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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Regierung berichtet über Stand des Hessen-Plans, 25. Februar 1953

Im Hessischen Landtag werden Erfolge und Aussichten des Hessen-Plans debattiert. Zu Beginn der Debatte bekräftigt Ministerpräsident Georg August Zinn (1901–1976; SPD) die Bereitschaft des Landes, auch weiterhin Flüchtlinge und Heimatvertriebene zu integrieren. Die Menschen dürften nicht mit den Folgen des Krieges, unter denen sie nun zu leiden haben, allein gelassen werden. Bislang konnte die Regierung in den letzten zwei Jahren 40 Prozent der gesteckten Ziele bei der Wiedereingliederung umsetzen. Diese Politik soll auch in den kommenden zwei Jahren weiter verfolgt werden; dabei soll der soziale Ausgleich im Vordergrund stehe. Erschwerend hierfür sei allerdings, dass die Mittel für den Flüchtlingswohnungsbau in diesem Jahr geringer ausfallen. Daher sei, so der Ministerpräsident weiter, auf Unterstützung durch das Bundesministerium zu hoffen. Hessen werden daher im Bundesrat für die Weiterführung des derzeit eingefrorenen Sonne-Plans eintreten, sowie die Aufgabe verfolgen, die westliche Welt für das deutsche Flüchtlingsproblem zu sensibilisieren, da dieses auch eine internationale Frage sei. Im folgenden gibt Ministerialdirektor Wenzel Jaksch (1896–1996), der Leiter des hessischen Landesamtes für das Flüchtlingswesen, Auskunft über den Stand des Hessen-Plans. Zwischen 1950 und 1952 seien 17.000 Wohnungen an volkswirtschaftlich und sozial gesehen richtigen Standorten durch die zentralen Wohnungsbaumaßnahmen entstanden. 14.728 Personen konnten durch die Landes- und Bundesumsiedlung untergebracht werden. Die Eingliederung des heimatvertriebenen Landvolkes verlaufe hingegen nicht so erfreulich. Von den geplanten 3.000 landwirtschaftlichen Siedlerstellen im Neusiedlungsverfahren seien derzeit (Stand: 31. Januar 1953) nur 738 umgesetzt worden. Um die veranschlagten Stellen zu schaffen benötige man noch eine sechs Jahren sowie weitere finanzielle Mittel. Durch das Flüchtlingssiedlungsgesetzes konnten 1960 Familien aus dem Osten ländlichen Besitz erwerben oder pachten. Durch Kreditgewährung wurden in Hessen 5.723 neue Arbeitsplätze geschaffen und 2.217 gefährdete Arbeitsplätze geschützt. Nach Nordhessen gingen 8,2 Millionen DM der ausgegebenen 20 Millionen DM für diese Kredite. Abschließend legt der SPD-Fraktionsvorsitzende Heinrich Schneider (1905–1980) eine Entschließung seiner Partei vor, die die Weiterverfolgung und Intensivierung des Hessen-Plans zum Inhalt hat, sowie internationale Unterstützung in der Flüchtlingsfrage erbittet. FDP und CDU sprechen von der Schuld der Alliierten an der Vertreibung der Deutschen aus Mitteldeutschland. Der BHE hebt die Leistungen der Heimatvertriebenen beim Wiederaufbau des Bundeslandes hervor und fordert die Erweiterung der Maßnahmen des Hessen-Plans sowie den Ausbau des Landesflüchtlingsamtes. Alle Anträge wie auch die Entschließung werden an den Hauptausschuss weiter gegeben.
(MB)

Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Regierung berichtet über Stand des Hessen-Plans, 25. Februar 1953“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4177> (Stand: 25.2.2022)
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