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Letzter großer Heimkehrertransport in Herleshausen, 16. Januar 1956

In der kleinen Gemeinde Herleshausen (etwa 21,5 km südöstlich von Eschwege und rund 10 km nordwestlich vom Stadtzentrum Eisenachs) trifft mit 474 Personen der letzte große Transport deutscher Kriegsgefangener aus der Sowjetunion ein.

Aus dem Lager Perwo-Uralsk bei Swerdlowsk kommend, hätte dieser Heimkehrer-Transport ursprünglich bereits am 16. Oktober bzw. am 14. Dezember dort abfahren sollen, doch hielten die sowjetischen Behörden die Gefangenen mit der Begründung zurück, die Bundesregierung komme ihren Verpflichtungen nicht nach. Später erklärte man, in Mitteldeutschland bestünden keine Möglichkeiten zum Transport. In der Zwischenzeit starben neun Gefangene; acht von ihnen noch in Perwo-Uralsk und ein weiterer während der Fahrt nach Deutschland.

Der Ankunft der Freigekommenen gingen einige Monate zuvor Verhandlungen mit der sowjetischen Staatsführung voraus, die von der deutschen Seite mit hohem Geschick geführt wurden.
Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) flog am 8. September 1955 in Begleitung einer deutschen Delegation zu einem ersten offiziellen Staatsbesuch einer westdeutschen Regierung nach Moskau. Adenauer hatte bei dieser Reise hartnäckig die deutsche Forderung nach Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen und Zivilinternierten (1955 schätzungsweise noch zehntausend Soldaten der Wehrmacht und Waffen-SS sowie 20.000 Zivilinternierte) gefordert und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Sowjetunion von dieser Frage abhängig gemacht.

Zwischen dem 12. Oktober 1955 und dem 16. Januar 1956 erreichen Zug für Zug in unregelmäßigen Abständen jeweils etwa 600 Heimkehrer die innerdeutsche Grenze über den DDR-Bahnhof Wartha und passierten die Demarkationslinie mit dem Ziel Herleshausen. Insgesamt führte diese „Heimkehr der Zehntausend“ in 32 Transporten 7.818 deutsche Kriegsgefangene aus sowjetischer Gefangenschaft nach Deutschland zurück.
(KU)

Belege
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.1.1956, S. 3: Wieder ein großer Heimkehrerzug: 530 Entlassene / Mehrere Schwerkranke / Eine Liste des Deutschen Roten Kreuzes
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Letzter großer Heimkehrertransport in Herleshausen, 16. Januar 1956“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1057> (Stand: 16.1.2021)
Ereignisse im Dezember 1955 | Januar 1956 | Februar 1956
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