Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Stellungnahme des Ministers von Hombergk zu Vach zum Ausbleiben der Streiks im Großherzogtum

Stellungnahme des Ministers von Hombergk zum Ausbleiben von Streiks im Großherzogtum, 31. Januar 1918

In einer Sitzung des Erweiterten 1. Ausschusses der Zweiten Kammer des Landtages des Großherzogtums Hessen geht der hessische Innenminister Friedrich von Hombergk zu Vach (1857–1935) auf die Streikbewegung der zurückliegenden Tage ein:

Erfreulicherweise scheint die hessische Arbeiterschaft den auch an sie herangebrachten Aufreizungen zur Teilnahme an dem bedauerlichen Demonstrationsstreik, wie wir ihn in einzelnen Städten leider zu beklagen haben, bis jetzt wenigstens widerstanden zu haben. Aus keinem der hessischen Betriebe sind Arbeitsniederlegungen gemeldet worden. Das verdanken wir in erster Linie den verständigen Abmachungen der christlichen, der gelben und der Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften, nicht zum geringsten Teil aber auch der besonnenen Haltung unserer hessischen sozialdemokratischen Parteileitung. Es ist jetzt wahrlich nicht Zeit zu großen Worten, und jede Scharfmacherei, mag sie kommen, woher sie wolle, muß vor allen Dingen ausgeschaltet bleiben. Mehr wie je gilt es jetzt, zusammenzuhalten, damit wir nicht kurz vor dem zu erhoffenden Ziel durch solche zwecklose und gefährliche Veranstaltungen alles aufs Spiel setzen, was wir seither mit Gut und Blut unter den größten Entbehrungen verteidigt haben. Ich vertraue auf die seither bewährte Vaterlandsliebe unserer Arbeiterschaft und derer, die Einfluß auf sie haben, daß es gelingen wird, die Verirrten bald wieder zu ihrer Pflicht zurückzuführen und mit vereinten Kräften durchzuhalten bis zu dem von uns allen heiß ersehnten Frieden, den wir unter keinen Umständen von unseren Feinden wollen diktieren lassen.

Der Vorsitzende des Ausschusses, der Nationalliberale Arthur Osann (1862–1924) sprach daraufhin den Dank des Ausschusses aus und stellte einstimmige Zustimmungen hierfür fest.
(OV/LV)