Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Truppen in Amerika

Regiment Rall, ab 1777 von Wöllwarth, 1778 von Trümbach, ab 1779 von Angelelly

Uniformbeispiel

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Uniform

  • Grenadiermütze
  • blauer Rock mit roten Aufschlägen und goldenen Knöpfen
  • strohfarbene (paillé) Westen und Hosen

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Geschichte

  • 1703: Errichtung eines Grenadierregimentes
  • 1707: Land-Grenadierbataillon
  • 1760: Grenadierregiment
  • 1784: Land-Grenadierregiment
  • 1789: 2. Bataillon Lossberg
  • 1816: nach Vereinigung mit dem Infanterieregiment Nr. 2 Eingliederung des Regiments, nunmehr Regiment Biesenroth, in das Regiment Nr. 6

Organisation

  • 1703: vermutlich etwa 5 Kompanien, wie aus der kurz darauf erfolgten Benennung als Bataillon geschlossen werden kann
  • 1749: 7 Kompanien zu je 102 Mann, Gesamtstärke ohne Stab: 722 Mann
  • 1758: 8 Kompanien zu je 103 Mann, Stärke 838 Mann
  • 1762: 1 Bataillon mit 5 Grenadierkompanien und einer Flügel-Grenadierkompanie

Standort

Grebenstein Kassel Oberkaufungen
Übersichtskarte Hessen

Die Lage der Standorte des Regiments im heutigen Hessen


Chefs

  • 1703: Generalmajor von Löwenstein
  • 1712: Prinz Philipp von Hessen-Philippsthal
  • 1717: Oberst von der Malsburg
  • 1728: Oberst von Mansbach
  • 1730: Generalmajor von Oeppen, zuletzt Generalleutnant
  • 1741: Oberst Herda zu Braunschweig, zuletzt Brigadier
  • 1752: Generalmajor von Blome, zuletzt Generalleutnant
  • 1762: Generalmajor von Wülknitz
  • 1763: Oberst Müller, zuletzt Generalmajor
  • 1770: Oberst von Mansbach
  • 1771: Oberst Rall
  • 1777: Oberst von Woellwarth
  • 1778: Generalleutnant von Trümbach
  • 1779: Generalleutnant von Angelelli
  • 1784: von Bischhausen
  • 1786: von Stückrath
  • 1787: Generalmajor Schreiber
  • 1789: von Loßberg
  • 1806: von Bischhausen

Amerikaeinsatz

Das Regiment Rall geht zurück auf ein im Jahre 1703 errichtetes Grenadierregiment unter Führung des Generalmajors von Löwenstein. Im Laufe der Jahre erfuhr es mehrere Umstrukturierungen. Die Niederlage im Gefecht von Trenton im Dezember 1776 machte das Regiment über die Grenzen der Landgrafschaft Hessen-Kassel hinaus bekannt. Bis heute steht sein Name für die angeblich unvorsichtige und zum Teil überhebliche Vorgehensweise des Regimentschefs Johann Gottlieb Rall (1725-1776).

Rall war seit 1771 Chef des Regimentes und unter seiner Führung marschierte die Einheit am 4. März 1776 aus dem Standort Grebenstein ab. Am 18. Mai 1776 ging es in Bremerlehe (vgl. hierzu den Plan von dem Flecken Lehe und Umgebung mit der Einschiffung der Hessischen Truppen unter dem Kommando von Generalleutnant von Heister, 1776 in den Wilhelmshöher Kriegskarten) an Bord der englischen Transportschiffe „Queen“, „Triton“, „Allicia“ und „Jane“. Am 12. August 1776 betrat das Regiment nordamerikanischen Boden und bezog kurz darauf das Lager auf Staten Island. In den ersten Monaten nahm es erfolgreich an den Gefechten auf Long Island und bei White Plains teil. Ferner zeichnete es sich bei der Eroberung des Forts Washington aus. Das Rallsche Regiment führte dabei die Spitze der Angriffskolonnen. Der englische Kommandeur Howe lobte ausdrücklich Rall und dessen Regiment.

