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Volksaufstand in der DDR – Denkmale in Hessen, 17. Juni 1953

In der DDR haben am 17. Juni mehr als eine Million Menschen gegen das SED-Regime und deren Unterdrückungs- und Kontrollmaßnahmen rebelliert. Ausgehend von einem Arbeiteraufstand in der Berliner Stalinallee, der von der sozialistischen Führungsriege ausgebauten „Champs Elysee“ Ost-Berlins, entwickelt sich binnen kurzer Zeit ein Flächenbrand von wütenden Bürgern in Groß- und Kleinstädten des ostdeutschen Landes. Mit Hilfe sowjetischer Soldaten und Panzer gelingt es den SED-Verantwortlichen die Rebellion mit Gewalt niederzuschlagen. Die Zahl der Opfer ist nicht genau festzustellen, sie bewegt sich aber zwischen 50 und 80 Menschen.

Der Aufstand hat große Bedeutung für die weitere Geschichte der DDR, aber auch für die Bundesrepublik Deutschland, denn der 17. Juni ist bis zur Wiedervereinigung 1990 der Tag der deutschen Einheit.

Besonders auch in Hessen hat dieser Tag seine Auswirkungen. In vielen Ortschaften entstehen Denkmäler, die sich mit dem Ereignis auseinander setzen und auch das Thema der Flüchtlinge von Thüringen nach Hessen ansprechen.

Das Kuratorium Unteilbares Deutschland hat im hessischen Bad Arolsen ein Denkmal errichtet, welches an die Unteilbarkeit Deutschlands erinnern soll. Anlässlich des Volksaufstands in der DDR hat man genau an diesem Datum und zur Feier des Tages der deutschen Einheit ein Denkmal gebaut. Das Denkmal ist eine Betonplatte, die eine Deutschlandkarte zeigt. Dem Zeitgeist gemäß hat man dabei die Grenzziehungen von 1937 verwendet, was in den Folgejahren für Probleme gesorgt hat. Dabei ist besonders die Grenze von der DDR und ebenso vom geeinten Berlin, mit dem Symbol des Brandenburger Tor, hervorgehoben. Als Inschrift steht geschrieben: Deutschland unteilbar.

Jedoch errichten mehrere Städte im Land Hessen Denkmäler, die sich mit der deutschen Teilung auseinander setzen. Im hessischen Dillenburg hat das Kreiskuratorium Unteilbares Deutschland und der Verband der Sowjetzonenflüchtlinge ein weiteres Denkmal errichtet. Dabei handelt es sich um eine 12 Meter hohe Eisensäule, an deren Spitze sich eine Feuerschale befindet. Die 2,5 Tonnen schwere Säule ist umschlungen von einer 15 Meter langen Kette, wobei das letzte Glied zerrissen ist. Das Denkmal soll eine Mahnung für die in der Freiheit lebenden Menschen darstellen.

Die Gemeinde Kleinensee errichtet am 17. Juni 1964 ein Mahnmal zur Deutschen Teilung. Hierbei handelt es sich um einen 13 Meter hohen Aussichtsturm mit einer über eine freistehende Wendeltreppe zu erreichenden Plattform. Zwei schmale Betonstreben umschließen die Wendeltreppe, ragen empor und sind im oberen Teil geöffnet. Von der Aussichtsplattform sieht man sowohl den hessischen Ortsteil Kleinensee als auch das thüringische Großensee. (Orte des Erinnerns, S. 228 f.) Bis zu der Teilung Deutschlands und der endgültigen Sperrung der Grenze durch die Sowjets 1952 haben die beiden Orte gute Beziehungen gepflegt. Eine Erinnerungstafel auf dem Turm zeigt die Grenzen der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR. Bei diesem Beispiel sind die ehemaligen Ostgebiete Deutschlands von 1937 nachträglich entfernt.

