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Grabdenkmäler

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Unbekannter Adliger, wohl Mitte oder drittes Viertel 15. Jahrhundert, Wetzlar

Wetzlar · Gem. Wetzlar · Lahn-Dill-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Wetzlar

Gebäude / Areal:

Wetzlar.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Wetzlar.

Das Plattenfragment lag früher (noch 1925) im Boden der Franziskanerkirche und zwar in der nördlichen Vorhalle des Chores. Heute ist es in eine Mauer auf dem Gelände des Stadt- und Industriemuseums (Lottestraße 8-10) eingelassen.

Merkmale

Datierung:

Mitte oder 3. Viertel 15. Jahrhundert

Typ:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

teilweise erhalten

Größe:

140 x 109 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

8-10 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Erhalten ist lediglich etwas weniger als die untere Hälfte der Platte. Die ursprüngliche Gesamthöhe dürfte fast 250 cm betragen haben.

Der vorhandene Rest des Steines hat eine auf dem Rand zwischen Linien umlaufende Inschrift, die durch zwei Wappenschilde in den unteren Ecken, deren Bilder völlig unkenntlich sind, unterbrochen wird. In dem Feld sind die in Ritztechnik ausgeführten Unterschenkel eines Gerüsteten mit Schwert und spitzen Waffenschuhen zu erkennen. Es handelt sich dabei um ein differenziertes Standmotiv: Das rechte Bein des Verstorbenen erscheint in reiner Seitenansicht und das linke bei leichter Drehung von vorne. Die Ritzungen geben die verschiedenen, miteinander verbundenen metallenen Teile des Beinschutzes und deren Musterungen über den seitlichen Partien wieder. Dazu den mittleren schmalen Grat, der vom Knie zu den Schuhen führt. Die geschwungene Linie um Ferse und Fuß – am rechten Bein der Figur gut anschaulich – markiert den Ansatz der langen, spitzen Schuppenschuhe, der bei den reliefierten Platten als ganz schmaler Wulst erscheint (Anm. 1). Die Führung der Beine lässt vermuten, dass der Verstorbene nicht streng frontal wiedergegeben und der Kopf möglicherweise zur Seite gewendet war, wie es andere spätgotische Wetzlarer Steine im Dom zeigen, die auch zum Vergleich der entsprechenden Rüstungsteile herangezogen werden können (Anm. 2). Mithin mag eine Datierung um die Mitte oder im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts erwogen werden.

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Anm. 1: Vgl. Freiherr von Reitzenstein, A.: Rittertum und Ritterschaft, 1972, Abb. 75, Grabmal des Georg II Truchsess von Waldburg, 1467, in Waldsee, Stiftskirche St. Peter. Ebenda Abb. 77, Grabmal des Philipp Voit von Rieneck, 1504, in Karlstadt, Pfarrkirche. Diese Arbeiten vermögen auch eine Vorstellung von der Bildung der bei dem Ritzstein nicht mehr vorhandenen Kniepartien der Rüstungen zu geben.

Anm. 2: Vgl. die Epitaphien für Philipp von Bicken den Alten und Philipp von Bicken den Jüngeren.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Zwei unkenntliche Wappenschilde in den unteren Ecken. Zwei weitere waren wohl in den verlorenen oberen Ecken dargestellt.

Dargestellte Personen:

Ein unbekannter Adliger (Anrede: der veste), dessen Vorname mit den Buchstaben er oder ec begann (Erwin, Eckhard ?) und der kurz nach dem 8. September (Mariä Geburt) eines unbekannten Jahres, wohl in der Mitte oder im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts, starb.

Gloël (S. 32 f.) vermutete, es könne sich um die Grabplatte des Grafen Johann zu Solms, genannt Springinsleben, handeln, der in der Franziskanerkirche bestattet sein soll. Uhlhorn (S. 200 f.) hielt diese Zuordnung ebenfalls für theoretisch möglich, da der genannte Graf zwischen dem 28. Mai 1401 und dem 7. März 1402 verstorben sein muß und sein Tod daher durchaus im September 1401 erfolgt sein könnte.

Gegen diese Zuordnung sprechen jedoch zwei Dinge: Zum einen wäre ein Graf in der Inschrift sicherlich nicht nur mit der veste, sondern mit der edle betitelt worden. Zum anderen kann dem Wort veste eigentlich nichts anderes als der Vorname des Verstorbenen gefolgt sein, der also, wie oben bereits angegeben, mit den Buchstaben er oder ec begann.

Inschrift

Umschrift:

[. . . . nac]h vnszer lieben /

frauwe(n) geburt /

starp der veste er[? . . . .]

Kommentar:

Inschrift z. T. nach einem undatierten älteren Foto im Besitz von Herrn Friedrich Karl Azzola, Trebur, und nach Gloël (s. Literatur). Statt er am Ende wäre auch ec denkbar.

Schrift:

Gotische Minuskel

Nachweise

Literatur:

  • Gloël, Heinrich: Die alten Wetzlarer Grabsteine und Epitaphien, in: Mitteilungen des Wetzlarer Geschichtsvereins 9 (1925), S. 3-80, hier S. 32 f.
  • Uhlhorn, Friedrich: Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, Marburg 1931

Personen:

Solms, Johann Graf zu, genannt Springinsleben

Sachbegriffe:

Rüstungen · Schuhe, spitze · Schuhe · Ritzzeichnungen · Wappen · Schwerter · Waffenschuhe · Schuppenschuhe · Beinschutz · Männer · Adlige

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Unbekannter Adliger, wohl Mitte oder drittes Viertel 15. Jahrhundert, Wetzlar“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1405> (Stand: 13.9.2008)