In der Schlacht von Trenton am 26. Dezember 1776 fiel Oberst Rall und ein Großteil der Regimentsangehörigen ging in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der 45 Mann nicht wiederkehren sollten. Einzelne Soldaten des Regimentes blieben dabei recht lange in der Hand des Gegners – so der Premierleutnant Karl Friedrich Ludwig von May (1778-1780), der Fähnrich Johann Jakob Werner (1779-1781) sowie der Gemeine Jakob Lorenz (1781-1783). Die Regimentsfahne und die sechs mitgeführten Geschütze wurden vom Gegner erbeutet. Einem Bericht Heisters an von Schlieffen vom 5. Januar 1777 zufolge, gingen 15 Fahnen der besiegten drei hessischen Regimenter (Rall, von Loßberg, von Knyphausen) verloren. Daraus läßt sich schließen, daß wohl auch die einzelnen Kompanien Fahnen geführt hatten. Über das Aussehen dieser Feldzeichen ist allerdings nichts bekannt.

Nach der Niederlage von Trenton erfolgte eine Reorganisation. Die aus Trenton Entkommenen wurden mit Angehörigen anderer Einheiten zu einem neuen Bataillon – bestehend aus fünf Abteilungen, sowie Mittel- und Unterstab und unter Führung des neuen Regimentschefs von Woellwarth – zusammengefasst. Das „combinierte Bataillon“ focht bei Brandywine Creek (11. September 1777) sowie Germantown (4. Oktober 1777) und lag im Winter 1777/78 in Philadelphia in Garnison. Nach dem Tod des Obristen von Woellwarth übernahm Generalleutnant von Trümbach das Regiment. Die Einheit nahm an der Eroberung von Savannah am 29. Dezember 1778 teil und bezog dort ihr Quartier. Am 20. Juni 1779 zeichnete sich das Regiment im Gefecht bei Stono Ferry erneut aus und erhielt vom Landgrafen die Truppenfahne zurück. Seinen letzten Einsatz hatte das Regiment bei der Belagerung Savannahs vom 16. September bis zum 18. Oktober 1779 unter Führung des Generalleutnants d'Angelelli, in deren Verlauf es am 7. Oktober 1779 die französischen und amerikanischen Angriffe abwehrte. Nach Räumung Savannahs (21. Juli 1780) war die Truppe von 1780-1782 in Charlestown stationiert. Zuletzt lag das Regiment (seit Januar 1783) in New York, von wo aus es am 12. August 1783 den Rückweg in die Heimat antrat. Am 10. Oktober 1783 erreichte man Bremerlehe und nach einer erfolgten Parade am 1. November 1783 wurde das Regiment am 3. November 1783 abgemustert.

Stephan Giersch


Quellen

  • HStAM Best. 10 c Nr. 212: Grenadierregiment Rall, 1775
  • HStAM Best. 10 c Nr. 213: Grenadierregiment Rall (nur 2. Bataillon), 1776
  • HStAM Best. 15 Nr. 251: Monatliche Listen des Grenadierregiments Müller, ab August 1770 Grenadierregiment Mansbach, ab November 1771 Grenadierregiment Rall
  • HStAM Best. 15 Nr. 252: Monatliche Listen des Grenadierregiments Rall, ab Januar 1777 vakantes Grenadierregiment Rall, ab Mai 1777 Grenadierregiment Wöllwarth, ab Juni 1779 Trümbach, ab Oktober 1779 d'Angelelli, ab Dezember 1780 1. Grenadierbataillon d'Angelelli, 1776 (April-Dezember), 1777-1782, 1783 (Januar-Oktober) → Datenbank-Recherche
  • HStAM Best. 15 Nr. 784: Angelegenheiten des Regiments (Garnisons-)Grenadierbataillon Wülckenitz, 1763 (Garnisons-)Grenadierregiment (-bataillon) Müller, 1770 Grenadierregiment Mansbach, 1771 Grenadierregiment (-bataillon) Rall, seit 1777 Grenadierregiment Wöllwarth, seit 1778 Grenadierregiment Trümbach
  • HStAM Best. 15 Nr. 1506: Rangliste des (Garnisons-)Grenadierregiments Müller, dann Grenadierregiment Mansbach, zuletzt Rall
  • Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hrsg.): Hochfürstl.-Hessen-Casselischer Staats- und Adreß-Calender. Waisen- und Findelhaus, Kassel 1774
  • „Virginia-Gazette“ vom 5. Juli 1777

Literatur