Umwegen verlaufen, da der Iran darauf bestanden hatte, jede direkte Verbindung mit amerikanischen Institutionen auszuschließen. Eine algerische Sondermaschine startete am Dienstag gegen 18:30 Uhr MEZ in der iranischen Hauptstadt, landete zunächst in Athen zum Auftanken und setzte ihren Weg in Richtung Algier fort, wo das Flugzeug am Mittwochmorgen etwa gegen zwei Uhr früh eintraf. Die Botschaftsangehörigen wurden dort vom früheren US-Vizeaußenminister Warren Christopher (1925–2011) und dem algerischen Außenminister Mohamed Seddik Benyahia (1932–1982) empfangen, die als Verhandlungsführer ein am 19. Januar 1981 geschlossenes iranisch-amerikanisches Abkommen zur Freilassung der Geiseln („Algiers Accords“) erwirkt hatten. Nach kurzem Aufenthalt waren dann die beiden Lazarettflugzeuge mit den US-Diplomaten Richtung Frankfurt am Main gestartet.
(KU)


  1. Eine am 24. April 1980 angelaufene Militäraktion zur Befreiung der Geiseln („Operation Eagle Claw“) scheiterte durch technische Probleme der bei dem Einsatz benutzten Helikopter und einen Unfall, bei dem beim Zusammenstoß eines der Hubschrauber mit einem Transportflugzeug nahe der Oasenstadt Tabas, etwa 950 Kilometer von Teheran entfernt, acht amerikanische Militärangehörige ums Leben kamen.
Belege
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.1.1981, S. 1 f.: Die 52 Amerikaner jetzt in Wiesbaden: Begeisterter Empfang nach 13 Standen Flug / Erholung im Militärhospital / Carter in Frankfurt
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Ankunft der in Teheran freigelassenen US-Botschaftsangehörigen in Frankfurt, 21. Januar 1981“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2655> (Stand: 21.1.2022)
Ereignisse im Dezember 1980 | Januar 1981 | Februar 1981
Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31