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Hessische Biografie

Portrait

Konrad Wilhelm Ledderhose
(1751–1812)

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Ledderhose, Konrad Wilhelm [ID = 4694]

* 21.12.1751 Hanau, † 19.12.1812 Kassel, evangelisch-reformiert
Jurist, Professor, Hofarchivar
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • 1766 Besuch des Collegiums Carolinum in Kassel
  • 1769-1773 Studium der Rechte in Marburg und Göttingen
  • 1771 Dissertation „de usofructu paterno in Hassia ejusque qua hodie floret amplitudine“
  • 1774 Assistent in der Marburger Bibliothek
  • 1774-1785 Archivar bei der Regierung in Kassel
  • 1780 Rat
  • 1784 Professor der Rechte am Collegium Carolinum in Kassel, wo er Bürgerliches Recht Staatsrecht und Reichsgeschichte lehrte
  • 1789 Wirklicher Regierungsrat in Kassel
  • 1803 Geheimer Regierungsrat
  • 1804-1806 Direktor des Hofarchivs in Kassel
  • während der Franzosenherrschaft Rat erster Klasse am Westfälischen Appellationsgericht in Kassel, obwohl er die Politik der Franzosen ablehnte, da sie die Unmoral und den Verfall der Sitten fördere
  • Verfasser grundlegender Werke zur Kirchengeschichte und zum Kirchenrecht

Werke:

  • Beiträge zur Beschreibung des Kirchenstaates der Hessen-Kasselschen Lande (1780)
  • Versuch einer Anleitung zum Hessen-Kasselschen Kirchenrecht (1785)
Familie

Vater:

Ledderhose, Johann Konrad, 1700–1771, Oberhofprediger

Mutter:

Pfannkuchen, Anna Dorothea Elisabeth, * 1718, † Kassel 10.8.1775, Heirat Treysa 1737, Tochter des Johann Bernhard Pfannkuchen, Dr. med., Medizinalrat, und der Elisabeth Clausenius

Nachweise

Quellen:

  • Losch-Kartei, Murhard’sche Bibliothek Kassel

Literatur:

Leben

Am 21. Dezember 1751 wurde Conrad Wilhelm Ledderhose in Hanau geboren als siebentes Kind von Johann Conrad Ledderhose, dem Superintendanten der reformierten Landeskirche der Grafschaft Hanau, der zugleich erster Pfarrer an der Marienkirche in Hanau war, und dessen zweiter Ehefrau Anna Dorothea Elisabeth. Landgraf Wilhelm VIII. versetzte Ledderhoses Vater 1756 als Konsistorialrat und Oberhofprediger nach Kassel. Dort besuchte Conrad Wilhelm für kurze Zeit die Stadtschule, wurde dann aber von einem Vetter, dem späteren Pfarrer Ledderhose in Oberaula, privat unterrichtet. Wohl recht gut ausgebildet ging er ab 1766 an das Collegium Carolinum. Ostern 1769 schloß sich ein Studium der Rechte in Marburg an. 1772 setzte er seine Studien in Göttingen fort. Da seine Geldmittel knapp wurden, ließ er sich Ostern 1773 in Marburg vor der Juristenfakultät zum doctor iuris examinieren und kehrte anschließend nach Kassel zurück. Die ihm im März 1774 übertragene Stelle eines Assistenten bei der Marburger Universitätsbibliothek war nur mäßig besoldet. Als er mit einer Bewerbung auf eine Stelle als Regierungs-Archivarius in Kassel Erfolg hatte, kehrte er im Juni 1774 dorthin zurück. 1780 folgte eine Ernennung zum Fürstlich-Hessischen Rath.

1781 erschien sein 600 Seiten umfassendes Buch „Beyträge zur Beschreibung des Kirchen-Staats der Hessen-Casselischen Lande“, eine Fleißarbeit von fast 600 Seiten über die Kirchen der Landgrafschaft, ihre Organisation bis hin zu den einzelnen Gemeinden, für die ihm seine Tätigkeit als Archivar Zugang zu den entsprechenden Quellen geboten hatte. Sie enthält auch eine Biografie seines Vaters (s. 27).

1784 kam eine Ernennung zum Professor am Collegium Carolinum für die Fächer Bürgerliches Recht und Staatsrecht sowie Deutsche Rechtsgeschichte hinzu. Eine rege schriftstellerische Tätigkeit kennzeichnet seine Tätigkeit. 1785 erscheint von ihm ein „Versuch einer Anleitung zum Hessisch-Kasselischen Kirchenrecht“, ein gewichtiges Werk, in dem Ledderhose das Kirchenrecht klar definiert und zwischen Staatskirchenrecht und innerem Kirchenrecht unterscheidet. Das Buch wurde 1821 sogar ein zweites Mal überarbeitet aufgelegt. Eine Vielzahl von Abhandlungen und Materialien fasste Ledderhose in „Kleinere Schriften“ zusammen, von denen er 5 Bände von 1787 bis 1795 herausgab. Seine Schreibweise ist meist sehr anschaulich und frei von trockenen bürokratischen Formulierungen. Nach der Auflösung des Collegium Carolinum 1795 unterrichtete C.W. Ledderhose am Lyzeum in Kassel. 1804 wurde er zum Direktor der Hof-Bibliothek ernannt. In der Franzosenzeit wurde er durch das Los zum Rat am Westfälischen Appellationsgericht in Kassel bestimmt, eine Tätigkeit, der er ohne Neigung, aber dennoch gewissenhaft nachging und von der ihn am 19.12.1812 der Tod befreite.

Literatur:

Strieder 7 (1787), S. 460 (dort eine Selbstbiografie von C.W.L. und ein Schriftenverzeichnis bis 1787); Intelligenzblatt der Allg. Literaturzeitung vom 25.01.1804, Sp. 105; Bernhard Christian Duysing, Annalen der Gesetzgebung, Rechtsgelehrsamkeit und Rechtspflege in den Kurhessischen Landen, 2. Band, 8. Heft, S. 91 (Nachruf auf C.W.L. und Notizen zu seinem weiteren Lebenslauf).

[Autor: Prof. Dr. Martina Sitt]

Zitierweise
„Ledderhose, Konrad Wilhelm“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/116851260> (Stand: 15.4.2024)