Sehr eindrucksvoll macht auch der kleine Ort Leimbach in der Gemeinde Heringen auf die ehemalige deutsche Teilung aufmerksam. Dort steht eine Skulptur die den Namen Erinnerung an einen Irrtum trägt. Der Künstler heißt Anatol Herzfeld und er hat mit Jugendlichen eine Pyramide aus Metallgittermatten, die auf einen Sockel aus Lochbetonplatten gestellt wurde, errichtet. Die Pyramide hat man noch mit Stacheldrahtrollen umgeben. Damit besteht die Skulptur aus den Materialien der DDR-Grenzsicherung aus diesem Gebiet (Orte des Erinnerns, S. 229).

Wieder mit nachträglichen Bezug auf den Volksaufstand in der DDR hat die Ortschaft Limburg an der Lahn ein Mahnmal erbaut. Man möchte damit besonders an die Situation Berlins erinnern und hat dementsprechend den Berliner Bären und eine Flammschale eingeweiht. Es soll ein Zeichen für den weiteren Einsatz der deutschen Bevölkerung für die Wiedervereinigung der beiden Staaten sein.

Um nach der Wende den alten Wald- und Feldweg wiederherzustellen, bemühen sich der hessische Ort Obernüst und das thüringische Walkes. Der Weg ist ebenso ein beliebter Wanderweg und da beide Orte dem selben Kirchenamt angehören und sich seit jeher gute persönliche Beziehungen gebildet haben, ist man bemüht, diese Verbindung nach Öffnung der Grenze wieder neu aufleben zu lassen. So haben die beiden Orte einen gemeinsamen Platz, den Ahornsplatz, welcher an dem Weg liegt, eingeweiht sowie einen Gedenkstein zur Erinnerung an die Grenzöffnung errichtet.

Ein besonderer Ort, wenn es um die Geschichte der innerdeutschen Grenze, insbesondere den Flüchtlingen aus der SBZ/DDR, geht, ist die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Gießen. Das vom Krieg völlig zerstörte Gießen ist am 15. Februar 1946 zunächst ein Lager für Heimatvertriebene eingerichtet worden, ab dem Juli 147 richtet sich der Fokus aber eher auf die Zuwanderung von Menschen aus der Sowjetischen Besatzungszone, weshalb das Lager den Status des Landesaufnahmelagers für Flüchtlinge erhält. Ab dem 25. August 1949 hat es den offiziellen Namen Zentrales Durchgangslager. Auf Grund seiner zentralen Lage ist es eines von zwei in Deutschland existierenden. Ab 1963, also nach dem Bau der Berliner Mauer, sank die Zahl der Flüchtlinge drastisch, weshalb Gießen als alleiniges Durchgangslager erhalten bleibt. Man schätzt die zahl der Flüchtlinge seit 1945 auf mehr als drei Millionen. Eine genaue Zahl lässt sich aber nicht feststellen, da zwischen 1945 und 1949 keine systematische Zählung bzw. Erfassung stattfindet. Durch das Notaufnahmegesetz vom 22. August 1950 (Gesetz über die Notaufnahme von Deutschen in das Bundesgebiet) gelingt von da an eine geregelte Aufnahme der SBZ/DDR-Flüchtlingen. Die Wiedervereinigung beendet schließlich die Funktion des Lagers in Gießen. Heute dient die Stelle als Betreuungseinrichtung für Asylsuchende, die dem Land Hessen zugewiesen werden. Unterlagen des ehemaligen Notaufnahmelagers finden sich im Stadtarchiv Gießen.

Am Eingang des Gebäudes befinden sich drei Gedenksteine, wovon der eine an den 17. Juni 1953 erinnert (mit der Inschrift: 17. Juni 1953 / Einheit / Frieden Freiheit). Die beiden anderen sind anlässlich des Falls der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung aufgestellt.
(MW)

Belege
Empfohlene Zitierweise
„Volksaufstand in der DDR – Denkmale in Hessen, 17. Juni 1953“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4255> (Stand: 17.6.2022)
Ereignisse im Mai 1953 | Juni 1953 | Juli 1953
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